Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Hrsg.]; Rohden, Hermann von [Bearb.]
Die antiken Terrakotten (Band IV,1: Text): Architektonische römische Tonreliefs der Kaiserzeit — Berlin u.a., 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.948#0227
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DEKORATIVE TIERGRUPPEN

In verschiedenen Typen kommen, vorwiegend als

Sima seh muck verwendet, die schon in der archaischen
Kunst beliebten Darstellungen vor, wie zwei Tiere sich
über ein gefallenes drittes stürzen, und auch einige ver-
wandte Typen Schliefjen sich an.

Der erste Typus zeigt zwei Löwen, die einen
Stier zerfleischen, fast genau so, wie schon die alte
Porosgruppe von der athenischen Akropolis (Watzinger
bei Wicgand, Porosarchitektur der Akropolis zu Athen,
S. 214 ff.) das Thema behandelte, mit dem Unterschied,
datj die Gruppe nach der entgegengesetzten Seite ge-
wendet ist. Vollständig ist kein solches Relief erhalten;
denn von dem von Campana Tat. 1..XXXII veröffentlichten
Exemplar im Louvre ist nur der mittlere Teil alt, so weil
er auf Taf. CV1 3 abgebildet ist. Die Unrichtigkeit der
Ergänzung bei Campana beweist das Taf. CVI 2 abgebildete
Bruchstück im Antiquarium zw Berlin n. 8217,62 aus
der Sammlung Dressel, das die linke Hälfte der Plane fast
vollständig bietet Was am linken Rande noch fehlt, lehren
zwei Bruchstücke in Rom kennen; das eine im Musen
de 11 e Tenne enthalt den oberen Teil der linken Platten-
. das andere in den römischen Magazinen die
linke unlere Ecke mit dem Hinterteil des Löwen, dessen
langer Schweif sich um das zurück-
gesetzte linke Bein schlingl (H. 0,13 m,
Abb. 308). Von der rechten Platten-
hälfte sind keine Bruchstücke bekannt;
gewifj entsprach sie ebenso dem linken
Teil der Gruppe von der Akropolis wie
die linke Hälfte der Platte dem rechten
Teil der Gruppe, Also war das eine
Hinterbein des Stiers am Boden lang ausgestreckt, und
der von hinten kommende Löwe hatte seine eine Pranke
daraufgesetzt. Ob alle Bruchstücke aus derselben Form
stammen, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Das

Campana reliets

Berliner Bruchstück Tat. (A'I 2 kann noch der augusteischen
Zeit angehören').

Nur in einer alleren Form ans republikanischer Zeit
ist der zweite Typus bekannt, der einen von Löwen
angefallenen Eber darstellte. Die rechte Hälfte der
Platte ist allein erhalten in dem Bruchstück im Autiqua-
r in m zu München n. 403 (672), abg. Taf V 2; es ist
kein Zweifel, daß in der linken Hälfte ein zweiter Löwe
dargestellt war, der ebenso das Hinterteil des Ebers nieder-
drückte wie der erhaltene Löwe dessen Macken. Ein ganz
übereinstimmendes, aber mehr zerstörtes Bruchstück in den
römischen Magazinen hat etwas von der schwarzen
Bemalung des Ebers erhalten, lehrt aber über die Kompo-
sition nichts weiteres.

Auf ein Gegenstück zum ersten Typus läjjl schliefen,
was vom dritten Typus erhalten ist, der einen von
zwei Greifen zerfleischten Löwen zeigte. Die einzige
anscheinend vollständige Platte der Art im Louvre n.41:20

') Auf der interessanten und inr die Vorgeschichte dieser Reliel
gattung wichtigen Tonplatte in Siitt Neuburg bei Heidelberg, die
Vrchflot, Anzeiger 1893 S, W beschrieben li.it. Hegt der
Stier noch nicht am Boden, sondern strikt mit hochgeschwungenem
Schwelt den Kopl iur Abwehr der beiden von vorn und hinten kom-
menden Angreifer.

21
 
Annotationen