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Jacques Rosenthal <München> [Hrsg.]
Handschriften und Frühdrucke in deutscher Sprache — München, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.20918#0017
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1. RUDOLF VON EMS. Weltchronik. Pergamenthandschrift schweizerischer
Provenienz, um 1300 von fünf verschiedenen Schreibern in sorgfältiger gotischer
Minuskel auf zwei Kolumnen geschrieben. Mit zwei Bilderseiten am Anfang,
65 kolorierten Federzeichnungen am Rande des Textes, einigen größeren und
zahlreichen kleineren Initialen in rot und blau. 268 Bll. Kl.-Folio. 225 : 165 mm.
Holzdeckelband mit Schweinslederbezug in reicher Blindpressung (deutscher
Renaissanceband).

Beste und zuverlässigste Handschrift der rudolfinischen Weltchronik, von Gust. Ehrismann
seiner kritischen Ausgabe (Deutsche Texte des Mittelalters, hrsg. von d. Preuß. Akad. d.
Wiss., Bd. XX, Berlin 1915) zugrunde gelegt. Geschrieben in der Schweiz (nach Ehrismanns
Ansicht nicht weit von Rudolfs Heimat), ist der Codex im 15. Jahrhundert in Freiburger
Patrizierbesitz gewesen und hat später mehrfach den Besitzer gewechselt. Er enthält den
ursprünglichen Text der Chronik nebst deren erster Fortsetzung, ist textlich vollständig und
unter den erhaltenen Handschriften die einzige, welche die Sprache Rudolfs sorgfältig bei-
behalten hat, die in den sonstigen Codices modernisiert und in andere Dialekte übertragen
erscheint. Von den verschiedenen Redaktionen der Weltchronik, über deren Entstehung und
gegenseitige Beziehungen noch keine Klarheit herrscht, sind insgesamt etwa 35 Handschriften
erhalten; von ihnen kamen jedoch nur noch zwei Heidelberger Codices neben der vor-
liegenden Handschrift für die kritische Ausgabe in Betracht. — Der Band beginnt mit zwei
blattgroßen Miniaturen in Gold und Farben. Deren erste zeigt den als ehrwürdigen Greis
mit weißem Haar und Bart dargestellten Dichter beim Diktat an einen jungen Schreiber;
die zweite Bildseite ist horizontal dreigeteilt, die 3 Felder enthalten jeweils mehrere Szenen
aus der Schöpfungsgeschichte. Beachtenswert sind darunter die symbolischen Darstellungen
von Tag und Nacht, der sieben Planeten und der vier Elemente. — Die den Text des
Alten Testaments begleitenden und Erzählungen desselben illustrierenden Federzeichnungen
befinden sich zumeist an den Unterrändern, nur vereinzelt an den äußeren Seitenrändern
der Blätter. Die Szenenfolge beginnt mit der Arbeit Adams und Evas nach der Vertreibung
aus dem Paradies und endet mit dem Untergange Sauls und seines Waffenträgers. — Der Text
Rudolfs endet Bl. 245 v, Kol. 1; die Fortsetzung schließt sich unmittelbar an und füllt die
weiteren Blätter der Handschrift bis zum Schluß. — Auf den Innendeckeln, den Papiervorsatz-
blättern und den beiden letzten Pergamentblättern befinden sich unter vielen unverständlichen
Kritzeleien einige Besitzvermerke und zahlreiche Namen (vgl. Ehrismann p. XX—XXIV). —
Die beiden nach Bll. 11 und 244 ausgeschnittenen Blätter hatte der Schreiber verdorben;
an beiden Stellen ist keine Lücke im Text.
 
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