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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0063
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samkeit und staatsmännischer Begabung, der in seinen Mußestunden historische Schriftsteller
des deutschen Mittelalters sammelte und veröffentlichte.*) Der bereits genannte Pistorius, des
Prinzen Ernst Friedrich Berater seit dessen vierzehntem Lebensjahr, hatte mit seinen viel-
seitigen Kenntnissen und Fähigkeiten schon dem verstorbenen Markgrafen Karl gedient.
Späterhin war er an der Gründung des Durlacher Gymnasiums 1583/86 hervorragend beteiligt,
brachte auf Anregung Ernst Friedrichs und Markgraf Philipps II. von Baden-Baden viel Hand-
schriftliches für die badische Geschichte zusammen, das wahrscheinlich 1689 verbrannte,
und gab die »Scriptores rerum Germanicarum« heraus.-) Ein hochbegabter, aber wankel-
mütiger Mann, wurde er im stillen allmählich Kalvinist und zog den jungen Markgrafen
Ernst Friedrich zu diesem für den Fürsten folgenschweren Bekenntnis, ging später in Mark-
graf Jakobs Dienste, trat zum Katholizismus über und endigte als Generalvikar und bischöf-
licher Rat zu Konstanz. Wieder ist es der Augsburger Drentwett, der den wenig feinen,

Abbild. 16. Medaille der Markgräfin Anna.
Von Bald. Drentwett.

starkknochigen, aber gescheiten Kopf des »bösen Bäcker«, wie ihn die Zeitgenossen nannten,
in einer Schaumünze festhielt (Abbild. 17).3)

Mit der Volljährigkeit Ernst Friedrichs wurde im Jahre 1584 die Teilung vorgenommen,
wobei der jüngere Jakob für regierungsfähig erklärt wurde und für den jüngsten Bruder, Georg
Friedrich, der ältere und die Mutter Anna die Vormundschaft übernahmen. Ernst Friedrich
bekam die untere Markgrafschaft, Jakob die Herrschaften und Schlösser Hochberg, Sulzburg,
Höhingen und Landeck mit der Residenz zu Hochberg und Emmendingen; Georg Friedrich
Rötteln, Badenweiler und Sausenberg mit dem Sitz zunächst auf Hochberg, seit 1699 zu Sulzburg.

Unter glücklichen Aussichten und bei trefflichen Charaktereigenschaften4) begann Ernst
Friedrich, ein Liebhaber von Wissenschaft und Kunst, die Regierung seines kleinen Landes.

') Sein Werk: Veterum scriptorum, qui Caesarum . . . res per aliquot saecula gestas literis mandarunt. Tomus
unus, gab G. Christ. Joannis 1726 zu Frankfurt neu heraus mit einer biographischen Einleitung über den aus Westfalen
stammenden, 1607 zu Gau-Odernheim verstorbenen Juristen. — Jöcher, Gelehrt.Lex. III, 2026.

'-) Karlsr. H.u L.Bibl., Durl. Handschr. 162 fol. 8: »Ita docent Johannes Pistor Niddanus, cui investigatio et descriptio
familiae Badensis et Hachburg. ex singulari mandato et salario commissa fuit.« Über Ernst Friedrichs und Philipps hist.
Interessen und ihr beider Schreiben deshalb an den Dogen von Venedig 1585. Ib. 8 b u. Handschr. 113 fol. 7 f.

3) Habich, Archiv für Medaillen- und Plakettenkunde I Taf. XVI, 2. — Über Joh Pistorius Niddanus vgl. Klein-
schmidt, 1. c. p 33; Herzog-Hauck, Realencycl. f prot. Theologie und Kirche XV (1904) und die dortige Literatur;
besonders Br. Albers in Z.G.O.2 XII p. 620 f.

4) Joh. Pistorius an den Kardinal S. Giorgio-Aldobrandini, Konstanz, 12 Aug. 1595 über Ernst Friedrich:
»Devotus alioquin est in secta sua, intelligentissimus in vita communi, versatus in lectione scripturae et patruin,

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