Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0130
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Instrumenten.*) Bei seinen mehrfachen Besuchen des von Rathsamhausenschen Kabinetts fand
Uffenbach eine Sammlung von etwa 18000 Kupfern, viele Gemälde von Brentel, Gaßner,
Walther und Holbein, drei große mit Handrissen vollbelegte Bücher, »worinnen in Specie gar
schöne alte teutsche Riße mit unbekannten Zeichen und viele von dem alten Roos, Arhardt
und Seupel lagen, alle wohl ausgesucht und würdig zu sehen«.2) In seiner Begeisterung
für die Sammlung des Ratsherrn von Rathsamhausen fährt der Verfasser des Reisediariums
fort: «Zuletzt zeigte er noch 4 mit der Feder gerißene schöne Stücke, von den 4 Seiten des
hiesigen Münsters, welches der schon gemeldete Arhard auf Pergament sehr fleißig und ein
gutes größer als sie in Kupfer heraus sind, gerißen hatte. Er machte große Rarität davon und
hielte sie vor eines der schönsten Dinge seines Cabinets.«3) Am 13. Dezember 1713 sah Uffen-
bach nochmals die Münsterrisse bei von Rathsamhausen und berichtete davon: »Er hatte davon
ein großes Buch voll, so meistens von Arhard mit der Feder nach dem Original sehr genau
eerißen waren. Es bestund aus sehr vielen Teilen, darin alle Fundamenten und besondere
Stücke künstlich und nach den Reguln ausgezeichnet war, so wohl an dem untersten Teil
als an dem hohen Turn selbsten bis in die Spitze. Aber unter allen diesen Stücken war
doch keins, so die Faciata so wohl praesentirte als das, so mein Bruder aus eines Malers
namens Walter Verlaßenschaft gekauft hatte und welches ich eben auch vor Arhards Arbeit
hielte. Nachdem wir uns ziemlich lang damit aufgehalten hatten, zeigte er uns noch ein
Portefeuille von Handrißen, darunter die meiste von Arhard waren außer etlichen alten
teutschen und verschiedene von hr. Seupel von hier.«4)

Als Uffenbach die Raritätenkammer des Herrn von Rathsamhausen am 20. März 1714
zum letztenmal durchstöberte, sah er auch einen ganzen Kasten voll optischer Gläser aus
der Werkstatt Arhardts. Sie weisen wieder auf den Aufenthalt des Meisters am Durlacher
Hof, zu dem wir nach dieser Würdigung des Künstlers und seltsamen Menschen zurück-
kehren. 3)

') »Nachmittags sähe [ich] bei hr. Dulsecker etliche große pacquet von rißen durch, so ein maier namens
J. J. Arhardt von hier gemacht. Es war aber nichts sonderliches, außer einigen abrißen von mechanischen instru-
menten und perspectiv stücken darunter, welche ich nicht gern mit den andern so teuer als er wolte, bezahlen mochte,
weil er 2 louis d'or davor begehret.« Joh. Friedr. v. Uffenbachs Reisejournal, in der Göttinger Univ.Bibl., Cod.
Uffenb. 29 B. I (»Elsaßer und Schweitzer Reisdiarium von Kranckfurt bis Turin exclusive«), fol. 246.

2) L. c. Uffenb. 29 B. I fol. 279 zum 29. Nov. 1713.

:i) L. c. fol. 285.

J) L. c. fol. 287 f. Über Joh. Adam Seupel vgl. Reuß, 1. c. II, 272f.

°) Cod. Uffenb. I.e. fol. 317: »Nachdem sahen wir einen ganzen kästen voll geschliffener gläser von dem
Arhardt, darin viel zettul lagen, so sich auf die papier und materien, so ich von dem hr. Spohren gekauft habe,
beziehen.« — Uber den Ratsherrn und Sammler v. Rathsamhausen vgl. auch Keyßler, Neueste Reisen 1(1729) p. 152.
— Der deutsch und lateinisch verfaßte, reichhaltige und seltene Katalog der Sammlung Rathsamhausen (»Catalogus
eines Kunst- und Naturalien-Cabinets« o. J. [1726 u. 1763]) enthält leider fast keine Namen von Künstlern. Exemplar
der Straßburger Univ. u. L.Bibl.

106
 
Annotationen