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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0157
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1691 dessen Bestallung »in Erinnerung derer guten und annehmlichen Dienste, so Ihro Dchl.
bis anhero von Peter Le Febure bewiesen worden sindt«.1)

In der Prinzessin Katharina Barbara (1650—1733) hatte Thomas Lefebure eine gelehrte
und talentvolle Schülerin zu unterrichten. »Princesse d'une tres grande beaute et parfaitement
bien elevee aupres de deux scavantes et vertueuses princesses Anne et Elizabeth,« schreibt
Chappuzeau anläßlich eines Aufenthalts am Durlacher Hof von der bildschönen Prinzeß,
die, um ihren Glauben nicht wechseln zu müssen, Kaiser Leopolds Hand ausschlug.2) Ihre
Erscheinung vermittelt ein aus späteren Jahren stammendes, hier wiedergegebenes Gemälde
(Abbild. 47).:i) »Sie verstünde die Mahlerey en Miniature aus dem Grund, konnte von einem
jeden Gemähide ein geschicktes Urtheil fällen und zeigte auch in der Mus'ic solche Erfahrenheit,
die Ihr bey allen Kennern besondere Hochachtung zuwege brachte,« dies waren 1733 die
Worte des Hofpredigers an ihrem Grab. Die Freundin der Künste und Wissenschaften war
zugleich die Wohltäterin der Armen und Kranken, für die sie 1714 in Sulzburg eine Apotheke
mit weiteren Stiftungen einrichtete. Ein Hauptvergnügen fand die Unvermählte, die »priscae
sanctimoniae virago«, welche vorübergehend als Kanonissin im evangelischen Frauenstift zu
Herford weilte, darin, Kanzeln und Altäre mit gestickten Antependien zu bekleiden und Kelche
wie Ziborien in die Kirchen zu stiften. Noch heute bewahren die Bestände des Großh. Haus-
fideikommisses im G.L.Archiv einige Handschriften auf, die eine reiche Sammlung von Sprüchen
aus deutschen, französischen und namentlich italienischen Schriftstellern von Katharina Bar-
baras Hand nebst ihren Gedichten enthalten.4) Federzeichnungen der Prinzessin in der
Technik und Auffassung des Schweizer Malers J. P. Werner wie Hinterglasmalereien finden
sich in der Basler öffentlichen Galerie und im Zährineer Museum zu Karlsruhe. Die eine
und andere der meist ünsighierten Miniaturen mag hier auf sie zurückgehen.3)

Hinter Glas und Einrahmung völlig verdeckt fand ich unter den vereinigten Porträtmedail-
lons des Zähringer Museums auch Arbeiten ihres Lehrers, des Hofmalers Thomas Lefebure,
Miniaturbildnisse von Friedrich VI., von Karl Gustav, von Karl Wilhelm, von zwei badischen
Prinzessinnen (1676 und 1678), die des Meisters volle Signatur nebst Datum tragen, daneben
mehrere unsignierte Miniaturen, die deutlich die charakteristische Hand Lefebures aufweisen.
Durch Oxydation der Kupferunterlage ist die Farbschicht auf dem Pergament mehrfach ange-
griffen und der Kunstwert der Bilder stark beeinträchtigt.G) Als Beispiel geben wir hier das
Miniaturporträt Karl Gustavs wieder (Abbild. 48). Mehrere Gemälde von Lefebure befanden

') Seine Witwe Katharina, geb. van der Borght, die bei der Beschießung Brüssels durch die Franzosen alles
infolge Brand verloren hatte, erhielt 1695 noch 30 Reichstaler ausgelegte Postgelder von Durlach aus zurückvergütet.

G. L.A., Diener und Dienste unter Peter Lefebure zum 2. Jan. 1691, 6. Mai und 15. Sept. 1695. Die Brüder haben
das gleiche Petschaft.

2) Chappuzeau, 1. c. p. 88.

3) Lebensgroßes Kniestück im Durlacher Rathaus von einem tüchtigen, an Pariser Mustern geschulten Meister.
Vielleicht von Joh. Rudolph Huber in Basel.

4) Z. B. Handschr. 73 von 1667 und 1672: die »Gedächtnus-Predigt« für Kath. Barbara von 1733 unter
»Personalia« p. 8, 11 f. E. Martini, Sulzburg p. 40, 74 fr.; Keck, Panegyricus p. 56.

5) Im Zähringer Museum z. B. Nr. 4573 und 5721. In der Basler Sammlung eine Federzeichnung der
Markgräfin, ihr antik aufgefaßtes Selbstporträt wiedergebend und ehedem ein Geschenk der Künstlerin an das
Fäschische Kabinett (1691), trägt auf der Rückseite die alte Aufschrift: »Tabellam hanc illustrissima princeps ac domina
dna Catharina Barbara marchio Bada-Durlacensis etc. exquisita arte manu sua pictam et vultum suum referentem
beneficentiae et in arte pictoria peritiae plane singularis monumentum perpetuum Musaeo Feschiano intulit A. S.
C13L5CXCI.« — Ein etwas hausbackener Porträtstich der Prinzessin von G. S. Rösch Orig.-Platte noch in dem
Zähr. Museum.

6) Zähr. Museum, Rahmen der Miniaturporträte Nr. 2, 14, 20 (Anna Sophia von Braunschweig, die Gemahlin
Karl Gustavs, die sich erst 1677 mit ihm vermählte, kann bereits 1676 hier nicht dargestellt sein, eher dessen Schwester
Johanna Elisabeth [1651 —1680]); außerdem Nr. 4644 (1684), 4655 (1678), wohl Katharina Barbara, da ihre Schwester
Joh. Elisabeth bereits 1673 sich vermählte und 1680 starb. Von Lefebure das unsignierte Porträtmedaillon einer
etwa 15 jährigen Prinzessin, Nr. 4654, einer der drei Töchter Friedrich Magnus'. Ein Miniaturbildnis der Katharina
Barbara (viell. von Lefebure) wurde 1765 samt einem »Bad der Diana« im markgr. Palais zu Basel entwendet. G.L.A.,

H. u. St.Arch. II. Haus- und Hofsachen. Samml. d. Großh. Gemäldegalerie fasc.-8 (1765 —1769).

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