zum Birgittenmeister - Kreise auf dessen einzelne Glieder
sich aufteilen. Dem alten Meister und Peter d. j. entnimmt
der Maler der Flügel Einzelheiten, die Lichter, die er sei-
nen Bildern auf setzt, es sind Entlehnungen, die er sich
gestattet. Das allein schon macht die beiden untauglich,
mit ihren Namen die Malereien zu decken. Hans, dessen Uebung
der Maler ungleich mehr entnommen hat, dafür heranzuziehen,
verbietet die vor ebendem Altäre mühelos zu machende
Feststellung, dass sein Stil zur Zeit, als der ganze Altar
entstand, mit dem Stile des Flügel-Malers nicht zu verwechseln
ist. So gewinnen denn die zwischen den Flügeln des Altares
und den Komödienschnitten waltenden Analogien bei gebüh-
render Berücksichtigung der zeitlichen und technischen Distanz
der beiden Zyklen die Bedeutung gewichtiger Indizien für die
Gemeinsamkeit ihres Urhebers *).
Dörnhöffer wies im Rp. XXIX 1906, 463 auf Beziehungen
hin, die die um die Maria mit dem Kinde angeordneten
vierzehn Not h elfer eines eine Altarstaffel vertretenden
1 Weinberger (201 ff.), der die beiden Nürnberger Tafeln (Geburt des
hl. Sebald und Sebald mit zwei Heiligen speisend) als den linken fest-
stehenden : «neben- oder plint-») Flügel des Altares bestimmte, unter-
scheidet, dazu durch die Verrechnung Schreyers (Mitt. Gesch. Nürnb. XVI
1904, 149) angeleitet, an dem so vergrößerten Gemälde-Zyklus zwei Hände:
der einen gehörten die beiden Nürnberger Tafeln und die Gmünder Tafel
mit der Vermählung Sebalds, alle anderen einem minderen Künstler, in
dem Weinberger, sicher mit Unrecht, Erhard Schön erkennen will. Dörn-
höffer war diese Zweiteilung nicht zum Bewußtsein gekommen. Da die bei-
den Knechte Dürers, «der ider 7 wochen an den materiell gemalt hat,
für cost und Ion 14 gld. rh.» erhielten, also doch wohl jeder per Woche
einen Gulden bezog, fällt der verschiedene Umfang ihrer Arbeiten auf.
Der bessere Maler hätte unter der unabweisbaren Annahme, er wäre auch
der Maler der beiden Darstellungen des rechten (verlorenen) Blindflügels
gewesen, auf vier oder fünf Tafeln soviel Zeit verwendet und auch dafür
so viel Lohn erhalten wie der mindere für (nach Weinberger) sieben. Dem
gegenüber erachte ich es für wahrscheinlicher, daß die beiden Knechte
sich so in die Arbeit geteilt haben, daß der eine die Tafeln «untermalt»,
der andere sie «ausgemalt» habe (vgl. über diese Termini Dürer bei Lange
und Fuhse 48), und diese Auffassung des Verhältnisses der beiden Maler
scheint ja auch Weinberger offenzulassen. Die Erfindung und die Form-
gebung (worauf es mir ankommt) des Ganzen sowie die von Weinberger
behauptete koloristische Aufhellung einzelner Teile fiele dann auf den An-
teil des einen Malers, in dem ich den Zeichner der Komödienschnitte
vermute, der andere hätte die Rolle des Handlangers durchzuführen ge-
habt, dessen Arbeit, mühevoll und deshalb nicht schlechter bezahlt als
die des Vollenders, für meine Zwecke bedeutungslos bleibt.
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sich aufteilen. Dem alten Meister und Peter d. j. entnimmt
der Maler der Flügel Einzelheiten, die Lichter, die er sei-
nen Bildern auf setzt, es sind Entlehnungen, die er sich
gestattet. Das allein schon macht die beiden untauglich,
mit ihren Namen die Malereien zu decken. Hans, dessen Uebung
der Maler ungleich mehr entnommen hat, dafür heranzuziehen,
verbietet die vor ebendem Altäre mühelos zu machende
Feststellung, dass sein Stil zur Zeit, als der ganze Altar
entstand, mit dem Stile des Flügel-Malers nicht zu verwechseln
ist. So gewinnen denn die zwischen den Flügeln des Altares
und den Komödienschnitten waltenden Analogien bei gebüh-
render Berücksichtigung der zeitlichen und technischen Distanz
der beiden Zyklen die Bedeutung gewichtiger Indizien für die
Gemeinsamkeit ihres Urhebers *).
Dörnhöffer wies im Rp. XXIX 1906, 463 auf Beziehungen
hin, die die um die Maria mit dem Kinde angeordneten
vierzehn Not h elfer eines eine Altarstaffel vertretenden
1 Weinberger (201 ff.), der die beiden Nürnberger Tafeln (Geburt des
hl. Sebald und Sebald mit zwei Heiligen speisend) als den linken fest-
stehenden : «neben- oder plint-») Flügel des Altares bestimmte, unter-
scheidet, dazu durch die Verrechnung Schreyers (Mitt. Gesch. Nürnb. XVI
1904, 149) angeleitet, an dem so vergrößerten Gemälde-Zyklus zwei Hände:
der einen gehörten die beiden Nürnberger Tafeln und die Gmünder Tafel
mit der Vermählung Sebalds, alle anderen einem minderen Künstler, in
dem Weinberger, sicher mit Unrecht, Erhard Schön erkennen will. Dörn-
höffer war diese Zweiteilung nicht zum Bewußtsein gekommen. Da die bei-
den Knechte Dürers, «der ider 7 wochen an den materiell gemalt hat,
für cost und Ion 14 gld. rh.» erhielten, also doch wohl jeder per Woche
einen Gulden bezog, fällt der verschiedene Umfang ihrer Arbeiten auf.
Der bessere Maler hätte unter der unabweisbaren Annahme, er wäre auch
der Maler der beiden Darstellungen des rechten (verlorenen) Blindflügels
gewesen, auf vier oder fünf Tafeln soviel Zeit verwendet und auch dafür
so viel Lohn erhalten wie der mindere für (nach Weinberger) sieben. Dem
gegenüber erachte ich es für wahrscheinlicher, daß die beiden Knechte
sich so in die Arbeit geteilt haben, daß der eine die Tafeln «untermalt»,
der andere sie «ausgemalt» habe (vgl. über diese Termini Dürer bei Lange
und Fuhse 48), und diese Auffassung des Verhältnisses der beiden Maler
scheint ja auch Weinberger offenzulassen. Die Erfindung und die Form-
gebung (worauf es mir ankommt) des Ganzen sowie die von Weinberger
behauptete koloristische Aufhellung einzelner Teile fiele dann auf den An-
teil des einen Malers, in dem ich den Zeichner der Komödienschnitte
vermute, der andere hätte die Rolle des Handlangers durchzuführen ge-
habt, dessen Arbeit, mühevoll und deshalb nicht schlechter bezahlt als
die des Vollenders, für meine Zwecke bedeutungslos bleibt.
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