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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0152
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spielte und außerdem beim nächtlichen Feuerwerk Flammen speien konnte. In seiner Nachbar-
schaft standen als Freilichtlapidarium die römischen Steine und an besonders ausgezeichneter
Stelle eine Erfindung von der kunstfertigen Hand der 1672 gestorbenen Prinzessin Anna,
ein antikes Tempelchen, an dessen Vorderseite unten ein zierliches Grottenwerk mit Spring-
brunnen aus gebranntem Ton und moosüberzogenen Tuffsteinen errichtet war, eine Anlage,
welche die Künstlerin in artigen Versen besungen.l) Von dem Markgrafen selbst meinte ein
Zeitgenosse: »Alles ist Friedrich in einer Person, Altertumskenner, Garten- und Wasser-
künstler.« ")

Als der tapfere Fürst schon die Vorbereitungen traf zur Entsetzung des in Frankreichs
Händen befindlichen Breisach, da raffte ihn eine Magenkrankheit, die er sich durch den
Genuß eisiger Getränke zugezogen, in wenig Wochen hinweg. In der Schloßkirche zu
Pforzheim, wo er schon bei Lebzeiten sein Grab hatte herrichten lassen, brachte man am
15. März 1677 Markgraf Friedrich VI. (f 31. Januar) zur Ruhe.

Aber noch einmal belebte sein glänzender Redner, der Ephorus Keck, die verlassenen
prunkvollen Säle der Karlsburg und entwarf ein Bild dessen, was der Fürst hier in künst-
lerischer Hinsicht zwischen den Kriegszügen geleistet, mit folgenden, im lateinischen Original
von Pathos und Rhetorik überblümten Worten: »Mit der Schilderung der Karlsburg muß
ich vor allem anheben, die der Fürst in mannigfacher Weise vergrößerte und nach dem
Urteil maßgebender Kenner innen wie außen prächtig herstellte, neue Stockwerke mit hoch-
ragenden Dächern aufsetzte und sie mit vielem Aufwand und in jeder Hinsicht zweck-
entsprechend ausstattete. In den neuen zahlreichen Fremdenzimmern staunen wir über die
phantasiereichen Vertäfelungen an der Decke wie an den Wänden ringsherum, über die mosaik-
artig eingelegten Parkettböden, über die Schlafräume von ovalem Einbau und über die
baldachinartig gezimmerten Alkoven mit ihren Prunkbetten. Von den Wänden herab hängen
allenthalben kostbare Gobelins in Seide und Gold und karierte Gewebe in Seidenmoire. In
den Sälen und Gemächern wie an den Kaminen ist überall kostbares Material und stilvoller
Hausrat verwandt, alles Hinweise auf den kunstverständigen Bauherrn. Wall und Graben
hat er um das Schloß herum angelegt und bei der bisherigen Behaglichkeit der Residenz
damit zugleich die Sicherheit des befestigten Platzes geschaffen.«3)

Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf das damalige Durlach, von dem es vor dem
großen Brand außer den beiden Merianschen, das Schloß kaum zur Sicht bringenden Prospekten
von Westen und Norden her (Abbild. 32 u- 46) nur ein im Durlacher Rathaus aufbewahrtes, leider
stark übermaltes Ölbild gibt,4) das uns, von der Südostseite aufgenommen, die alte Karls-
burg mit ihrer Umwallung erkennen läßt samt dem 1689 in klammen untergegangenen
Gymnasium, der Stadtkirche, der Spital- oder Dreifaltigkeitskirche und den vier Stadttoren,
von denen das Basler allein heute übriggeblieben ist (Abbild. 44).

') Keck, Panegyricus p. 64, und die Handschriften des Großh. Hausfideikommisses im G.L.A.

2) »Fridericus, eodem loci hortulanus, antiquarius et aquilex.« L. c. p. 64 unten.

3) Keck, Panegyricus p. 72. Ib. 51: »Extructione tumbae suae sepulchralis a vivo et valente procurata, ad
quam nunc humeris illustrium virorum latus Pforzhemii quiescit.« Karlsr. H. u. L.Bibl., Durl. Handschr. 162 (J. Fr.
Jünglers Fortsetzer) fol. 42 von Friedrichs VI. Krankheit: »Ex nimio usu glaciati potus contracta.«

4) Die später aufgemalten Inschriften unter dem vor 1689 entstandenen Ölbild lauten: »Diesses stück ist von hern
cooperator G. Conrad Zachman anhero verehrt worden Ao 1719.« Rechts: »Die statt Durlach ist vor dem brand in
ihrem prospect alsso an zu sehen gewesen. Ist aber durch die Franz. den 9ten Augusti A2 1689 ruinirt worden.« Vgl.
auch Gehres, Kl. Chronik von Durlach, 131. Der Schenker war der ehem. Artillerieoberst Georg Conrad Zachmann.

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