Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0156
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
seines Bruders Karl Gustav (1648—1703) Bildnis im Stil des roi soleil an;1) die erstere bringen
wir hier zur Anschauung (Abbild. 45).

Alle diese Künstler aber übertraf sowohl durch vielseitige Tätigkeit wie durch großen
Einfluß bei Hof der aus Brüssel stammende Miniaturmaler, Konterfetter und spätere Bau-
direktor Thomas Lefebure,2) der seine Heimat anscheinend aus politischen Gründen
verlassen mußte, zuerst als »peintre en mignature« am Hofe Wilhelms zu Baden-Baden
erscheint und dann unterm 29. November 1669 als Kammerdiener und Hofmaler in der
Durlacher Residenz angestellt wurde, mit dem besonderen Auftrag, die Prinzessin Katharina
Barbara, die begabte Tochter Friedrichs VI., in der Malkunst zu unterrichten.3) Wo der
Meister, dessen Spezialkunst die Porträtminiatur war und dessen Gehalt 1678 von Friedrich
Magnus auf 200 Gulden erhöht wurde, gelernt hatte, konnte nicht in Erfahrung gebracht
werden.4) Ein naher Verwandter ist der Maler und Kupferstecher Valentin Lefebure, der,
1642 zu Brüssel geboren, in Venedig Paolo Veronese trefflich kopierte, viel nach diesem und
Tizian ätzte und dort nach langem Aufenthalt gegen 1700 starb.5)

Zu seiner weiteren Ausbildung wurde der Durlacher Hofmaler Thomas Lefebure 1674
auf Kosten Friedrich Magnus' (mit 200 Reichstalern) ebenfalls nach Italien gesandt. Von
Lefebures Hand hat sich aus dieser Zeit seines Aufenthalts in der Lagunenstadt noch ein
Blatt mit Entwürfen und Skizzen in der Plansammlung des Großh. Hausfideikommisses
erhalten.6) Im Auftrag des Markgrafen war er vor 1689 auch in Paris und kaufte dort die
neuesten französischen Werke ein über Architektur, über Gartenkunst, über Kunstgewerbe,
über Malerei, über Dichtkunst, neueste Mode und Kriegswissenschaft, Instrumente und
Pflanzen.7) Zum badischen Agenten in Brüssel ernannte Friedrich Magnus seinen Bruder
Peter Lefebure, der diesen Posten für 100 Dukaten Jahresgehalt bei wöchentlicher Bericht-
erstattung bis zu seinem Tod um 1694 versah. Der Markgraf erneuerte unterm 2. Januar

') Thieme-Becker, Künstlerlex. VI, 216; Nagler, Künstlerlex. IX, 207, und Forrer, Dictionary of medallists I,
p. 421 u. IV p. 52 f.

2) So unterschreibt er sich selbst in seinen Briefen. Der Akzent aui der mittleren Silbe. Vgl. die Aussprache
des Namens in den Briefen Rossis in der Beilage Nr. 9.

3) G.L.A, Geheimratsprotokolle. Baden-Durlach, Registerb. für 1677—1695 (Aktenband verloren). Unter
Lefebure zum Jahr 1681: »Demselben von Franckreich in denen Niederlanden confiscirte güter.« — Ib. H. u. Staats-
arch. II. Haus- und Hofsachen, Hofökonomie. Allgem. fasc. 1 (1624—1669): »Pour d'autres ouvriers, qui sont payez
et ne dependent que de la personne de monsgr. le prince Ferdinand, il y a 1. Ingenieur tres excellent mr. Jean
Straum et. . . Sebast. Manz. 2. peintres en l'isle (!). Le Sr. Strauss avec 2 valets. En mignature. Le Sr. LeFebure.«
(Vor 1669.) Ib. Diener und Dienste unter Th. Lefebure zum 29. November 1669. Bestallung Th. Lefebures mit
150 fl. Gehalt und Tisch bei Hof. »Neben diesen dem cammerdienst anhangenden Verrichtungen aber solle uns
Er Le Febure auch als ein maier bedient sein und nicht allein, was wir ihme gndgst befehlen werden, ohne
bezahlung malen, sondern auch auf solche weiss die hochgeborne fttrstin, unsere freundliche, liebe eitere tochter,
Catharinam Barbaram, marggrävin zue Baden und Hachberg, in der malerey kunst seinem besten können und
vermögen nach umbsonst imformiren, jedoch ihme dobey gnädigst vergönnend, neben allen vorbeschriebenen
ordinari Verrichtungen, wann er können wirdt, mit seiner kunst auch vor sich etwas zu verdienen.« — Ib. zum
i./n. Dez. 1678.

4) In den Werken von Chr. Kramm, De levens en werken d. holl. en vlaamsche kunstschilders, Amsterdam
1858; Alfr. Michiels, Histoire de la peinture Flamande I—X (1865 —1876); Biographie nationale de Belgique; A. von
Wurzbach, Niederl. Künstlerlexikon I—III (1906), wird sein Name nicht genannt, auch nicht in den reichhaltigen
Liggeren und andern Akten der Lucasgilde zu Antwerpen und der Brüsseler Malergilde. De Liggeren en andere
historische archieven der Antwerpsche Sint Lucasgilde, ed. Th. Rombouts und Ph. van Lerius 1872; Charles van
den Haute, La corporation des peintres de Bruges. Courtrai 1912.

5) L. Lanzi, Gesch. d. Malerei in Italien, übersetzt von A.Wagner, II (1831), 184, III, 275; Christ. Kramm,
1. c. II, 480; A. v. Wurzbach, 1. c. I, 532. Val. Lefebure gab heraus: Opera selectiora quae Titianus Vecelius et Paulus
Calliari inventarant et pinxerunt, Venedig 1680; Biogr. nat. de Belgique XI, 654 ff.

6) G.L.A., 1. c. J. Nr. 27, 14. Auf der Rückseite von seiner (nicht Rossis!) Hand: »A St. Gio. et Paolo in casa
Bressana Venetia.« Dabei ein Grundriß des von ihm erbauten Rüppurer Pfarrhauses (bad.-durlachisch) und projekt.
Zimmereinteilung des Kavalierbaues. Fecht, Gesch. der Stadt Durlach p. 639. Die aktenmäßige zuverlässige Quelle
Fechts konnte ich bis jetzt noch nicht finden.

7) Siehe Beilage Nr. 8.

131
 
Annotationen