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Rosenberg, Adolf; Kaulbach, Friedrich August von [Ill.]
Friedrich August von Kaulbach — Künstler-Monographien, Band 48: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.74631#0117
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Friedrich August Kaulbach.

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geschosses nimmt die Werkstatt ein, in die
unsere Abbildungen 102 und 103 Einblicke
gewähren. Die Bilder auf den Staffeleien,
unter denen wir das Bildnis der deutschen
Kaiserin und die Jdealgestalt der Musik
im Vordergrund bemerken, zeugen von der
überaus regen Thätigkeit, die in diesem
Ranme herrscht. Für eine massenhafte An-

Sitzgelegenheiten ist in der Werkstatt eines
Malers, bei dem es Hauptsächlich auf das
„Sitzen" ankommt, natürlich auch kein
Mangel. Aber der feine Sinn für ein
edles Maß in allen Dingen, der den Grund-
zug seiner Kunst bildet, hat auch über der
Ausstattung seines Ateliers wie über der
der übrigen Ränme seines Hauses gewaltet


Abb. 105. Herrenzimmer in Kaulbachs Hause.

Häufung von allerlei Kunstgut, mit dem
viele Modekünstler ihren Besuchern eine
angenehme Zerstreuung zu bereiten lieben,
ist in der Werkstatt Kaulbachs kein Platz.
Wohl hat er durch ein paar schöne, sarben-
prächtige Gobelins und eine kleine Zahl
auserlesener plastischer Kunstwerke, die ihn
ein glücklicher Zufall hat entdecken lassen,
dafür gesorgt, daß es ihm selbst und seinen
Besuchern nicht an Anregungen zu künst-
lerischer Stimmung fehlt, und an allerlei

(Abb. 104—106). Was uns draußen ita-
lienisch-palastartig anmutet, ist drinnen gut
bürgerlich, und hie und da wird man so-
gar an die traulichen Räume der altdeutschen
Patrizierhäuser erinnert, aus denen einst,
vor mehr als einem Vierteljahrhundert,
Kaulbachs Kunst ihre ersten Anregungen,
ihre ersten poetischen Stimmungen ge-
zogen hat.
Es ist ein langer Weg, den der Künst-
ler seitdem durchmessen hat. Den künst-
 
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