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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 3.1910

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Nr. 2 (März u. April)
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Anthes, Eduard: Alzei (Vicus Altiaiensium): Spätrömisches Kastell
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Kr.; Carlier, Jules: Fraillicourt (Ardennen): bemalter römischer Glasbecher
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https://doi.org/10.11588/diglit.24880#0031
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19

iibrigens nicht im Verband mit dem anschliessenden Mauerwerk, weshalb eine
spätere Einfügung nicht ausgeschlossen ist. Doch sei .bemerKt. ■ dass sich
am Kastell als solchem bisher keinerlei Spuren eines Umbaus oder einer
Wiederherstellung gezeigt haben. 7 Einzelräume (I—VII) vofi ungleicher Breite,
aber gleicher Tiefe wurden festgestellt; die Zwischenmauern waren überall
73 cm, die Mauer nach dem Hof zu 93 cm stark. Zwei an der Südseite
gelegene Räume wurden vor mehreren Jahren ausgeräumt; nach den Funden
waren sie vielleicht Schmiede und Schlachthaus. Der Brunnen bei 10 kann
römisch sein, doch ist er noch nicht ausgeräumt.

Das Kastell ist neben dem von Kreuznach das einzige seines Typus,
das bisher in Deutschland festgestellt werden konnte; schon deshalb lohnte
sich die Ausgrabung, die fortgesetzt werden wird, um bei den verhältnis-
mässig günstigen örtlichen Umständen das Bild möglichst klar herauszuarbeiten.
Die Verschiedenheit von den Limeskastellen, die noch in ihrer spätesten
Gestalt den Ursprung aus Holz- und Erdbauten nicht verleugnen, ist klar;
Alzei gehört zu den Anlagen, die von vornherein in Stein gedacht und aus-
geführt worden sind. Stellen jene meist ein längliches Rechteck dar, so ist
hier der Grundriss quadratisch; an Stelie der schwächeren Umfassung mit
angeschüttetem Erdwall und vorgelegtem Graben tritt hier die 3 m dicke
Mauer, die durch ihre Stärke den Wallgang ersetzen und den Graben über-
flüssig machen muss. Die Türme springen in Alzei stark nach aussen vor,
auch hierin im Gegensatz zu den Limeskastellen. Auch das alte Intervallum
ist aufgegeben, dafür sind die Kasernen unmittelbar an die Umfassungs-
mauer gebaut.

Das älteste Beispiel dieser bei Stadtanlagen übrigens auch in Augusteischer
Zeit und bald darnach vorkommenden Befestigungsweise hat für das Gebiet dies-
seits der Alpen Lehner in Antunnacum (Bonn. Jahrb. 107 S. 1) für bald
nach 260 nachgewiesen. Nach demselben Grundsatz sind dann die unzäh-
ligen Stadtbefestigungen angelegt, die A. Blanchet (Les enceintes rom. de
la Gaule) aufführt. Derselben Gattung gehören aber auch rein militärische
Anlagen an, wie die Kastelle am späten Rheinlimes der Schweiz (Burck-
hardt-Biedermann, Westd. Ztschr. XXV, S. 129), sowie die arabischen
Kastelle [Brünnow und v. Domaszewski, Die Provinzia Arabia I—III 1)].
Alle diese Bauten gehören ins 4. Jahrhundert, so auch Alzei, für dessen
Entstehung allerdings eine genauere Zeitbestimmung noch nicht zu geben ist;
sie muss vielmehr von der Fort.führung der Grabungen und vor allem von
der noch ausstehenden Durcharbeitung der Einzelfunde erwartet werden.
Bestanden hat das Kastell wohl, als Valentinian I. 365 zweimal in Alzei (Alteium)
weilte (Cod. Theod. X 4,3 und XI 31,5)- Für Einzelheiten verweise ich auf
meinen eingehenderen Bericht Quartalbl. des hist. Vereins f. d. Grossherzogtum
Hessen, N. F. IV 1909, Heft 16.

Darmstadt, Februar 1910. E.fAnthes.

Fraillicourt (Ardennen). Bemalter römisoher Glasbecherq

16. Im Jahr 1907 sind in Frankreich wieder einmal zwei der seltenen

römischen Glasgefässe mit bunter figürlicher Bemalung gefunden worden, von
denen der eine unversehrt in das Museum zuReims gelangt ist. Dem Ent-
gegenkommen des Herrn Jules Car 1 ier verdanken wir die Erlaubnis, seinen

') Ein weiteres derartiges Kastell der Spätzeit mit rechteckigem Grundriss und
Rund-Türmen ist in den 90er Jahren vom Trierer Provinzialmuseum bei P ac hte n a. d. Saar
in der Nähe von Saarlouis gefunden worden. Aber die Ausgrabung wurde damals nicht
zu Ende geführt und noch nichts darüber veröffentlicht. Kr.
 
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