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V. Quinten Massijs’ Nachfolger. — Die bürgerliche Schule des XVI. Jahrhunderts.
diefs jedoch ohne das geringfte Bedenken. Maffijs hatte zwei Söhne Namens
Jan; den älteren von feiner erften Frau Alijt van Tuylt, den jüngeren von
feiner zweiten, Catharina Heyns. Der erftere wurde 1501 Meifter in der St.
Lucasgilde, der letztere 1531. Von dem letzteren haben wir bezeichnete Bilder
von 1558, 1562, 1564. I5Ö5) an welchen Styl wi{ Gegenftand ganz verfchie-
den von den Werken des Vaters find. Wenn man bisher von Jan Maffijs
fprach, verwechfelte oder combinirte man immer die zwei Brüder. Selbft der
fonft fo genaue Catalog des Mufeums von Antwerpen nennt den jüngeren Jan
einen Sohn der Alijt van Tuylt, und verwechfelt ihn alfo mit feinem Halb-
bruder. Van Mander und Waagen nennen auch blos einen Jan Maffijs, obwohl fie
augenfcheinlich von dem älteren fprechen. Die Werke des jüngeren Jan Maffijs
find wohl bekannt, die feines Bruders weniger.
Wir nennen aber den letzteren einen Nachfolger feines Vaters aus fol-
genden Gründen. Van Mander fagt von Quinten Maffijs: »Er hatte auch einen
Sohn Jan, der fein Schüler und auch ein guter Maler gewefen ift: von deffen Hand
ift zu Amfterdam im fog. Lavoir an Marmoesftraat eine Darfbellung von Wechslern,
die mit Geldzählen und Wechfeln befchäftigt find, zu fehen: auch in Antwerpen
und an anderen Plätzen befinden fich von ihm verfchiedene Stücke«.
Wir kennen von jenen Stücken, die in Nachahmung von Quinten Maffijs
Geldwechfler vorftellen und doch nicht von deffen Hand felbft find: eines in
Antwerpen (Nr. 567), eines in München (Nr. 80) ein anderes in Berlin (Nr. 671)
zwei in St. Petersburg. Waagen fah deren mehrere 1857 zu Manchefter, und
hielt fie für das Werk Jan Maffijs’, den er jedoch mit dem jüngeren Träger
diefes Meifters verwechfelt. Ifbenfo gefchieht es im Berliner Katalog, und auch
in St. Petersburg wird der Meifter einfach Jan genannt. Es gab alfo einen
Jan Maffijs, der Geldwechsler und andere Stücke in der Art des Vaters
malte, diefer aber war nicht derfelbe, welcher noch 1565 thätig war, und wie
wir weiterhin fehen werden, in Nachahmung der Italiener eine ganz andere Rich-
tung einfehlug. Was bleibt uns dann übrig, als feinen älteren Halbbruder, den
Lehrling feines Vaters und Nachahmer feiner Werke, für den erfteren zu nehmen?
Schon auf den erften Blick, den man auf einige diefer Nachahmungen
wirft, erkennt man eine minder gefchickte Hand, als die Quinten’s war. Die
Malerei ift viel weniger durchgeführt, die Töne find minder harmonifch, und
das Ganze zeigt, obwohl es der Art des Meifters getreu bleibt, doch mehr den
Willen als die Fähigkeit es ihm gleich zu thun.
Von Jan Maffijs' des Aelteren Leben wiffen wir nur, dafs er 1501 als
Freimeifter in der St. Lucas-Gilde aufgenommen wurde, 1504 einen Lehrling,
Stoffeie van de Putte genannt, annahm, 1508 volljährig und 1526 geftorben
war. Sein Geburtsjahr können wir, wie früher gezeigt wurde, auf ungefähr
1480 anfetzen.
Ein anderer Nachfolger von Quinten war Marinus van Roymerswale,*
bei Guicciardini Marinus van Zierikzee, bei van Mander Marinus de Zeeuw,
Maler van Romerswalen genannt. In Dresden, München und Madrid finden
wir von ihm bezeichnete Stücke: manchmal nennt er fich auf denfelben einfach
Marinus (Dresden Nr. 1722, München Nr. 44), dann wieder Marinus yan Roy-
merswale (Madrid, Akademie, München Nr. 4). Die Jahrzahlen gehen von 1521
(Mufeum von Madrid Nr. 1421) bis 1558 (Ebenda Nr. 1422).
Marinus van Roymerswale ift in der Gcfchichte der niederländifchen.
Kunft fo viel wie unbekannt geblieben, obwohl er keineswegs diefe Mifsachtung
verdient und ficher der treuefte Nachfolger des Quinten Maffijs war. Für uns
* Journal de Beaux-Arts V. 127.
