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Röder, Josef; Knetsch, Georg; Nesselhauf, Herbert; Pescheck, Christian; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Toutonenstein und Heunesäulen bei Miltenberg: ein Beitrag zur alten Steinindustrie am Untermain — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 15: Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.70635#0057
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Keillöcher einer Stoßkeilung — in zwei Grup-
pen von je vier bzw. zwei Keillöchern — wo-
von in Abb. 16 zwei in An- und Aufsicht wie-
dergegeben sind. Sie sind, wie die Spuren deut-
lich zeigen, mit dem Spitzeisen ausgeschlagen.
Nr. 6 (Abb. 15). Es handelt sich um einen
dreikantigen Gesteinsblock von 2,2 m Länge,
0,2 m Höhe und entsprechender, aber unter-
schiedlicher Breite. Er wurde durch eine Stoß-
spaltung von einer größeren Platte abgestoßen.
Bemerkenswert sind die im Vergleich zur Hö-
he der Spaltung sehr großen und tiefen Keil-
löcher, die bei 0,45, 0,85, 1,05 und 1,95 m der
Gesamtlänge liegen (Taf. 11,1).
Nr. 7 (Abb. 15). Unregelmäßiger Gesteinsblock
von 1,11 m Länge, 0,32 m Dicke und 0,32 m
Breite. An der geraden Kante 3 gleichmäßig
verteilte, tiefe, trapezförmige Keillöcher von
0,10 m Tiefe und 0,10 m oberer Länge. Stoß-
spaltung (Taf. 11, 2).
Nr. 8 (Abb. 15). Mühlsteinrohling von 1,07 m
Durchmesser und 0,17 m Dicke.
Nr. 9 (Abb. 15). Im Umriß dreikantige Platte
von 1,60 m Länge, 0,30 m Dicke und 1,00 m
Breite. Gleichmäßig über die gerade Vorder-
kante verteilt befinden sich 3 große, im Um-
riß quadratisch wirkende Keillöcher. Stoßspal-
tung.
Nr. 10 (Abb. 15). Es handelt sich um einen
im Umriß dreieckig zulaufenden Gesteinsbal-
ken von 1,53 m Länge, 0,46 m Höhe und
0,36 m größter Breite. Entlang der Spaltkante
(Stoß) finden sich bei ungefähr 0,32 und 0,72 m
der Gesamtlänge lediglich zwei kleine schma-
le Keillöcher. Entlang dieser Kante sieht
man an mindestens 8 Stellen die Spuren der

schweren Aufschläge mit dem Schlegel. Die
Stoßspaltung ist also eine kombinierte Schlag-
Keil-Spaltung gewesen, wie sie aus den Stein-
brüchen von Bürgstadt beschrieben wurde.
Der folgende Stein liegt am Ende des Annex-
walles am Westhang des Greinberges.
Nr. 11 (Abb. 15). Im Umriß unregelmäßige
Platte mit gerader Stoßkante von 2,17 m Län-
ge. Die Höhe der Platte beträgt 0,33 m, ihre
Breite schwankt zwischen 0,27 m und 0,53 m.
In unregelmäßig großen Abständen an der
Stoßkante finden sich 4 Keillöcher der unter
Nr. 10 bereits beschriebenen Art, zwischen die-
sen die Spuren des Schlegels, so daß hier eben-
falls eine große kombinierte Schlag-Keil-Spal-
tung vorliegt.
Die beschriebenen Keillöcher sind, soweit sich
das erkennen läßt, alle mit dem Spitzeisen
ausgeschlagen. In ihrer Größe und Gestalt
schwanken sie bei den einzelnen Stücken recht
erheblich. Über die Altersansetzung vgl. S. 76.
Alle beschriebenen Stücke, mit Ausnahme des
Mühlsteins der Nr. 5, sind Abfälle bei der
Werksteingewinnung, Kantenstücke von gro-
ßen Felsplatten und dergleichen. Nr. 5, zum
mindesten die beiden zusammengehörigen Plat-
ten, stellen einen Rohblock dar, dessen Ver-
wendung für einen bestimmten Zweck durch
den Sprung unmöglich wurde. In ihm eine Pa-
rallele zum Toutonenstein sehen zu wollen,
wie Finsterwalder das tut, ist abwegig. Man
muß bedenken, daß man durch Stoßspaltung
von den großen Platten, wie die Natur sie bot,
immer nur Gesteinsbalken abstoßen und ge-
winnen konnte, die man nach Bedarf in klei-
nere Quader und dergl. aufteilen konnte.

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