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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0148
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sehen Maßa sich befindende Raritäten«.1) Es handelte sich hierbei um nichts geringeres als
um das weltbekannte Amerbachsche Kunstkabinett mit den berühmten Holbeingemälden, das
1591 beim Tode des Basilius Amerbach in die Hände seiner Schwester Faustina, durch Erb-
schaft an Basilius Iselin übergegangen war und jetzt verkauft werden sollte. Durch Rats-
beschluß aber kamen die Amerbach-Iselinsche Sammlungen, denen schon der Verkauf nach
Holland gedroht hatte, 1662 für 9000 Reichstaler an den Basler Staat und bilden heute den
Grundstock der beiden dortigen Museen.2) Das berühmte Kabinett des Basler Pandektisten
und Sammlers Dr. Remigius Bäsch (1595—1667), der in 40 Jahren für sein »Museum« viele
Werke der Bildhauerei und Malerei, besonders aber eine prächtige Antiken- und Numis-
matensammlung mit mehr als 8000 Stück Münzen und Medaillen (namentlich griechische und
römische) und eine vornehme Bibliothek zusammenbrachte,3) war dem Markgrafen, der öfters
auch seiner juristischen Beihilfe in verwickelten Rechtshändeln bedurfte und ihn deshalb zu
seinem Rat ernannte, durch eigene Anschauung ebensogut bekannt wie der Raritätenladen
seines Mitbürgers Koch, in dem der Röttelner Oberamtmann Pauli in fürstlichem Auftrag
»Tapetzereyen und Antiquiteten« aussuchte, darunter zwei alte Gobelins mit Darstellungen
von allerhand Tieren und Blumen.4)

Der Ortsherr von Grenzach und spätere Oberamtmann zu Badenweiler Jakob Dietrich
von Bärenfels,5) der Wirt zu Neuhaus, Hartmann Engler, ein Bauer von Wehr u. a. ver-
kauften mehrfach ihre antiken Münzen an den Markgrafen; Bronzefiguren von Augster Aus-
grabungen gelangten 1671 in die markgräfliche Kunstkammer zu Basel.6) Besonders inter-
essierte sich der Markgraf für die »Rariteten von Beinen«, die in einer Erzgrube bei Kandern
gefunden und von dem Oberamtmann Pauli nach der Karlsburg überschickt worden waren.
Friedrich VI. befahl ihm, noch weitere Nachgrabungen daselbst anzustellen,7) ebenso den
Herrn von Bärenfels »der versprochenen alten Müntzen zu erinnern, die zuweg gebrachten
von ihm zu erfordern und Ihr fürstl. Dhl zuzuschicken«.8) In des Fürsten Auftrag öffnete
Pauli 1660 mit den dortigen Vögten die »Heidengräber« zu Niedereggenen und Hiltelingen,9)
um darin Münzfunde machen zu können, was in diesem Fall die Hoffnungen des Markgrafen

') G.L.A., Herrsch. Rötteln fasc. 211 fol. 164, 130fr., 126, 115 f.

2) P. Ganz, Die Entstehung des Amerbachschen Kunstkabinetts, im Jahresbericht der offentl. Kunstsamml. in
Basel L1X (1907) p. 1 ff, 17, 30. Das Inventar von 1662 daselbst abgedruckt p. 61 ff.

3) E. Major, Das Fäschische Museum, im Jahresbericht der öffentl. Kunstsamml. in Basel LX (1908) p. 1 ff,
bes. 6 f., mit Porträtbild des Remig. Fäsch von Barth. Sarburgh. Durch sein Testament 1667 gelangte das Kabinett
1823 an die Universität Basel. Das Inventar der Münzen etc. von 1648 ib. p. 43 f. — Der Nachkomme Joh. Rud. Fäsch,
seit 1799 Verwalter der Sammlung, erwarb aus der markgr. badischen Galerie zu Basel das bekannte Bild von Kon-
rad Witz: Ahasver und Esther, heute öffentl. Samml. in Basel Nr. 643. Major, 1. c. p. 22. Im Fäsch-Inventar von 1772
auch ein Porträtgemälde der Markgräfin Katharina Barbara von 1691. Major, 1. c. p. 22, 49.

4) G.L.A., Rötteln fasc. 211 fol. 145. Pauli an Jak. Christ, von Rotberg in Durlach 13. August 1660: »Dr. Re-
migius Fäsch hat mir beyliegendt verzeichnus der bücher über die alte münzen zugestellt, sollen viel rare darunter sein.
Ich verhoffe, er werde diejenige, so Ihr f. Dhl gnädigst belieben, zu dero heraufkunft sehen lassen.« Fol. 164, 167.
Pauli an Elsener, Rötteln, 24. Dez. 1660: »Verschienen donnerstag bin ich nacher Basel gereist, umb bey herrn Kochen
die tapetzereyen und antiquiteten zu besehen.« Von den Gobelins, die Markgraf Friedrich noch nicht kannte, teilte er
diesem mit: »Das erste und größte ist gewürckt mit allerhandt thieren, vögeln und bildern in grünem feld, 45 elen
hoch und 7 elen lang, das andere gewebt, auch von thieren, blumen und vögeln in grünem feld, 3 \ elen hoch und
6 elen lang, hat sie entschlagen p. 45 fl. . . . Von antiquiteten hat er Koch auch etwas bei handen, so ich teils
gesehen, dorvon er mir beiliegende verzeichnus zugestehet, bey etlichen den preyss ernennet und gemeldet, daß er . .
noch mehr rare stück bekommen werde.« Über die Fäschischen Inventare und Kunstbücher, bes. seine »Monumenta
humanae industriae« (von 1628 bis 1667), vgl. Major, 1. c. 11 und 26.

6) Sein Epitaph ließ er schon bei Lebzeiten »künstlich aushauen«. Vgl. seine Leichenpredigt mit den Persona-
lien von 1687 in den Mise. K. S. tom. 38 der H. u. L.Bibl. Karlsr. p. 41.

6) G.L.A., H. u. StArch. II. Haus- und Hofsachen. Samml. d. Großh. Hauses, Kunstkab. Nr. 40 (XVIII. Jahrh.). —
Herrsch. Rötteln fasc. 211 fol. 115, 126, 130, 135, 142, 164.

7) Kammersekr. Marchdrencker in Durlach an J. Pauli 17. Juni 1662. — L. c. fasc. 211 fol. 197.

8) 15. April 1660.

9) Verschwundener Ort und Wasserschloß bei Haltingen.

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