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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0150
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delicatement, sa table est des meilleures d'Allemagne et servie ä la Franchise.«1) Damit
stimmt die von Merian gemalte und von Phil. Kilian gestochene, freilich allzu üppig und
posenhaft wiedergegebene Erscheinung des Markgrafen,2) bei der man fast vergißt, daß
man es hier mit dem ritterlichen Polenkämpfer, mit dem Bezwinger der Festung Philipps-
burg und mit dem selbständigen Forscher und echten Kunstliebhaber zu tun hat (Abbild. 41).;))
Berühmt war die damalige Hoftafel mit ihren ausgesuchten Gerichten, an der die Gäste die
Masse des prunkvollen Services, die silbernen Tafelaufsätze von kunstvoller Arbeit, Kristall-
schalen, Pokale und prachtvollen Schüsseln, teilweise Geschenke des kaiserlichen Hofes,
sahen, ebenso »die schöne, aus großen, in Ihrer Durchlaucht eigenen Landen ausgegrabenen,
Granaten-, Amethist- und Jaspisstücken aufs zierlichst geschnittene Geschirr«.4) Bei Banketten
führten Gaukler Waffentänze auf, Schauspieler gaben Fürstenrollen, erlesene jugendliche
Sänger der Hofkapelle ließen ihre Chöre bei Saitenspiel, Tambourin- und Trompetenklang
ertönen, und Haiducken erfüllten die Schloßräume mit dem Lärm des Dudelsacks.5) Ein
artiger, gewandter Ton herrschte am Hof, den eine Menge Edelleute von kavaliermäßigem
feinem Zuschnitt zierten, an erster Stelle der Baron und Hofmarschall von Löwenstern. »Sa
cour est fort leste et fort galante, j'y vids quantite de gentishommes bien faits et bien
mis ... et j'ay particulierement ä nie louer de celle de monsieur Elsener marechal de la
cour,« schreibt Chappuzeau über Friedrichs Umgebung.6)

Eine Zierde der Residenz waren die beiden hochgebildeten, kunstsinnigen und auch
künstlerisch tätigen Markgräfinnen Anna und Elisabeth, Georg Friedrichs unverheiratete
Töchter, die sich der Beziehung ihrer Großnichten, vor allem der bildschönen, kunst-
begabten Prinzessin Katharina Barbara widmeten, von denen der artige Franzose Chappuzeau
behauptete, daß sie das modernste Französisch vollendet wie im Louvre sprächen.') Sie
führten den Gast sogar in ihre Boudoirs und zeigten ihm ihre eigenen kunstvollen Arbeiten,
in ihrem Gärtchen auch eine Grotte »si bien imaginee et enjolivee avec tant d'art, qu'on
ne peut rien voir au monde de plus mignon«.8)

Friedrich VI. war wie sein Basler Kunstfreund Remigius Fäsch ein großer Gartenlieb-
haber und ließ für seinen Lustgarten seltene Blumen und exotische Gewächse, selbst aus Indien
kommen. Joh. Barth. Braun malte die schönsten Exemplare, deren Abbildungen in einer
Handschrift der Göttinger Bibliothek noch erhalten sind (siehe oben p. 1 20). Ein Zypressenhain
war hier in der Art einer Einsiedelei angelegt, in dem sich das Geflüster der Bäume mit dem
Schiacren der Nachtigallen und dem Plätschern einer Wasserkunst mischte. Unter schatten-
spendenden, von Schlingpflanzen übersponnenen Pergolas wandelte man im Halbdunkel dahin,
zwischen dichten Boulingrins und durch dreireihige Alleen uralter Linden mit köstlicher Fern-
sicht. Eine bemerkenswerte Gartenzier war der bronzene Herkules, der des Tages Wasser

') L. c. L'Allemagne protestante p. 92.

2) »Ce prince est de la riche taille et de grande mine avec beaucoup d'enbonpoint. II est tres affable et tres
civil, curieux des belles choses, et tous les traits de son visage marquent ses bonnes inclinations.« Chappuzeau,
1. c. p. 92.

3) Unter den Porträten, die mir von ihm zu Gesicht kamen, will mir der große Kiliansche Stich nach dem
Frankfurter Meister noch als das gefälligste erscheinen. Das Meriansche Gemälde zu Baden ist Repräsentationsbild. —
Die Miniaturen im Zähringer Museum ikonographisch und kunstgeschichtlich noch nicht geordnet; eine Porträtminiatur
Friedrichs VI. von dem Hofmaler Thom. Lefebure. Vgl. unten. — Wenig anziehend das Schabkunstblatt Th. C. von
Fürstenbergs; das Durlacher Gemälde, ein unsigniertes Kniestück, viel später und schadhaft. Die bei Brambach,
Bildnisse Nr. 312, genannten beiden Wachsmedaillons nicht mehr aufzufinden.

4) J. Fecht, Liecht, Sieg und Cron, 1677, p. 10.

5) Keck, 1. c. p. 61.

6) L. c. p. 92. Joh. Flsener von Löwenstern am 11. Juni 1666 vom Kammersekretär zum Geh. Rat und Ober-
vogt von Staffort und Mühlburg ernannt; später Haushofmeister. G.L.A., Diener und Dienste unter Elsener.

7) »Elles sont tres savantes et parlent Francois comme on parle au Louvre, dans la derniere politesse et
exactitude.« Chappuzeau, I.e. p. 90; K. Zell, Die Fürstentöchter des Hauses Baden, 1842, p. 52 f.

8) Chappuzeau, 1. c. p. 93: »Ces princesses ont une adresse admirable, qui aecompagne leur bei esprit, et je
trouvois tant de charmes dans leur entretien.«

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