V. Quinten Massijs’ Nachfolger. — Die bürgerliche Schule des XVI. Jahrhunderts.
diefs jedoch ohne das geringfte Bedenken. Maffijs hatte zwei Söhne Namens
Jan; den älteren von feiner erften Frau Alijt van Tuylt, den jüngeren von
feiner zweiten, Catharina Heyns. Der erftere wurde 1501 Meifter in der St.
Lucasgilde, der letztere 1531. Von dem letzteren haben wir bezeichnete Bilder
von 1558, 1562, 1564. I5Ö5) an welchen Styl wi{ Gegenftand ganz verfchie-
den von den Werken des Vaters find. Wenn man bisher von Jan Maffijs
fprach, verwechfelte oder combinirte man immer die zwei Brüder. Selbft der
fonft fo genaue Catalog des Mufeums von Antwerpen nennt den jüngeren Jan
einen Sohn der Alijt van Tuylt, und verwechfelt ihn alfo mit feinem Halb-
bruder. Van Mander und Waagen nennen auch blos einen Jan Maffijs, obwohl fie
augenfcheinlich von dem älteren fprechen. Die Werke des jüngeren Jan Maffijs
find wohl bekannt, die feines Bruders weniger.
Wir nennen aber den letzteren einen Nachfolger feines Vaters aus fol-
genden Gründen. Van Mander fagt von Quinten Maffijs: »Er hatte auch einen
Sohn Jan, der fein Schüler und auch ein guter Maler gewefen ift: von deffen Hand
ift zu Amfterdam im fog. Lavoir an Marmoesftraat eine Darfbellung von Wechslern,
die mit Geldzählen und Wechfeln befchäftigt find, zu fehen: auch in Antwerpen
und an anderen Plätzen befinden fich von ihm verfchiedene Stücke«.
Wir kennen von jenen Stücken, die in Nachahmung von Quinten Maffijs
Geldwechfler vorftellen und doch nicht von deffen Hand felbft find: eines in
Antwerpen (Nr. 567), eines in München (Nr. 80) ein anderes in Berlin (Nr. 671)
zwei in St. Petersburg. Waagen fah deren mehrere 1857 zu Manchefter, und
hielt fie für das Werk Jan Maffijs’, den er jedoch mit dem jüngeren Träger
diefes Meifters verwechfelt. Ifbenfo gefchieht es im Berliner Katalog, und auch
in St. Petersburg wird der Meifter einfach Jan genannt. Es gab alfo einen
Jan Maffijs, der Geldwechsler und andere Stücke in der Art des Vaters
malte, diefer aber war nicht derfelbe, welcher noch 1565 thätig war, und wie
wir weiterhin fehen werden, in Nachahmung der Italiener eine ganz andere Rich-
tung einfehlug. Was bleibt uns dann übrig, als feinen älteren Halbbruder, den
Lehrling feines Vaters und Nachahmer feiner Werke, für den erfteren zu nehmen?
Schon auf den erften Blick, den man auf einige diefer Nachahmungen
wirft, erkennt man eine minder gefchickte Hand, als die Quinten’s war. Die
Malerei ift viel weniger durchgeführt, die Töne find minder harmonifch, und
das Ganze zeigt, obwohl es der Art des Meifters getreu bleibt, doch mehr den
Willen als die Fähigkeit es ihm gleich zu thun.
Von Jan Maffijs' des Aelteren Leben wiffen wir nur, dafs er 1501 als
Freimeifter in der St. Lucas-Gilde aufgenommen wurde, 1504 einen Lehrling,
Stoffeie van de Putte genannt, annahm, 1508 volljährig und 1526 geftorben
war. Sein Geburtsjahr können wir, wie früher gezeigt wurde, auf ungefähr
1480 anfetzen.
Ein anderer Nachfolger von Quinten war Marinus van Roymerswale,*
bei Guicciardini Marinus van Zierikzee, bei van Mander Marinus de Zeeuw,
Maler van Romerswalen genannt. In Dresden, München und Madrid finden
wir von ihm bezeichnete Stücke: manchmal nennt er fich auf denfelben einfach
Marinus (Dresden Nr. 1722, München Nr. 44), dann wieder Marinus yan Roy-
merswale (Madrid, Akademie, München Nr. 4). Die Jahrzahlen gehen von 1521
(Mufeum von Madrid Nr. 1421) bis 1558 (Ebenda Nr. 1422).
Marinus van Roymerswale ift in der Gcfchichte der niederländifchen.
Kunft fo viel wie unbekannt geblieben, obwohl er keineswegs diefe Mifsachtung
verdient und ficher der treuefte Nachfolger des Quinten Maffijs war. Für uns
* Journal de Beaux-Arts V. 127.