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herigen Gange der Volksvermehrung seit dem Frankfurter Frie-
den die Verdoppelung auf rund 80 Millionen zwischen den
Jahren 1925 und 1930 erwartet werden, also schon nach etwa
sechzig Jahren!
Zu diesen Zahlen ist Verschiedenes zu bemerken. Erstens
hat bis um 1890 herum ein starker Verlust durch Aus-
wanderung stattgefunden. In den dreißig Jahren von 1841
bis 1870 betrug er im ganzen ca 2,5 Millionen Menschen; in
den nächsten vierzig Jahren 1870—1910 nur etwa ebensoviel.
Denken wir aber daran, daß zwischen 1841 und 1870 in Deutsch-
land bedeutend weniger Menschen lebten, als zwischen 1870
und 1910, so wird uns deutlich, daß der Abwanderungsvertust
vor der Aufrichtung des Reichs viel größer war, als nachher.
Außerdem muß berücksichtigt werden, daß in der ersten Zeit
nach 1870, wo sich der gewaltige wirtschaftliche Aufstieg Deutsch-
lands, den wir heute erleben, erst vorbereitete, die jährliche
Auswanderungsziffer sehr hoch war. Sie betrug im Durchschnitt
100 000 Menschen und schnellte zeitweilig bis über 200 000
hinauf. Erst seit 1893 ist sie fortgesetzt gefallen und beträgt
jetzt nur noch zwischen 20 000 und 30 0000 Köpfe. Das ist
weniger, als unser gegenwärtiger jährlicher Durchschnittsgewinn
durch Zuwanderung. Dazu kommt noch eine weitere sehr wich-
tige Beobachtung. Bis in die erste Hälfte der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts war Deutschland ein Getreide exportieren-
des Land. Trotzdem bot es damals nicht genug Nahrungsspiel-
raum für die sich mehrende Zahl seiner Bewohner. Seitdem aber
sieht sich Jahr für Jahr ein größerer Teil unseres Volks für seine
Existenz auf Brot angewiesen, das nicht in Deutschland wächst,
sondern erst aus der Fremde gekauft und mit unserm Ge-
winn an der Weltwirtschaft bezahlt wird, und obwohl die
Unterbilanz der heimischen Nahrungsmittelproduktion immer
größer wird, ernährt sich das wachsende Volk leichter als
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herigen Gange der Volksvermehrung seit dem Frankfurter Frie-
den die Verdoppelung auf rund 80 Millionen zwischen den
Jahren 1925 und 1930 erwartet werden, also schon nach etwa
sechzig Jahren!
Zu diesen Zahlen ist Verschiedenes zu bemerken. Erstens
hat bis um 1890 herum ein starker Verlust durch Aus-
wanderung stattgefunden. In den dreißig Jahren von 1841
bis 1870 betrug er im ganzen ca 2,5 Millionen Menschen; in
den nächsten vierzig Jahren 1870—1910 nur etwa ebensoviel.
Denken wir aber daran, daß zwischen 1841 und 1870 in Deutsch-
land bedeutend weniger Menschen lebten, als zwischen 1870
und 1910, so wird uns deutlich, daß der Abwanderungsvertust
vor der Aufrichtung des Reichs viel größer war, als nachher.
Außerdem muß berücksichtigt werden, daß in der ersten Zeit
nach 1870, wo sich der gewaltige wirtschaftliche Aufstieg Deutsch-
lands, den wir heute erleben, erst vorbereitete, die jährliche
Auswanderungsziffer sehr hoch war. Sie betrug im Durchschnitt
100 000 Menschen und schnellte zeitweilig bis über 200 000
hinauf. Erst seit 1893 ist sie fortgesetzt gefallen und beträgt
jetzt nur noch zwischen 20 000 und 30 0000 Köpfe. Das ist
weniger, als unser gegenwärtiger jährlicher Durchschnittsgewinn
durch Zuwanderung. Dazu kommt noch eine weitere sehr wich-
tige Beobachtung. Bis in die erste Hälfte der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts war Deutschland ein Getreide exportieren-
des Land. Trotzdem bot es damals nicht genug Nahrungsspiel-
raum für die sich mehrende Zahl seiner Bewohner. Seitdem aber
sieht sich Jahr für Jahr ein größerer Teil unseres Volks für seine
Existenz auf Brot angewiesen, das nicht in Deutschland wächst,
sondern erst aus der Fremde gekauft und mit unserm Ge-
winn an der Weltwirtschaft bezahlt wird, und obwohl die
Unterbilanz der heimischen Nahrungsmittelproduktion immer
größer wird, ernährt sich das wachsende Volk leichter als
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