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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0041
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lin« anfangen, dessen Name als der eines an der Karlsburg beschäftigten Architekten in
einer Kopie unter Bauakten des Gottesauer Schlosses genannt wurde, als man Anhaltspunkte
bei Vereebune der Gottesauer Glaserarbeiten suchte, deshalb sich nach dem früheren Ver-
ding beim Karlsburgbau umsah und eine Abschrift davon vorlegte. *)

Die Aufführung des umfangreichen Mauerwerks geschah vermutlich, worauf auch die
Kürze der Zeit weist, durch einen Bauunternehmer, der einen Stab von Maurern, Hand-
langern und Zimmerleuten hinter sich hatte. Dieser Unternehmer war zweifellos »der welsch
Maurer« Jost Augustin von Lovere am Iseosee im Graubündner Land, aus dem ganze Scharen
solcher Meister in jenen Jahrzehnten nach Norden bis nach Schweden hinauf auswanderten.
Augustin besaß das besondere Vertrauen des Markgrafen und hatte (vor 1571) schon jahre-
lang zu Durlach Bauten aufgeführt, unter denen zunächst die Schloßgebäude zu verstehen
sind. Damals betraute ihn Karl mit der Erstellung des großen Meierhofes am Fuß des
Schlosses Hochberg, dessen Bau er 1571 mit 15 Maurern verdingweise in Angriff nahm.2)
Auch sein Landsmann und Kollege Benedikt Roth, den wir 1572 zu Hochberg mit einer
Schar von 28 Maurern und Arbeitern und Ende der 80er Jahre beim Gottesauer Schloßbau als
Unternehmer wiederfinden, wird schon unter Augustin am Bau der Karlsburg tätig gewesen
sein.3) Aus Lovere stammte auch Stephan Bernard, den Meister Schoch während seines Auf-
enthalts im Dienst Markgraf Ernst Friedrichs 1583/84 zu Durlach kennen lernte und nach
Straßburg zog, wo Bernard im Akkord an der »Neuen Metzig« baute (siehe unten).

Als Stukkateure und Tüncher wurden für das Innere der Karlsburg Meister von Speier
samt Gehilfen, ferner ein Niederländer mit sechs Gesellen herbeigezogen. Letzterer, wohl der
eigentliche Stukkateur, bekam damals entweder die Arbeit verdingweise, oder er führte sie für
1 Gulden täglich und die Speisung bei Hof mit seinen sechs Helfern aus, während die
Tüncher im Taglohn dienten.4) Fürs Jahr 1565 wird der Hofschreiner Jost Reiter, für eine
spätere Zeit Hans Hirschmann namhaft gemacht. °)

Herbst 1565 war das Schloßgebäude in der Hauptsache fertiggestellt, also in einem
verhältnismäßig sehr kurzen Zeitraum. In einem Brief des Markgrafen vom 22. September
1565 an Herzog Christoph nennt jener sein neues Schloß bereits »Carolsburg«.6) Für die
Anlegung einer Wasserleitung und eines Springbrunnens im Schloßhof schickte Christoph
seinen bewährten und verdienten fürstlichen Werk- und Brunnenmeister David Hertel nach
Durlach.') Obwohl Hertel versprochen, daß er das Wasser bis in den ersten Stock treiben
könne und auch die Schloßbaumeister Jakob Schan und Peter Kiefer die Fallhöhe überein-
stimmend mit dem Brunnenmeister abvisiert hatten, so standen der Ausführung doch allerhand
unvorhergesehene Hindernisse entgegen, namentlich da man bei der Anlage der Brunnenstube

!) G.L.A., Gottesauer Akten. Unter Teichbau: »Maister Enderis dem glaser zu Pfortzheim hat mein gdste Dhl
seliger gedechtnus zu dem schloßbauw Carlsburg durch derselben bauwmaister, den Metterlin genanndt, liffern u.
hernacher abrechnen laßen . . . Und findt sich kein verding, auch daß dergleichen arbeit vertaglent worden.« Rück-
seite: »Bauwsach, das glas und ramen werckh zum schloß Carlsburg gehörig betr.« Kopie von 1590/91. Es werden
z.B. 26 Zentner für Verbleiungen angeführt. Ein Peter Meuderlin von Unteröwisheim ist 1602 Archidiakon u. gest. 1651
zu Kirchheim. Württ. Vierteljahrshefte 1912 p. 118. Der ungenannte »Werckmaister« beim Karlsburgbau erhielt
monatlich 10 1 Z.G.O.2 1. c. p. 521.

2) G.L.A., Hochberg. Akten Nr. 13: »Jost Augustein, der welsch maurer, welcher uns etlich jar an unsern ge-
bewen alhie gearbeitet.« Karl an den Burgvogt zu Hochberg Joh. Mayer, Karlsburg, 2. April 1571. — Er läßt den
Italiener damals auf Hochberg Bauten ausführen, da er nunmehr zu Durlach entbehrlicher als früher. »Dieweil wir
dann Gott lob mehrer teils (unsere) gebew alhie zu endt gebracht, also das wir seiner jetziger zeit alhie nit be-
huofen.« Ib.

3) G.L.A., Hochberg. Akten Nr. 13 zum Jahr 1572 und Gottesauer Bausachen 1587 ff. u. unten p. 31.

4) ZG.O.2 VIII (1893), 520t.

5) G.L.A., Baden-Durl. Urk. Spec. conv. 37.

6) Stuttgart. H. u. St.Arch., Kab.Akten. Korresp. Markgr. Karls mit Württemb. fol. 124.

;) L. c. fol. 123fr., 125, 132. Karl an Herzog Christoph, Karlsburg, 6. Dez. 1565: »Also haben wir ine die
waßer quellen, so wir in unser schloß Carolsburg zu fieren willens gewesen, besichtigen laßen, ob solche quellen in
ermelt unser schloß mögen gefuert und zu springendem waßer gebracht werden.«

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