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zu kunstgewerblichen Zwecken (wohl für einen Goldschmied)
geschaffenen Zeichnungengruppe Dürers an. Auf der Tafel, die
die Engel des Entwurfes von Rennes halten, stehen, unzweifel-
haft von Dürers eigener Hand geschrieben, die Worte: «Do
schreibt hrein was Ir wollt». Der Avis für den Glasmaler be-
sagt mit aller Bestimmtheit, daß dieser die Zeichnung bei Dürer
bestellt hatte, der selber aus irgendeinem Grunde nicht ge-
willt, den Auftrag auszuführen, des Birgittenmeisters als Stell-
vertreters sich bediente1.
Nach Weinbergers Mitteilung 190 weist Heinrich Wölfflin
jetzt in Berichtigung seiner älteren Ansicht (190) den hl. Pau-
lus in der H a 1 1 e (L. 183, Berlin) dem Werke des Bir-
gittenmeisters zu. Im Gegensätze zu den bisher besprochenen
Zeichnungen, die wohl durchaus Glasmalern Untergrund für
ihre Tätigkeit bieten sollten, erscheint der hl. Paulus als ein
Entwurf, der zur Übertragung auf den Holzstock bestimmt war.
Ausmaße (160 x 118) und der gegenüber den vordem erörterten
Arbeiten und noch mehr gegenüber nachher folgenden erhöhte
Entwurfscharakter begründen die Annahme ebenso wie die
Fassung der Darstellung in einem mit Astwerk dekorierten
Bogen, wie ihn z. B. das Hrosvithablatt mit dem Kaiser Otto
zeigt. Der Art des Birgittenmeisters entsprechen, um das Neben-
sächliche zuerst zu erledigen, der Baum (Fall Christi der
Albertina-Passion etc.) und der Weg davor (Canonblatt des
Birgittenbuches, das Hrosvithablatt mit dem Kaiser Otto). Mit
der Salusreihe von 1503 dürfte das Werk genannt sein, mit
dem der hl. Paulus zeitlich zusammenfällt. Hier finden wir, und
das ist das Wesentliche, den Typus des Paulus in stets neuen
Varianten (D 48, 56—58) und wenigstens D. 73 ein Beispiel
für die Ruhepose des Heiligen. Diese Datierung wird durch die
Vorlage bestätigt, von der ich den sitzenden Paulus abhängig
glaube, den stehenden hl. Paulus Dürers L. 176 (ehedem bei
Lanna). Das Blatt scheint mir zeitlich dem Schnitte B. 95 des
1 Zum Vergleiche mit anderen Werken des Birgittenmeis ters: der
Engel links vom Schilde (Wangenlinie) und der mit dem Kruzifixe rechts
seitlich (Nase) — Engel am Wappen des Pariser Blattes der Benedikt-
folge; der Beter rechts, dem der Engel das Kruzifix zeigt — Wiener
Benediktblatt; die ungewöhnliche Pose der Verführerin links se itiich —
Darmstädter Benediktblatt; der Teufel mit dem Korbe — jBirg. 29; die
Fegefeuerszene rechts seitlich — Salus D. 101, Rosenkranz’1515.

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