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Ross, Ludwig
Das Theseion und der Tempel des Ares in Athen — Halle, 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.950#0038
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2.

ueit Babin, Guilletiere, Spon und Wheler ist es üblich geworden, das
Grab und Denkmal des Theseus in Athen, von dem wir aus den
alten Schriftstellern Kunde haben, als einen Tempel des Theseus
zu bezeichnen. Diese Benennung hat nicht wenig dazu beige-
tragen, eine falsche Vorstellung von jenem Gebäude in Umlauf
zu setzen.

Naos (vuög) nannte der correcte Sprachgebrauch der Alten
ein Gemach oder eine Cella die mit einem Peristyl umgeben war,
oder an beiden oder doch an einem Ende eine Prostasis, oder end-
lich wenigstens zwei Säulen zwischen den Anten der Cella hatte;
die ferner einer Gottheit geweiht war und ihr Bild umschlossG7).
Etymologisch lässt sich dies nicht begründen; vielmehr könnte das
Wort vubc, (von ro'w, ratio) ebenso wohl eine Wohnung sterblicher
Menschen bezeichnen, was aber doch nie der Fall ist. Es ist eine
reine Willkühr des Sprachgebrauches: eben wie die deutsche und
alle romanisch-germanischen Sprachen dem Worte Tempel ziem-
lich denselben Begriff aufgeprägt haben, obgleich templum etymo-
logisch, und im guten römischen Sprachgebrauch, keineswegs ein
solches mit Säulen geschmücktes Gotteshaus, sondern mit Aus-
schliessung des Begriffes Gebäude zunächst nur einen geweihten
grösseren oder kleineren Platz bezeichnet, wie das griechische
Wort Tffievog, von dem es das Diminutiv ist (temenulum, templum).

67) JVköj TXfQtmtQOi (unter welche Galtung auch der runde ftovöntego; ge-
hört) — afiipmQÖGTvXog — nQoütvXog — vaös iv TZttQaGTaGi. Vitruv. 3,
1.— Dass zum Begriffe des Naos nach der Satzung des Sprachgebrauches
eben Säulen gehören, zeigt auch diese Stelle des Pausanias 6, 24, 7:
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vil/qXöv, xal Tofyo» ftev oix ttai, rov oQo<fov Si äpvos uvc%ovgiv ilgya-
epivoi xtovts. Vgl. dens. 6,25,1: iVads «rroais iv zvx)m ntgtsvlos.
 
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