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Rodenberg, Julius
Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht: ein Skizzenbuch zur Weltausstellung — Leipzig, 1867 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1385#0153
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Vou Wrlliam Reymond und Julius Rodcnberg. 145

„Gegenpolizei" hielt, welche Fouche bewachte und den Kaiser
über alles unterrichtete, was jener that oder beabsichtigte.

Der Restauration jedoch war es vorbehalten, das größte
Genie der geheimen Polizei erstehen zu sehen in Vidocq, deflen
Name nicht nur in Len Polizeiannalen, sondern auch in den
Romanen Balzac's und den Erinnerungen Leon Gozlan's an
beide: „Lal^ao ot Viäoog", fortleben wird. Balzac liebte die
schauerlichen „Geschichten"; und wer hätte sie ihm befler erzäh-
len können als Vidocq? Eines Tags hatten sie ein Diner

zusammen mit Appert, Großalmosenier der Königin Ame'lie,
den sein Beruf fortwährend in Verbindung mit den Gefäng-
niffen brachte, und Sanson, dem damals noch lebenden Scharf-
richter von Paris (diese Geschichte findet sich von einem

Theilnehmer des Diners erzählt im „Cornhill - Magazine", XI,
757). Es war ungefähr gegen Ende der dreißiger Jahre,

1836 oder 1837. Verschiedene Herren, in der literarischen

Welt bekannt, waren anwesend. An keinem andern Platz, als
Paris, hätte solch ein ssrvios äs tabls sein können. Die Ge-
sellschaft war um so merkwürdiger, als es das erste mal war,
daß Sanson den Mann sah, welcher ihm soviel Futter für
die Guillotine geliefert battei während andererseits sie Vidocq
Gelegenheit gab, viele Fragen zu stellen über das Benehmen
berühmter Verbrecher in den letzten Augenblicken vor ihrem
Tode . . . Viele von den Geschichten, welche Vidocq erzählte,
finden sich in den von ihni später herausgegebenen „Noinoires";
aber kein gedruckter Bericht könnte von der Fröhlichkeit einen
Begriff geben, von dem Enthusiasmus, ich möchte sagen der
Beredsamkeit, mit welcher er fich über einige seiner besondern
Erfolge aussprach. „Erinnern Sie sich an den großen Ein-
bruch zu Batignolles?" sagte er. „Es handelts sich um ein
Complot zu Raub und Mord in grandiosem Maßstab. Es
war bald, nachdem ich in den öffentlichen Dienst getreten war,
lange bevor es bekannt geworden, daß ich mit der Obrigkeit
etwas zu thun habe. Jch ward in alle Vorbereitungen ein-
geweiht, welche getroffen waren, um in das Haus zu brechen,
das gestohlene Gut zu bergen und jede Person, die Widerstand
versuchen sollte, über Seite zu schaffen. Es war beschloffen,
koste es was es wolle, daß die Arbeit gethan würde. Die

Rodcnberg, Paris. 1g
 
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