zündet haben könnte, so muß Rabelais ausscheiden, weil
sein Buch erst einige Jahre nach Bruegels Tod erschien.
Und eine englische Sammlung „The Proverbs of John
Heywood" führt doch wohl zu weit von Bruegels Heimat
hinweg.
Aber muß der Maler denn überhaupt aus einem zu-
sammenfassenden Buch geschöpft haben? Es gab doch
zum Beispiel ganze Teppiche mit Sprichwortszenen (in
Boston und Brüssel erhalten). Vor allem aber gab es nie-
derländische Kupferstiche, auf denen volkstümliche Sen-
tenzen bildlich angesammelt waren. Das Blatt „Al Hoy"
von Hogenberg z. B. entspringt der biblischen Wendung
„Alles Fleisch ist wie Heu". Es zeigt wie einst auf dem
berühmten Altar von Bosch einen Heuwagen, auf dem
der Teufel hockt, während alle Stände möglichst große
Garben der Ladung entreißen. Andere Figuren dieses
Stiches geben menschliche Laster wieder, und unter jeder
Einzelgruppe stehen die Sentenzen. Aus einem anderen
Blatt dieses Hogenberg, das ein Jahr vor Bruegels Bild
entstand, hat unser Maler die Hälfte der Sprüche über-
nommen. Könnte er die weiteren Redewendungen nicht
selber gesammelt haben?
Hogenberg und Bruegel gehörten dem Kreise des
Humanisten Ortelius an, der seinen Freund Bruegel mit
seltenem Instinkt den größten Maler seiner Zeit nannte.
Sie waren für den Verleger Cock tätig und begegneten
einander wahrscheinlich im Kreise der Spiritualisten, die
von antiklerikalen Gedanken beeinflußt waren.
Nidit unwichtig für unser Bild ist ferner die Tat-
sache, daß der eine Stich Hogenbergs „De Blau Huicke"
hieß, in dem ein betrügerisches Eheweib ihrem Alten,
den sie hörnen möchte, einen blauen Mantel über-
wirft. Die Unterschrift lautet in Übersetzung: „Meist
wird dies blauer Mantel genannt, doch als Torheiten
der Welt wär's besser bekannt." Diese Szene kehrt in
Bruegels Gemälde wieder (die entsprechende Dame ist
die einzige Leckere auf unserem Bild). Blau galt als
die Farbe der Lüge (blauen Dunst vormachen). 1639
spricht ein Kunsthändler von einem „blauwen Huyck des
Bruegel".
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sein Buch erst einige Jahre nach Bruegels Tod erschien.
Und eine englische Sammlung „The Proverbs of John
Heywood" führt doch wohl zu weit von Bruegels Heimat
hinweg.
Aber muß der Maler denn überhaupt aus einem zu-
sammenfassenden Buch geschöpft haben? Es gab doch
zum Beispiel ganze Teppiche mit Sprichwortszenen (in
Boston und Brüssel erhalten). Vor allem aber gab es nie-
derländische Kupferstiche, auf denen volkstümliche Sen-
tenzen bildlich angesammelt waren. Das Blatt „Al Hoy"
von Hogenberg z. B. entspringt der biblischen Wendung
„Alles Fleisch ist wie Heu". Es zeigt wie einst auf dem
berühmten Altar von Bosch einen Heuwagen, auf dem
der Teufel hockt, während alle Stände möglichst große
Garben der Ladung entreißen. Andere Figuren dieses
Stiches geben menschliche Laster wieder, und unter jeder
Einzelgruppe stehen die Sentenzen. Aus einem anderen
Blatt dieses Hogenberg, das ein Jahr vor Bruegels Bild
entstand, hat unser Maler die Hälfte der Sprüche über-
nommen. Könnte er die weiteren Redewendungen nicht
selber gesammelt haben?
Hogenberg und Bruegel gehörten dem Kreise des
Humanisten Ortelius an, der seinen Freund Bruegel mit
seltenem Instinkt den größten Maler seiner Zeit nannte.
Sie waren für den Verleger Cock tätig und begegneten
einander wahrscheinlich im Kreise der Spiritualisten, die
von antiklerikalen Gedanken beeinflußt waren.
Nidit unwichtig für unser Bild ist ferner die Tat-
sache, daß der eine Stich Hogenbergs „De Blau Huicke"
hieß, in dem ein betrügerisches Eheweib ihrem Alten,
den sie hörnen möchte, einen blauen Mantel über-
wirft. Die Unterschrift lautet in Übersetzung: „Meist
wird dies blauer Mantel genannt, doch als Torheiten
der Welt wär's besser bekannt." Diese Szene kehrt in
Bruegels Gemälde wieder (die entsprechende Dame ist
die einzige Leckere auf unserem Bild). Blau galt als
die Farbe der Lüge (blauen Dunst vormachen). 1639
spricht ein Kunsthändler von einem „blauwen Huyck des
Bruegel".
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