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Roettgen, Steffi [Oth.]; Mengs, Anton Raphael [Ill.]
Anton Raphael Mengs 1728-1779 (Band 1): Das malerische und zeichnerische Werk — München: Hirmer Verlag, 1999

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.54691#0245

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Mengs eine erkennbare Zäsur gegenüber dem Porträtstil seines
Amtsvorgängers Louis de Silvestre. Statt des pathetischen Land-
schaftshintergrundes mit kriegerischem Geschehen wählt er eine
ruhige parkartige Landschaft, die als Ausblick erscheint, während
der Dargestellte in einem Innenraum steht. Die Überproportionie-
rung des stark idealisierten Gesichtes und die Unteransichtigkeit
sind als effektsteigernde Mittel eingesetzt, mit deren Hilfe eine
räumliche Spannung zum bewölkten Himmelsgrund erreicht wird.
Die weiche Plastizität des vollen Gesichtes und das reizvolle, still-
lebenhafte Arrangement von Mantel, Schärpe und Rüstung sind
Merkmale, die unmittelbar auf das Bildnis des sächsischen Kron-
prinzen zurückgehen, das Pierre Subleyras 1739 in Rom gemalt hat
(Dresden, Gemäldegalerie). Von ihm übernimmt Mengs auch den
Hintergrund mit idyllischer Parklandschaft, verzichtet allerdings auf
das Säulenmotiv und behält als Reminiszenz an die ältere Tradition
die gewitterartige Aufhellung des Horizontes bei, ein Motiv, das er
auch später gern verwendet hat.
Angesichts dieser Abhängigkeit scheint Feulners Feststellung, daß
das Bildnis eine Stilstufe jenseits des Rokoko vertrete, durchaus
richtig, wenn auch in anderem Sinne als dem von ihm intendierten.
Denn die »Solidität, die Sorgfalt der Durchführung... und die feine
und zugleich scharfe Charakteristik« sind der französischen aka-
demischen Bildnismalerei des 18. Jahrhunderts verpflichtet, die sich
zeitlich mit dem Rokoko überschneidet.
Es sind keine direkten Nachstiche des Bildnisses bekannt, jedoch
greift der Stich von J.E. Nilson auf Mengs’ Bildnis zurück. Auch ein
im Stich von Lorenzo Zucchi überliefertes Bildnis des Kurprinzen
von Stefano Torelli ist von Mengs abhängig.
Wiederholungen und Kopien
WK 1 Berlin, Staatliche Museen, Gemäldegalerie, Inv. Nr. 2090
Öl auf Leinwand, 126 x 105 cm
Bibl.: Hönisch 1965, Nr. 19, S. 72
Von Hönisch als eigenhändig angesehen, aber in der Qualität für eine
eigenhändige Wiederholung nicht ausreichend.
WK 2 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Inv. Nr. S 512
Öl auf Leinwand, 91 x 77 cm, Oval
Bez.: a.d.v. Friedrich Christian von Sachsen JT763 R: I: SP: Anton Raphael
Mengs pinxit ad vitam 1763
Bibl.: Hönisch 1965, Nr. 358, S. 137
Von Hönisch als Kopie bestimmt.
WK 3 1862 Dresden, Kupferstichkabinett
Material und Maße nicht bekannt
Bibl.: L. Gruner, Verzeichnis der im Kgl. Museum zu Dresden aufgestellten
Originalzeichnungen. Dresden 1862, S. 17, Nr. LIV
Ausgeführte Kreidezeichnung. Für einen Stich gezeichnet, der nicht zur
Ausführung gelangte.
WK 4 L’viv (Lemberg), L’vivs’ka kartynna galereja, Inv. Nr. SCH
1373
Öl auf Leinwand, 78 x 67 cm
Prov.: Historisches Museum Lemberg
Bibl.: L’vivs’ka kartynna galereja. L’viv 1975, S. 18
Teilwiederholung in halber Figur.
WK 5 Neapel, Palazzo Reale, Inv. Nr. 7232
Öl auf Leinwand, 145 x 108 cm
Bibl.: II Palazzo Reale di Napoli. A cura di Marina Picone Causa. Neapel
1986, S. 64/65,105

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In Neapel früher als Werk des Franzosen Gabriel Doyen bezeichnet und als
Bildnis Augusts III. von Sachsen.
Bei dieser qualitätvollen Wiederholung läßt sich nicht mit Sicherheit ent-
scheiden, ob es sich um eine Werkstattreplik oder um eine Kopie handelt.
Der Aufbewahrungsort und die Tatsache, daß sich auch eine Replik des
Pendants dort befindet, spricht zumindest für einen unmittelbaren Zusam-
menhang mit Mengs oder seinem Atelier.

WK 6 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. 1274
Öl auf Leinwand, 79 x 62,3 cm
Prov.: Münchner Kunsthandel (1932)
Bibl.: AK German Art from the fifteenth to the twentieth Century. Philadel-
phia 1936/37, Nr. 44; AK Höfische Bildnisse des Spätbarock. Berlin, Schloß
Charlottenburg 1966, S. 108; G. Ulrich, Schätze deutscher Kunst. Gütersloh
1972, Farbabb. Nr. 276
Ausst.: 1936/37, Philadelphia; 1966, Berlin
WK 7 Warschau, Zamek Krölewski, Inv. Nr. FC-ZKW/1132
Öl auf Leinwand, 155 x 118 cm
Bez.: o.r. (in Weiß) 775
Prov.: Nachlaß Mengs 1779 (NLI 1779, f. 493r, s. Anh. I); Count A.S.
Ciechanowieckis
Bibl.: Wibur Tschielie Schtuki Polskey I S Polsö Swiösanych Se Sbioruf
Fundazi Imieniä Tschiechanowiezkich. Warschau 1989, Nr. 29; AK London
1993, Nr. 13; Sestieri 1,1994, S. 128; AK Dresden 1997, Nr. 548
Kniestück. Früher Nattier zugeschrieben. Die Scherpe des Adlerordens ist
hier allerdings grün, der Kopist war dennoch nicht mit den heraldischen
Details vertraut (mündl. Mitt. H. Marx). Spuren von mutwilliger Beschädi-
gung am Kopf (Schnitte in der Leinwand). Einige Retuschen am Kopf. Beste
aller bekannten Repliken mit möglicher Eigenbeteiligung.

Männlich, regierende Häuser: Sachsen-Wettin 225
 
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