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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0066
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diktinerklosters aufführen ließ. *) Anspornen aber mußte ihn namentlich das umfangreiche
Bauwesen am baden-badischen Hof, wo der aus Benediktbeuren stammende, in München und
Regensburg bereits tätig gewesene Werkmeister Kaspar Weinhart, »mit seiner Hand ein
feiner Arbeiter«, für den kunstliebenden Markgraf Philipp II. seit den 70er Jahren den neuen
Schloßbau mit dem lustigen Dagoberttürmchen errichtete,2) und Tob. Stimmer, der badische
Hofmaler und Contrafetter, seit Ende der 70er Jahre bis zu seinem am 4. Januar 1584 erfolgten
Tod zu Baden die künstlerische Ausschmückung des großen Fürstensaales nebst anderm
im neuen Schloß durchführte.3)

Während Markgraf Ernst Friedrich noch unter Vormundschaft stand, wurden vom Dur-
lacher Hof bereits Beziehungen angeknüpft zu dem berühmten Straßburger Stadtbaumeister
und späteren Schöpfer des Friedrichsbaues in Heidelberg, dem aus dem markgräflichen Ort
Königsbach zwischen Durlach und Pforzheim gebürtigen Hans Schoch. Die Familie stammte
ursprünglich anscheinend aus Pforzheim, wo uns im XVI. und zu Beginn des XVII. Jahr-
hunderts mehrere Vertreter dieses Namens begegnen, darunter auch ein Maler Peter und ein
Goldschmied Jakob Schoch.4) Hans Schoch, wohl der Sohn des gleichnamigen Königsbacher
ehemaligen Vorstandes der Wiedertäufer, hatte daheim das Zimmerhandwerk erlernt, kam
sehr jung nach Straßburg, wurde dort 1572 Bürger und 1577 Werkmeister auf dem Zimmer-
hof.0) Zwischendrin arbeitete der Meister, »ein ernster Mann mit strengen Grundsätzen«,")
bereits auswärts, wie 1574—1576 bei Erasmus von Venningen zu Neidenstein und bei Maul-
bronn, wo er Mühlen anlegte.

Im April 1583 trug ihm der Durlacher Hof die fürstliche Baumeisterstelle an. Der da-
malige Werkmeister ging gerne darauf ein, »in die Marggrafschaft, fürnemblich als sein Vater-

') A. Klemm, Uber die Nachfolger des fürstl. Baumeisters Tretsch, insbesondere den Meister des Lusthauses,
in Württemb. Vierteljahrshefte XII (1889) p. 91 —107. — P.Weizsäcker in Württemb. Jahrbücher für Statistik und
Landeskunde 1900 I p. 40 f. — Die Kunst- u. Altertumsdenkm. im Königr. Württemberg. Schwarzwaldkreis, p. 61.

2) K. Obser in Z.G.O.2 XX, 505 f. — München. Allg. Reichsarch. Baden A.Nr. 12 fol. 291 (Dienstbuch von
1588) und fol. 304, 336 f. — Krieg von Hochfelden, Die beiden Schlösser zu Baden, 1851, p. 59 ff., 177 ff. — K. Weinhart
bis 1592 in badischem Dienst; dann geht er nach Würzburg, nachdem er vorher noch zu Baden-Baden den Entwurf
des Schloßbrunnens fertiggestellt. Ein solcher, mit diesem möglicherweise identisch, unter den Handzeichnungen der
Großh. Galerie zu Karlsruhe. In dem umfangreichen Band XII der bayr. Kunstdenkmäler, Stadt Würzburg (1915), von
Eel. Mader wird K. Weinhart nicht erwähnt, auch nicht in dem Gesamtregister zu den Kunstdenkm. Oberbayerns (I—III)
1908. Damals auch (um 1592) der Bildhauer Georg König und der Hofschreiner Jos. Schiller genannt. — Von Herzog
Ludwig erbat sich Philipp II. 1579 Alabaster aus den Gruben bei Herrenberg »zu ussberaitung unseres alhie angefangnen
schloß bawes«. Stuttgart. H. u. St.Arch., Kab.Akten, Korresp. mit Baden unter Herzog Ludwig zum 20. Juli 1579. —
Philipp von Baden an Ludwig, Baden, 26. Juli 1579: »Euwer Lieb antwurt schreiben . . . haben wir durch unseren
werckmayster Caspar Wainharten empfangen, beneben ettlichen der alabaster stein, so in euwer Lieb fürstenthumb zu
bekommen, thun uns gegen E. L. des anerbietens halber, wa immer möglich unserm begeren nach mit dem alabaster,
uns zu ussberaitung unsers angefangnen schloß bauwes zu hülf und zu statten zu kommen, gantz freindlich bedancken.«
Er erhielt zwei Wagen voll aus der Herrenberger Alabastergrube. — Weiteres war in den badischen Vormundschafts-
akten und in der Baden-Wittelsbacher Korrespondenz des Münchener Allg. Reichsarchivs über Weinhart nicht zu
finden.

'!) Über Tob. u. Abel Stimmer vgl. A. Stolberg, Tob. Stimmer, 1901 ( Studien z. d. Kunstgesch. Heft 31) u.
K. Obser, in Z.G.O.2 XVII (1902), 718 ff.; XX (1905), 680 f.; XXII (1907), 171 f.; XXIII (1908), 563 f. Nach
des Bruders Tod am 4. Januar 1584 (alter Stil) übernahm Abel dessen Arbeiten und siedelte deshalb nach Baden
über. — An der Spitze der »Cantorey« zu Baden-Baden stand damals als Kapellmeister Krancisco Quami mit 333 fl.
Gehalt. Zu ihr gehörten: Christoph Feuchtner, Hans Carlin, Jacob Botzheim, Seb. Kistner, Wilh. de Landro, Nik.
Ealckeissen, Franz von der Lauten. München. Allg. Reichsarch. Baden A.Nr. 12 (»Dienstbuch« Philipps II. von Baden
von 1587) fol. 251; Seidensticker ist Albr. Wörl. Am 18. Januar 1580 bat Philipp II. Herzog Wilhelm V. von Bayern,
ihm versprochenermaßen »von allerhandt ritterspill einen abriß zuekommen zu laßen. L c. Baden A. Nr. 2 fol. 147.

4) Eine Tuschzeichnung von Peter Sch. in den Stadt. Sammlungen zu Pforzheim. — G.L.A., Baden-Durl. Urk.
Spec. conv. 33 zu 1566 ein Matth., zu 1583 ein Joh. Peter Schoch. — Z G.O. XXIX (1877), 3S1-

5) Über den Wiedertäufer Hans Schoch (1555) vgl. G. Bossert in Z.G.O.2 XX, 76 und XXIV2, 546. Der
Vater wanderte wohl nach Straßburg aus. — Nach Aufhebung der Straßburger Baumeisterstelle (1597) war Schoch
von 1602 bis 1607 Leiter des Friedrichsbaues in Heidelberg; dort im kurfürstl. Dienst, bis er zu Straßburg 1620
als Nachfolger Enoch Meyers nochmals Stadtbaumeister wurde. Als solcher starb er daselbst 1631. — Über Schoch
bes. der treffliche Abschnitt O. Winckelmanns in »Straßburg und seine Bauten«, 1894, p. 279 fr.; Z.G.O.2 VIII (1893),
588 ff; K. Ohnesorge, Wendel Dietterlin p. 63 ff; E. v. Czihak im Repert. f. Kunstwissensch. XII, 362 fr.

6) Winckelmann, 1. c. p. 282.

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