(die Bekehrung Pauli besitzt allein Dresden); aber auch seine
Schnitte gehören in ihrer Mehrzahl zu den raresten Stücken der
Zeit, einige sind Unika. Häufig finden sich, von den Buch-
schnitten abgesehen, nur die Blätter, deren Platten sich erhalten
haben (die sechs österreichischen Heiligen, der Crucifixus B. 58,
der Christoph B. 105). Die Seltenheit der Drucke des Birgitten-
meisters wird sich schwerlich daraus erklären lassen, daß sie
mehr als andere Schnitte der Zeit dem Verderben anheim-
gefallen wären — es ist iin Gegenteile anzunehmen, daß sie,
frühe ihrer Ähnlichkeit mit Dürers Arbeiten wegen dessen
Werke zugeschlagen, mit besonderer Sorgfalt behütet worden
sein werden —, sondern die Seltenheit wird auf die niederen
Auflagen der im Selbst- oder Kommissionsverlage erschienenen
Schnitte zurückgehen und die niederen Auflagen auf die
mangelnde Gelegenheit, die Abdrucke loszuwerden. Aufmerk-
samkeit erheischt endlich noch die Mannigfaltigkeit der Zweck-
bestimmung der vom Birgittenmeister gelieferten Arbeiten. Auch
hierin unterscheidet er sich nicht unwesentlich von Dürer. Gewiß
war auch dieser dem Betriebe seiner Werkstätte nach Hand-
werker. Aber er hatte aus Italien doch eine zu hohe Meinung
von der Würde des Künstlers mitgebracht, als daß er nicht,
gestützt auf die respektvolle Schätzung, die ihm die Umwelt
zollte, unter den Aufträgen, die sich ihm boten, insbesondere
auf dem Gebiete des Holzschnittes, Auswahl getroffen hätte.
Dem Kaiser und anderen Notabilitäten stand er mit seiner Kunst
natürlich unbedingt zu geböte, aus Gefälligkeit gelegentlich
Freunden und Bekannten: Geltis, Pirkheimer, dem Birgitten-
meister. Im ganzen fällt aber doch auf, wie sehr sich der
Meister als Zeichner für den Holzschnitt Druckeraufträgen ver-
schließt. Es reizt ihn nicht so sehr, den Neigungen des Publi-
kums beflissen entgegenzukommen, als vielmehr, in selbstge-
stellten Aufgaben der Kunst das Maß zu setzen. Hierin denkt
der Birgittenmeister bescheidener, handwerklicher, er nimmt die
Aufträge unbesehen, wo sie sich ihm bieten. Ein Moment kenn-
zeichnet seine Tätigkeit, wie sie sich in den bisher ihm zuge-
teilten Arbeiten uns darstellt, aufs bestimmteste : sie geht ganz
im Submissionswesen auf. Immer war er der, «welcher einbläst
und im Schatten steht«, der ungenannte Heimarbeiter im Dienste
140
Schnitte gehören in ihrer Mehrzahl zu den raresten Stücken der
Zeit, einige sind Unika. Häufig finden sich, von den Buch-
schnitten abgesehen, nur die Blätter, deren Platten sich erhalten
haben (die sechs österreichischen Heiligen, der Crucifixus B. 58,
der Christoph B. 105). Die Seltenheit der Drucke des Birgitten-
meisters wird sich schwerlich daraus erklären lassen, daß sie
mehr als andere Schnitte der Zeit dem Verderben anheim-
gefallen wären — es ist iin Gegenteile anzunehmen, daß sie,
frühe ihrer Ähnlichkeit mit Dürers Arbeiten wegen dessen
Werke zugeschlagen, mit besonderer Sorgfalt behütet worden
sein werden —, sondern die Seltenheit wird auf die niederen
Auflagen der im Selbst- oder Kommissionsverlage erschienenen
Schnitte zurückgehen und die niederen Auflagen auf die
mangelnde Gelegenheit, die Abdrucke loszuwerden. Aufmerk-
samkeit erheischt endlich noch die Mannigfaltigkeit der Zweck-
bestimmung der vom Birgittenmeister gelieferten Arbeiten. Auch
hierin unterscheidet er sich nicht unwesentlich von Dürer. Gewiß
war auch dieser dem Betriebe seiner Werkstätte nach Hand-
werker. Aber er hatte aus Italien doch eine zu hohe Meinung
von der Würde des Künstlers mitgebracht, als daß er nicht,
gestützt auf die respektvolle Schätzung, die ihm die Umwelt
zollte, unter den Aufträgen, die sich ihm boten, insbesondere
auf dem Gebiete des Holzschnittes, Auswahl getroffen hätte.
Dem Kaiser und anderen Notabilitäten stand er mit seiner Kunst
natürlich unbedingt zu geböte, aus Gefälligkeit gelegentlich
Freunden und Bekannten: Geltis, Pirkheimer, dem Birgitten-
meister. Im ganzen fällt aber doch auf, wie sehr sich der
Meister als Zeichner für den Holzschnitt Druckeraufträgen ver-
schließt. Es reizt ihn nicht so sehr, den Neigungen des Publi-
kums beflissen entgegenzukommen, als vielmehr, in selbstge-
stellten Aufgaben der Kunst das Maß zu setzen. Hierin denkt
der Birgittenmeister bescheidener, handwerklicher, er nimmt die
Aufträge unbesehen, wo sie sich ihm bieten. Ein Moment kenn-
zeichnet seine Tätigkeit, wie sie sich in den bisher ihm zuge-
teilten Arbeiten uns darstellt, aufs bestimmteste : sie geht ganz
im Submissionswesen auf. Immer war er der, «welcher einbläst
und im Schatten steht«, der ungenannte Heimarbeiter im Dienste
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