Und es ist nur natürlich, wenn er sich bei solchen musivischen
Arbeiten gelegentlich kompositionell vergreift wie in den häu-
figen Disproportionen zwischen Figuren einer Darstellung,
Und dann fehlt dem Birgittenmeister die Gabe der Erzählung.
In der Albertina-Passion, im Dresdener Altäre, in den Salus-
schnitten und in den Gründlacher Fenstern hält ihn Dürer und
die Tradition, das Leben des hl. Benedikt, für das beide ver-
sagen, fällt in der Anschaulichkeit der Vorgänge merklich ab,
späterhin scheint er derartigen Aufgaben lieber auszuweichen.
Die psychologische Begründung für die Lücken seiner Begabung
ist in dem ausgebildeten Sinn des Birgittenmeisters für die
statuarische Auffassung der menschlichen Gestalt, in seiner Hin-
neigung zum Plastischen gelegen. In demselben Zyklus, mit dem
er Abschied nimmt von Landschaft und Erzählung, in den Salus-
reihen, tritt das Bildhauermäßige seiner Begabung zuerst deut-
licher zutage, um mindestens solange seinem Schaffen das
Gepräge zu verleihen, als Vorzeichnungen für Glasmalereien
den Hauptteil seiner Aufträge ausmachen.
Äußerlich kennzeichnen drei Momente entscheidend das
Werk des Birgittenmeisters: das durchgängige Fehlen einer
Signatur, die hohe Seltenheit seiner gedruckten graphischen
Blätter und die Vielseitigkeit seiner Arbeiten, was ihre Zweck-
bestimmung anlangt. Nicht eines seiner Werke, in welcher
Technik sie immer ausgeführt seien, ist mit seinem Signum
versehen. Das A D auf der Philosophie deutet nur an, daß ihr
erster Entwurf, der dem Celtis zur Approbierung vorgelegen
hatte, von Dürer gezeichnet worden war, dessen Monogramme
auf den Flügeln des Jabach-Altares und dem Mittelstücke des
Paumgartner-Altares — nota bene, wenn sie, die Monogramme,
alt sind —, daß Dürer künstlerisch und handwerklich die Haftung
für die beiden Altäre zu tragen bereit war. Diese Anonymität
des Lebenswerkes des Birgittenmeisters kann nur besagen, ent-
weder daß es ihm beschießen war, zeitlebens als Geselle zu
arbeiten, oder daß, war er Meister, er dieses in einem zur
Herstellung von Malerarbeiten nicht berufenen Handwerke war.
Für das erste spräche die Dauer seines vertrauten persönlichen
Verhältnisses zu Dürer, für das andere die Seltenheit seiner
gedruckten Blätter. Voran stehen hierin natürlich die drei Stiche
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Arbeiten gelegentlich kompositionell vergreift wie in den häu-
figen Disproportionen zwischen Figuren einer Darstellung,
Und dann fehlt dem Birgittenmeister die Gabe der Erzählung.
In der Albertina-Passion, im Dresdener Altäre, in den Salus-
schnitten und in den Gründlacher Fenstern hält ihn Dürer und
die Tradition, das Leben des hl. Benedikt, für das beide ver-
sagen, fällt in der Anschaulichkeit der Vorgänge merklich ab,
späterhin scheint er derartigen Aufgaben lieber auszuweichen.
Die psychologische Begründung für die Lücken seiner Begabung
ist in dem ausgebildeten Sinn des Birgittenmeisters für die
statuarische Auffassung der menschlichen Gestalt, in seiner Hin-
neigung zum Plastischen gelegen. In demselben Zyklus, mit dem
er Abschied nimmt von Landschaft und Erzählung, in den Salus-
reihen, tritt das Bildhauermäßige seiner Begabung zuerst deut-
licher zutage, um mindestens solange seinem Schaffen das
Gepräge zu verleihen, als Vorzeichnungen für Glasmalereien
den Hauptteil seiner Aufträge ausmachen.
Äußerlich kennzeichnen drei Momente entscheidend das
Werk des Birgittenmeisters: das durchgängige Fehlen einer
Signatur, die hohe Seltenheit seiner gedruckten graphischen
Blätter und die Vielseitigkeit seiner Arbeiten, was ihre Zweck-
bestimmung anlangt. Nicht eines seiner Werke, in welcher
Technik sie immer ausgeführt seien, ist mit seinem Signum
versehen. Das A D auf der Philosophie deutet nur an, daß ihr
erster Entwurf, der dem Celtis zur Approbierung vorgelegen
hatte, von Dürer gezeichnet worden war, dessen Monogramme
auf den Flügeln des Jabach-Altares und dem Mittelstücke des
Paumgartner-Altares — nota bene, wenn sie, die Monogramme,
alt sind —, daß Dürer künstlerisch und handwerklich die Haftung
für die beiden Altäre zu tragen bereit war. Diese Anonymität
des Lebenswerkes des Birgittenmeisters kann nur besagen, ent-
weder daß es ihm beschießen war, zeitlebens als Geselle zu
arbeiten, oder daß, war er Meister, er dieses in einem zur
Herstellung von Malerarbeiten nicht berufenen Handwerke war.
Für das erste spräche die Dauer seines vertrauten persönlichen
Verhältnisses zu Dürer, für das andere die Seltenheit seiner
gedruckten Blätter. Voran stehen hierin natürlich die drei Stiche
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