Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Freiligrath, Ferdinand [Editor]
Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie — 1.1840

DOI article:
Püttmann, Hermann: Über die neuesten Kunstschöpfungen, inbesondere der Düsseldorfer Schule
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.19846#0208
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
194

nrtigcn Kunstschöpfungen in Münchcn zur Belebnng eines
allgemeinen Kunstsinnes von unaussprechlichem Werthe
gewesen; daß jedoch der innerliche Gehalt dieser Arbeiten
unbedingtes Lob verdient, dürfte schwer zu beweisen sein.
— Man sagt, die münchener Fcescomaler zeichnen sich
vor allen aus durch Strenge des Styles, durch kräftige
Ausbildung der Form, durch epischen Charakter der
Auffastung, was durchaus nicht bestritten wecden kann.
Aber mit der übermäßigen Strenge des Stvles verbindet
sich oft Kälte und Befangenheit; kräftige Ausbildung der
Form genügt nicht, wenn der Gcist der Composition
und dec stharakterausdruck nicht mit gleicher Vollkommen-
heit beachtet sind. Der epische Charakter möchte nun
am wcnigsten zeitgemäß und zum Fortschritt anregend
sein, weil das Epische in der Malerei unstatthaft ist. Die
großen mythologischen und geschichtlichen Scenen krsso»
erscheinen in der Auffassung nicht gar cntfernt von den
kalten mengsstchen Darstellungen des vorigen Jahrhun-
derts, obwohl die Ausführung ihre unwiderstehlichen Reize
hat. Der Hauptcharakter dec Schule im Allgemcinen ist
Nachahmung dec Antike, aber im edelsten Sinne des
Wortes, und dicse Nachahmung zeigt sich in München
auf gleiche Weise in den kolossalen Bauunternehmungen,
den Sculpturen u. s. f. Selbst Cornelius, in desscn
Bildcrn der hohe Adel dcc Charaktere, die Großhcit der
Formen und die Sicherheit und Anmuth der Ausführung
bewundcrnswürdig sind, bewegt sich hinsichtlich der Auf-
fassung fast stets in einem gegebenen Begriffe, und
seine Schöpferkraft besteht mehr in klugen Combinationen
 
Annotationen