Metadaten

Jacques Rosenthal (München); Jacques Rosenthal [Editor]; Haebler, Konrad [Contr.]
Kataloge / Jacques Rosenthal München (Nr. 92): Einblattdrucke von den Anfängen der Druckkunst bis zum Tode Maximilians I.: 1455-1519 — München: Jacques Rosenthal, Buch- und Kunst-Antiquariat, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68079#0015
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
V

sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschehen.
Seitdem ist niemals wieder eine umfängliche Sammlung von Einblatt-
drucken der Öffentlichkeit geboten worden bis zu diesem Augenblicke,
in dem die Firma Jacques Rosenthal eine ganz außerordentliche
Sammlung dieser Stücke zum Verkauf stellt.
Die Sammlung umfaßt mit ihren 124 Nummern allerdings nicht nur
Wiegendrucke, sondern auch solche aus dem ersten Viertel des XVI. Jahr-
hunderts bis zum Tode Maximilians. Unter den Wiegendrucken sind
fast alle die Gruppen vertreten, die aus dem Verzeichnis der Kommission
bekannt sind. Besonders eindrucksvoll ist die Gruppe der päpstlichen
Bullen, die sich zumeist auf Ablässe beziehen, mit ihren Summarien
und Erklärungen; sie umfaßt nicht weniger als 20 Stück, von denen
kaum ein einziges dem letzten Jahrzehnt des XV. Jahrhunderts angehört.
Fast ebenso zahlreich sind die Ablaßbriefe vertreten. Hier wird die
Reihe eröffnet durch das Bruchstück eines Gutenberg-Ablaßbriefes von
1455, während die meisten übrigen der Zeit von 1480—90 angehören.
Jünger ist nur ein Genfer Ablaßbrief vom Jahre 1499, der aber dafür
den Vorzug genießt, ein Unikum zu sein. Von den kostbaren Schöffer-
drucken, die sich auf den Mainzer Bischofsstreit von 1462 beziehen,
sind nicht weniger als drei vorhanden, und zwar nicht in Culemannschen
Nachdrucken, sondern in echten Originalen. Etwas spärlicher sind die
Erlasse weltlicher Fürsten vertreten; fünf von ihnen entstammen der
kaiserlichen Kanzlei (zwei von Friedrich III., drei von Maximilian),
während vier weitere von den sächsischen Herzögen erlassene, dadurch
von besonderem Werte sind, weil sie bisher völlig unbekannt geblieben
waren. Auch unter den zwölf Kalenderblättern, die allerdings nicht
immer in ganzer Größe erhalten sind, befinden sich zwei bisher un-
bekannte Blätter: ein Eckscher Kalender für 1489 und ein solcher von
Schinnagel für 1490. Daß das Rosenthalsche Antiquariat eine Zainersche
Bücheranzeige besaß, die in keiner anderen Sammlung mit einem
zweiten Exemplar vertreten ist, war nicht ganz unbekannt; auch sie ist
in der gegenwärtigen Sammlung enthalten. Neben ihr ist vor allem
noch die höchst interessante Anzeige des Regiomontanus, eines der kost-
barsten Dokumente für die Geschichte der Astronomie, von dem man
bisher nur zwei Exemplare kannte, in einem tadellosen Abzug vertreten,
sowie die Sensenschmidtsche Anzeige der Pantheologia von 1473 und
eine Creußnersche Bücheranzeige.
Nicht weniger interessant als die Inkunabeln sind die Einblatt-
drucke des XVI. Jahrhunderts. Während wir über die Wiegendrucke
 
Annotationen