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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0060
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( 58 )
zehnten Jahrhundert wechselten die Lehensträger, nachdem die frühem Besitzer
ausgestorben, und es werden jetzt die Horneck von Hornberg, die Geyer von Giebel-
statt, die Schotten von Schottenstein, als Herren der Veste genannt. Von Konrad
Schott kaufte sie, 1516, der bekannte Ritter Götz von Berlichingen: da jedoch
sein Vater schon sich einen Herrn zu Hornberg genannt hatte, so bezog sich der
Kauf vermuthlich nur auf einen den Schotten noch zustehenden Theil.
Götz von Berlichingen ! welche Erinnerungen knüpfen sich an deinen Namen,
an deine Zeit! welche Kraft und welche Selbsttäuschung! Alle Gegensätze seines
Jahrhunderts drängen sich in diesem Einen zusammen, so unvereinbar sie auch
scheinen mögen: die aufbrechende Bildung einer schönem Zeit, die Rohheit und
das ungebändigte Treiben der alten Wegelagerer, und dabei die nackte Biederkeit,
verbunden mit umsichtiger Klugheit. Der ächte Ritter war sein Ideal; Schwert,
Lanze und Rofs seine unzertrennlichen Gefährten; Gefahren der Schlacht, die
Wonne seines Lebens. Zum Reiterdienst hinaus trieb es ihn schon aus der Mutter
Schoofse, und der Knabe lebte auf der Heerstrafse, den Augenblick ersehnend,
der ihm selbst die Wehre in die Hand legen würde. Dann aber folgte auch keine
Stunde mehr, in der das Schlachtrofs oder die Lanze feierten; überall findet er
Gegner unter Mächtigem und Schwächern, und bald die eigenen, bald die fremden
Unbilden rächend, war er vom Schwarzwald bis über den Rhein und den Main
der Schrecken der Eidbrüchigen. Von wenigen Knechten begleitet, Tag und Nacht
umherstreifend, trieb er die sicher sich wähnenden Gegner an Orten auf, wo
ihn keiner vermuthete. Sonderbare Verfassung, welche dem einzelnen Kecken
gestattete, auf den Heerstrafsen, an den Stromufern seiner Feinde zu warten, oder
der friedlichen Kaufherren, auf Schiffen und Wagen ihre Güter auszusondern und
heim auf seine Veste zu führen, oder den Reitersmann niederzuwerfen, und bis
zur Auslösung und Urfehde gefangen zu halten: überall und gegen alle sein eigner
Richter und Rächer! Götz ist die letzte Erscheinung dieses Ritterthums, das nur
das als Recht erkannte, welches sich jeder selbst sprach und der gewaltlosen
Gerichtshöfe spottete, welche die kaiserliche Macht eingesetzt hatte. In ihm stellt
sich auch der letzte Kampf der alten ritterlichen Waffen gegen die neuen Werk-
zeuge des Krieges dar: denn nie führt er das gefährliche Rohr, das er, des Ritters
unwürdig achtend, dem gedungenen Söldner überliefs; die Armbrust, das lange
und kurze Schwert und die gewichtige Lanze, sind seine Waffen, die er mit
furchtbarer Kraft auch in der eisernen Hand schwingt, seitdem ihm vor Landshut
der Vorderarm zerschmettert worden. So kämpft er auf allen Strafsen, vor Vesten
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