Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münzhandlung A. Riechmann & Co. <Halle (Saale)> [Hrsg.]
Auktions-Katalog ... enthaltend: Münzen der deutschen Kipperzeit, Sammlung des Herrn Wilhelm Kraaz: die Versteigerung findet statt: Donnerstag, den 6. und Freitag, den 7. März 1924 (Katalog Nr. 25) — Halle (Saale), 1924

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42394#0007
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vorwort.

Mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges setzte in Deutschland eine
bisher einzig dastehende Münzverschlechterung ein', die bis zum Jahre 1622
in ständigem Wachsen begriffen war. Die Kipper und Wipper, wie man
diejenigen nannte, die guthaltige Münzen beschnitten und falsche gering-
haltige Münze in den Verkehr brachten — kippen heißt schneiden und wippen
heißt wiegen — haben dieser Zeit den Namen gegeben. Die Kipper- und
Wipperzeit vom Jahre 1618—1622 bezeichnet den Tiefpunkt deutschen wirt-
schaftlichen Niedergangs jener Zeit. Was war nun der Anlaß?
Schon in früheren Zeiten und besonders im Anfänge des 17. Jahr-
hunderts hatten einige Fürsten in sogenannten Heckenmünzen geringhaltige
Scheidemünzen ausgeprägt; und mancherlei Klagen darüber finden wir in den
Kreisakten. Als nun der Dreißigjährige Krieg ausbrach, sahen sich alle Landes-
herren zu Rüstungen und großen Geldausgaben gezwungen. Da machten
unlautere Elemente den Fürsten den Vorschlag, die Münze gegen hohe Schlag-
gelder zu verpachten und den Pächtern zu gestatten, Münzen nach viel ge-
ringerem Schrot und Korn auszubringen, als wie die Reichsmünzordnung es
vorsah. Allen voran ging der Kaiser selbst, in dessen Wiener, wie böhmischen
Münzstätten ungeheure Mengen geringhaltiger Taler, Halbtaler und kleinere
Scheidemünzen geprägt wurden. Diesem Beispiel folgten die Kurfürsten
von Sachsen und Brandenburg, die Herzoge von Braunschweig und Bayern
und alle münzberechtigten Stände, ja bald manche überhaupt nicht münz-
berechtigten Herren und Städte. Der Gewinn, der von den Münzständen wie
von den Pächtern und Münzbeamten erzielt wurde, war ein ganz außerordent-
licher. Die guthaltigen Münzen wurden überall aufgekauft und wanderten
in die Schmelztiegel, um als ganz geringhaltiges, aber äußerlich mit hohem
Werte gekennzeichnetes und mit einem Zwangskurs versehenes Zahlungsmittel
das Volk zu betrügen. Alle Erscheinungen, die uns aus der Papierinflation
der letzten Jahre so geläufig sind, können wir auch damals beobachten. Die
 
Annotationen