Dürerschnitte an sich zu haben, wie das etwa die Beine des
gegeißelten Heilandes mit den starken, eigenwilligen Zehen, der
scharfen Scheidung von Ballen und Sohlenhöhlung und der aus-
geprägten Modellierung des Knies (Nsch. 24, 144, 184) erkennen
lassen. Auch die eigentümliche Profilbildung etwa des rechten
unteren Engels auf der Himmelfahrt des Dominikus, gleichfalls
Schongauerisch, kehrt unausgesetzt in jenen frühen Folgen eben-
so oder doch ähnlich wieder (A II 1, Johannes auf dem Cruci-
fixus von 1493, im R. v. T. des öfteren). Von den Grundtypen,
die der junge Dürer, wie wir sahen, durch mindestens zehn
Jahre unverdrossen mit sich führt, finden wir den kretinhaften
Narren der Brant-Dichtung auf der Tafel mit der Sterbeszene
des Dominikus in dem jungen Mönche am Rande links, im Mal-
chus und in zweien der Geißeier Christi, den Typus des be-
häbigen Bürgers in einigen der Mönche der Sterbeszene, insbe-
sondere aber an der Halbfigur des hl. Mönches zur Linken
Christi auf der Himmelfahrt des Dominikus wieder. Auch sie
sind Schongauer bekannt und auch sonst der Zeit geläufig, aber
sie treten bei jenem nicht wie bei Dürer so sehr in die erste
Reihe. Der sterbende Dominikus selbst scheint mirphysiognomisch
enge mit dem Hieronymus von 1492 zusammenzugehen. Und
ebenso bringen die Faltenbildungen (die hängenden Schlingen
am Kleide der Heiligen der Beweinung Christi: Maria des Cruci-
fixus von 1493) und die Landschaft (Beweinung: Nsch. 54,
R. v. T. 42) stets Gedanken Schongauers mit Worten Dürers
zum Ausdrucke. Die Kreuzblumen auf den Nimben Christi ge-
hören in ihrer besonderen Form dem Schüler allein (R. v. T. 37,
Crucifixus von 1493). Sehr wertvoll ist der Hinweis Paulis auf
die ) Gefangennahme Christi L. 33, sicher eine Studie für die
große Passion. Der mit dem Streithammerstiele den Herrn
stoßende Scherge dieser Zeichnung wiederholt das Motiv der
Darmstädter Tafel. Er hat sich hernach (wie der Petrus der
Zeichnung in den späten Passionsschnitt B. 7) in den frühen
der Kreuzigung B. 10 hinübergerettet. Die freie Verwertung
dieses Schergen der Tafel zusammen mit dem ebenso freien,
aber gleichfalls unverkennbaren Anklange des den Herrn fesseln-
den Knechtes der Tafel in der Tracht an den der Zeichnung
L. 33 scheint mir zu beweisen, daß die Umredigierung des alten
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gegeißelten Heilandes mit den starken, eigenwilligen Zehen, der
scharfen Scheidung von Ballen und Sohlenhöhlung und der aus-
geprägten Modellierung des Knies (Nsch. 24, 144, 184) erkennen
lassen. Auch die eigentümliche Profilbildung etwa des rechten
unteren Engels auf der Himmelfahrt des Dominikus, gleichfalls
Schongauerisch, kehrt unausgesetzt in jenen frühen Folgen eben-
so oder doch ähnlich wieder (A II 1, Johannes auf dem Cruci-
fixus von 1493, im R. v. T. des öfteren). Von den Grundtypen,
die der junge Dürer, wie wir sahen, durch mindestens zehn
Jahre unverdrossen mit sich führt, finden wir den kretinhaften
Narren der Brant-Dichtung auf der Tafel mit der Sterbeszene
des Dominikus in dem jungen Mönche am Rande links, im Mal-
chus und in zweien der Geißeier Christi, den Typus des be-
häbigen Bürgers in einigen der Mönche der Sterbeszene, insbe-
sondere aber an der Halbfigur des hl. Mönches zur Linken
Christi auf der Himmelfahrt des Dominikus wieder. Auch sie
sind Schongauer bekannt und auch sonst der Zeit geläufig, aber
sie treten bei jenem nicht wie bei Dürer so sehr in die erste
Reihe. Der sterbende Dominikus selbst scheint mirphysiognomisch
enge mit dem Hieronymus von 1492 zusammenzugehen. Und
ebenso bringen die Faltenbildungen (die hängenden Schlingen
am Kleide der Heiligen der Beweinung Christi: Maria des Cruci-
fixus von 1493) und die Landschaft (Beweinung: Nsch. 54,
R. v. T. 42) stets Gedanken Schongauers mit Worten Dürers
zum Ausdrucke. Die Kreuzblumen auf den Nimben Christi ge-
hören in ihrer besonderen Form dem Schüler allein (R. v. T. 37,
Crucifixus von 1493). Sehr wertvoll ist der Hinweis Paulis auf
die ) Gefangennahme Christi L. 33, sicher eine Studie für die
große Passion. Der mit dem Streithammerstiele den Herrn
stoßende Scherge dieser Zeichnung wiederholt das Motiv der
Darmstädter Tafel. Er hat sich hernach (wie der Petrus der
Zeichnung in den späten Passionsschnitt B. 7) in den frühen
der Kreuzigung B. 10 hinübergerettet. Die freie Verwertung
dieses Schergen der Tafel zusammen mit dem ebenso freien,
aber gleichfalls unverkennbaren Anklange des den Herrn fesseln-
den Knechtes der Tafel in der Tracht an den der Zeichnung
L. 33 scheint mir zu beweisen, daß die Umredigierung des alten
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