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Rinne, Christoph
Odagsen und Großenrode, Ldkr. Northeim: jungsteinzeitliche Kollektivgräber im südlichen Leinetal — Rahden/​Westf.: Leidorf, 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67240#0056
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Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 5

53

Tab. 12 Odagsen I, Ldkr. Northeim, FStNr. 2. Anzahl
der Fragmente und Gesamtgewicht der sprätbronze- und
eisenzeitlichen Gefäße.

Gef.
Anzahl
Gewicht (g)
39
66
538
248
18
475
23
11
70
221
7
208
41
4
14
219
3
14
302
2
146
55
2
20
115
1
27
40
1
17
182
1
12
45
1
7
116
1
6
177
1
5

weisen (Peschel 1962, 79).
Die übrigen Gefäßreste (Gef. 41,45, 177,219,221,302;
Taf. 37, 39, 40) - es handelt sich um eine grobe, teilwei-
se schlickgerauhte Ware - können den hier beschriebe-
nen Funden und dem erschlossenen Zeitrahmen zwang-
los beigeordnet werden.
Bei den hier vorgestellten jüngerbronzezeitlichen bis
eisenzeitlichen Gefäßen bestehen einige auffällige Un-
terschiede. Dies betrifft vor allem den Erhaltungsgrad.
So liegen von der große Terrine Gef. 39 insgesamt 66
Fragmente mit 538 g Gewicht vor, von dem Doppelko-
nus Gef. 248 noch 18 Fragmente mit insgesamt 475 g.
Beide Gefäße weisen damit in beiden Merkmalen die
höchsten Werte auf, gegen die die anderen Gefäße deut-
lich abfallen (Tab. 12).
Die offensichtlich gute Erhaltung der beiden Gefäße geht
dabei mit einer konzentrierten Fundlage einher. So fan-
den sich nahezu alle Fragmente bis in das Stratum 4 der
Grube Bef. 19 vor dem Grabeingang, lediglich ein
Fragment der Terrine war im Pflughorizont 2 m nach
Osten, ein Fragment der Schulterschüssel in gleicher
Höhenlage um 1,5 m nach Süden verschleppt worden.
Von den übrigen Gefäßen liegen deutlich weniger Frag-
mente mit einem insgesamt geringeren Gewicht vor.
Aufgrund dieses Unterschiedes ist zu erwägen, ob es
sich bei der Terrine Gef. 39 und dem Doppelkonus Gef.
248 nicht um die Gefäße einer Nachbestattung handelt.
Vergleichbare Gefäße sind bereits vom bronzezeitlichen
Gräberfeld bei Telgte angeführt worden, wo auch die
Kombination von Terrine und Doppelkonus mehrfach
belegt ist (Wilhelmi 1981, 70 Abb. 17). Die Odagser
Terrine wäre dann als Urne, der Doppelkonus als Beige-
fäß anzusprechen. Es kann an dieser Stelle erneut auf das
mittelbronzezeitliche l4C-Datum hingewiesen werden
(Abb. 16), das menschliche Aktivitäten am Grab zu
Beginn der jüngeren Bronzezeit belegt. Dieses Datum
stammt jedoch nicht aus der Grube Bef. 19, sondern aus

Bef. 31, der Störung der südlichen Längswand. Die
Hypothese einer urnenfelderzeitlichen Nachbestattung
am südöstlichen Ende des Grabhügels ist nicht zu bele-
gen, doch sind die typologischen Vergleiche, das mögli-
che Gefäßensemble, die auffällig gute Erhaltung und die
konzentrierte Fundlage eindeutige Hinweise. Wohl mit
dem Wechsel zur Eisenzeit, spätestens jedoch zur mittle-
ren Latenezeit, setzt dann definitiv die Zerstörung des
Grabhügels ein. Dies wird durch die kleinscherbige,
typische Grobkeramik in den Störungsgruben eindrucks-
voll belegt.
Diese Funde aus den Störungsgruben des Odagser Kol-
lektivgrabes passen sich gut in das Fundspektrum süd-
niedersächsischer Siedlungen der jüngeren Bronze- und
vorrömischen Eisenzeit ein. Hierbei ist in den Funden
aus dem Odagser Grab ein auffälliger Hiatus zwischen
dem Übergang der Bronze- zur Eisenzeit (Ha B/C) und
einem mittellatenezeitlichen (Lt C/D) Siedlungsnieder-
schlag festzustellen. Dieser Hiatus wird vermutlich nur
durch das geringe Fundspektrum mit seinen chronolo-
gisch kaum relevanten Gefäßformen vorgetäuscht.
2.3.6 Mittelalterliche Keramik
Auf der Grabung wurden insgesamt 56 mittelalterlichen
und neuzeitliche Keramikfragmente geborgen. Es han-
delt sich überwiegend um Wandscherben, dazu sechs
Randfragmente und eine Bodenscherbe, die insgesamt
211g wiegen, wobei 50 % ein Gewicht von maximal 3 g
aufweisen, das schwerste jedoch 40 g wiegt.
Die dreidimensional eingemessenen Funde und die
Fragmente, die über die Angabe des Schnittes zu lokali-
sieren sind, konzentrieren sich in der östlichen Gra-
bungsfläche, in den Schnitten 7, 10 und 11. Bei der Lage
der Funde fällt die Tiefe auf; so wurden drei Fundeinhei-
ten auf dem Niveau des Planums 4 geborgen und eine
weitere auf der Höhe des Planums 3 Taf. 7). In den vier
Fällen handelt es sich um Funde aus den Schnitten 5 und
7, so dass eine Verbindung mit der im Schnitt 10 doku-
mentierten mittelalterlichen Wegespur nahe liegt. Dieser
Befund verliert sich in der südlich anschließenden Flä-
che der Schnitte 5 und 7, kann hier jedoch sicher auf-
grund der Keramikfunde fortgeführt werden.
2.4 Artefakte aus Stein
Auf der Grabung konnten 258 geschlagene Steinartefak-
te sowie einige auffällige Steine, deren Artefaktcharakter
und Zusammenhang mit dem Grab nicht im Einzelnen
gesichert ist, geborgen werden. Die geschlagenen Arte-
fakte bestehen überwiegend aus nordischem Flint, in
einem Fall aus Kieselschiefer, zwei weitere Objekte sind
aus einer auffallend honiggelben Flintvarietät gefertigt.
Die übrigen 18 geborgenen lithischen Artefakte bestehen
aus quarzitischem Gestein, Schiefer, Sandstein, Grün-
stein oder Amphibolith und nordischem Flint.
Unter den typologisch zu trennenden Formen dominieren
Querschneider (n=17) und Pfeilspitzen (n=13). Ein
Querschneider ist in einen Knochen eingewachsen (FNr.
7128, Taf. 44) und somit nicht als Grabbeigabe anzu-
 
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