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führung des Arztes des Gebetbuches fol. 9v hat er lächelnd
des Schulmeisters von 1511 gedacht, und für den fünften
Christoph der neun, die er 1521 fern von der Heimat aufs
Papier gezaubert, mag ihm immerhin der Christoph im Fenster
der Pfinzing zu St. Sebald [in Nürnberg aufleuchtend vor die
Seele getreten sein — stets vorausgesetzt, daß die Priorität
des Birgittenmeisters nicht etwa lediglich auf dem zufälligen
Verluste der jeweiligen Dürerschen Vorlage beruhe.
Was der große Dürer unbeschadet seines Ruhmes sich er-
lauben durfte, kann dem bescheideneren Birgittenmeister nicht
verübelt werden. Ganz gewiß hat auch er wie die meisten sei-
ner Berufsgenossen dem Grundsätze nachgelebt, erst dann zu
erfinden und selbständig zu gestalten, wenn die üeberlieferung
versagte. Und ebenso wie Dürer, von der Werkstatt-Oekonomie
geleitet, die gebot, hauszuhalten mit Einfällen und Formen,
nicht nur fast jede seiner auf Vorrat gearbeiteten ausgeführteren
Studien irgendwo einmal einem seiner Werke einzubauen pflegte,
sondern auch, allerdings nur in seinen jüngeren Jahren, nicht
zauderte, sich gelegentlich, auch in Kleinigkeiten, selbst zu zi-
tieren, so trug auch der Birgittenmeister kein Bedenken, Lö-
sungen, die ihm einmal genüge getan, getrost zu wiederholen.
Die Heiligen Josef und Joachim des Jabach-Altares leben in den
gleichen Heiligen des Nürnberger Sippenbildes wieder auf, der
Tod der Dresdener Kohlezeichnung im Rund begegnet uns an
der Bahre in der Federzeichnung derselben Sammlung und im
Rahmen von 1517, die Annengruppe B. App. 12 in der Annen-
darstellung von 1519 B. App. 10, die Anordnung des Pirkhei-
mer-Rahmens im Engelrahmen des Balthasar Müller etc. Die
Salusreihen werden unserem Zeichner geradezu zum Reservoir,
in dem er Verwendetes birgt, um Verwendbares daraus nach
Bedarf zu schöpfen: die Szene mit dem zwölfjährigen Jesus der
Dresdener Folge klingt in D. 6 wie auch im Gründlacher Fen-
ster nach, der den Mantel Christi fassende Knecht der großen
Kreuzigung im Aufwärter D. 28. Der seinerseits ging hernach
als Pfeifer in den Jabach-Altar über, der hl. Martin 1). 81 be-
einflußte die Londoner Zeichnung, der hl. Hieronymus B. 77
den Schnitt von 1511, die hl. Anna selbdritt D. 89 die Annen-
darstellungen des Pfinzingschen und des Ansbachschen Fensters,

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