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Von Ärthur Levysohn.

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„Nymphea blanc en Liqueur" für die Schultern und Karmin
für die Lippen noch gar nicht gedacht wurde.

Das glänzendste aller der Sommerball-Etabliffements seit
dem Aufhören des „Chäteau des Fleurs", das einem neuen
Hausmann'schen Boulevard Platz machen mußte, ist nunmebr
der Jardin-Mabille, auf der linken Seite der Champs-
Elysees, fast am Eingang der Avenue Montaigne gelegen. Seit
1831 schon besteht dieser Tanzgarten, der, feit dieser Zeit
der Dynastie der Mabilles angehörig, aus den sehr beschei-
denen Uranfängen eines Balles vor der Barriere ü 50 Cen-
times Entres, sich zu dem Range einer Lieblingsreunion des
Lorettenthums erhob, in welcher sich die verschiedensten Jahr-
gänge der „Haute-Bicherie" und der „Cocottes" ein abendliches
Rendezvous geben.

Seitdem im Jahre 1847 der dritte der Herrscherfamilie
Mabille, „zugleich ein Dichter und ein Advocat", der mit
Lord Byron wenigstens die Eigenschaft gemein hatte, zu hin-
ken, seit dieser Mann 500000 Frs. in das Unternehmen
gesteckt, um es an Pracht und Ausstattung zum elegantesten in
Europa zu machen, seitdem ist von Jahr zu Jahr der Glanz
und der Luxus gewachsen, mit dem sich dort die „Civilisation"
von Paris dem staunenden Fremdling präsentirt.

Der Garten ist nach deutschen Begriffen nicht groß; aber
beim Eintritt in die gasstrahlends Eingangsallee gewahrt man
eine wahrhaft künstlerisch ausgeführre, perspectivisch gemalte Fern-
sicht, die durch geschickt angebrachte Lichtreflexe durchaus den
Eindruck hervorruft, als verlängere sich der Garten ins Un-
endliche. Kurz vor dieser Wandmalerei wendet man sich nach
links und steht, nachdem man einen kurzen gewundenen Gang
durchschritten, der von blühenden und duftenden Heckeü einge-
faßt, vor dem prachtvoll erleuchteten funfzig Mann ftarken
Orchester, dessen Führer, ver Schwiegersohn des BesitzerS, Herr
May, ein Deutscher aus Manheim, den Taktstock mit Präcision
und Geschick handhabt.

Ringsumher ist alles in Licht und Glanz getaucht, und
mehr denn zehntausend einzelne Gasflammen erhellen den aus
festgestampftem Sand hergerichteten Tanzplatz, der ringweise das
Orchester umschließt, und von dcssen grell reflectirender Fläche
 
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