nung L. 258 wiederholt. Vollends gehen auf des Birgittenmeisters
Art die Pilaster zurück, die das Mauerwerk des Untergeschoßes
des Glasgemäldes verkleiden. In ihnen gehabt sich der Zeichner
in einem Maße italienisch, wie es Dürer nirgends war. Scherer
(1. c. 112) will in ihnen sogar das erste Auftreten der Groteske
in der deutschen Ornamentik feststellen* 1; das zweite reichlichere
Auftreten reiner Renaissanceformen beim Birgittenmeister nach
dem ersten im Pirkheimer-Rahmen von 1513 ist es jedenfalls.
Im einzelnen verteilen sich die Pilastermotive auf Dürers und
des Birgittenmeisters Formenschatz in derselben Weise wie die
großen Motive des Fensters. Gewiß ist es Dürer, der das Motiv
der Faune dem Doppelgänger nahegelegt hatte im Schnitte B. 9,
im Stiche B. 69 (daraus kam es in Springinklees Kuppel der
Pforte), in der Zeichnung L. 184, in den Gebetbuchblättern fol.
19 und 52 und insbesondere in den beiden Entwürfen für die
Augsburger Fuggerreliefs L. 24 und 520, der unmittelbaren
Quelle des Birgittenmeisters. Aber wie rasch wird das Motiv
dessen Hand gerecht, um sich ihr nie wieder zu entfremden:
der Pirkheimer-Rahmen von 1513 (stehender Panisk mit Flöte),
die große Säule (sitzender), die Tapete Pass. 206 (nach dem
Stiche B. 69 \ der Rahmen mit dem sitzend blasenden Faun
von 1526 sind die erhaltenen Belege. Ober dem Faunenmotive
findet sich im Pilaster des Glasgemäldes ein Schwan oder ein
ähnliches Tier, das mit geöffnetem Fluge auf einer bauchigen
Vase sitzt. Es stammt aus dem Säulchen der Doppelszene der
linken Pfortenseite. Die Vase unmittelbar ober dem Vogel im
Pilaster ist aus demselben Geiste heraus geschaffen wie die
Vase in den Sockelfeldern des Sebald von 1518. Die gegen-
ständigen schellen- oder herzförmigen Blätter unter dem Faune
und im oberen Teile des Pilasterfeldes, ein Lieblingsmotiv Spring-
inklees, sind in der italienischen Zierkunst allenthalben, bei
Zoan Andrea im besonderen Jess. 28, 2 zu finden. Daß die Ein-
zelheiten der Pilastermotive sich nicht mit den nur angedeu-
teten der Zeichnung für St. Anna L. 520, sondern mit den an-
1 Dieses ist vielmehr in der goldenen Pforte der Basilika von St.
Peter Hans Burgkmairs von 1501 in der Augsburger Galerie erfolgt. Vgl.
I. E. Weis-Liebersdorf, Das Jubeljahr 150u in der Augsburger Kunst,
München 1901, 1.
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Art die Pilaster zurück, die das Mauerwerk des Untergeschoßes
des Glasgemäldes verkleiden. In ihnen gehabt sich der Zeichner
in einem Maße italienisch, wie es Dürer nirgends war. Scherer
(1. c. 112) will in ihnen sogar das erste Auftreten der Groteske
in der deutschen Ornamentik feststellen* 1; das zweite reichlichere
Auftreten reiner Renaissanceformen beim Birgittenmeister nach
dem ersten im Pirkheimer-Rahmen von 1513 ist es jedenfalls.
Im einzelnen verteilen sich die Pilastermotive auf Dürers und
des Birgittenmeisters Formenschatz in derselben Weise wie die
großen Motive des Fensters. Gewiß ist es Dürer, der das Motiv
der Faune dem Doppelgänger nahegelegt hatte im Schnitte B. 9,
im Stiche B. 69 (daraus kam es in Springinklees Kuppel der
Pforte), in der Zeichnung L. 184, in den Gebetbuchblättern fol.
19 und 52 und insbesondere in den beiden Entwürfen für die
Augsburger Fuggerreliefs L. 24 und 520, der unmittelbaren
Quelle des Birgittenmeisters. Aber wie rasch wird das Motiv
dessen Hand gerecht, um sich ihr nie wieder zu entfremden:
der Pirkheimer-Rahmen von 1513 (stehender Panisk mit Flöte),
die große Säule (sitzender), die Tapete Pass. 206 (nach dem
Stiche B. 69 \ der Rahmen mit dem sitzend blasenden Faun
von 1526 sind die erhaltenen Belege. Ober dem Faunenmotive
findet sich im Pilaster des Glasgemäldes ein Schwan oder ein
ähnliches Tier, das mit geöffnetem Fluge auf einer bauchigen
Vase sitzt. Es stammt aus dem Säulchen der Doppelszene der
linken Pfortenseite. Die Vase unmittelbar ober dem Vogel im
Pilaster ist aus demselben Geiste heraus geschaffen wie die
Vase in den Sockelfeldern des Sebald von 1518. Die gegen-
ständigen schellen- oder herzförmigen Blätter unter dem Faune
und im oberen Teile des Pilasterfeldes, ein Lieblingsmotiv Spring-
inklees, sind in der italienischen Zierkunst allenthalben, bei
Zoan Andrea im besonderen Jess. 28, 2 zu finden. Daß die Ein-
zelheiten der Pilastermotive sich nicht mit den nur angedeu-
teten der Zeichnung für St. Anna L. 520, sondern mit den an-
1 Dieses ist vielmehr in der goldenen Pforte der Basilika von St.
Peter Hans Burgkmairs von 1501 in der Augsburger Galerie erfolgt. Vgl.
I. E. Weis-Liebersdorf, Das Jubeljahr 150u in der Augsburger Kunst,
München 1901, 1.
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