Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Roux, Jacob Wilhelm Christian
Heidelberg und sein Schloß / Heidelberg et son château — Heidelberg, [ca. 1816]

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1672#0001
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I. HEIDELBERG VON OSTEN AUS DEM NECKARTHAL GESEHEN.

D

ie Lage Heidelbergs am Ausgange des Neckarthals, längs dem Stromufer
hin, am Busen hoher Berge, giebt dieser Stadt einen so eigenthümliehen,
wunderbaren Reiz, dafs sich das Bild davon, gleich beim ersten Anblick,
unauslöschlich dem Gemüthe einprägt. Selbst das Alterthümliche: der
Thiirme und Gebäude hat etwas Ehrwürdiges, und an den Namen knüpfen
sich grofsë und schöne Erinnerungen. Es ist eine herrliche Ueberraschüng,
wenn man, bei dem Dörfchen Neuenheim, am Fufse des Heiligenbergs,
in das Thal eintritt, und sich nun, wie auf einen Zauberschlag, der alte
Sitz der Rheinischen Pfalzgraferi dem Auge darstellt. Beim Anblick andrer
Städte treibt den Reisenden gewöhnlich eine ungeduldige Neugier, in ihre
Thore zu gelangen, und sich das Fremde heimisch zu machen; aber hier
steht er verloren in der herrlichen Umgebung, und eine Welt dunkler
Gestalten aus Vergangenheit und Zukunft regt sich in seinem Innern.

Welch ein anziehendes Bild aber auch Heidelberg von dieser Seite,
macht-, so ist doch die Ansicht vom östlichen Standpunkte, jenseits des
Haarlasses, gegen Westen hin, wie sie auf dem beigefügten Blatte erscheint,
dichterischer und gemüthlicher. Die mahlerischen, von Waldesgrün, Moos
und Epheu bedeckten Felsengruppen zu beiden Seiten, links der gewaltige
Rönigsstuhl und die prächtige Schlofsruine auf dem vorspringenden Jetten-
bühl, rechts der jäh anlaufende Heiligenberg, in der Tiefe des Mittelgfündies
der Flufs und die Stadt mit der schönen Brücke, durch deren Bogen einzelne

Parthieen der vom Haardtgebirg begrenzten Ferne wie eingerahmte Bilder
in magischer Beleuchtung erscheinen, die üppige Vegetation und das sanfte
Rauschen des Stroms — alles vereinigt sich zu einem Landschaftsgemähide,
wie. es kein: dichterischer Geist reizender hervorbringen könnte.

Wer sich den Genufs des schönsten Moments dieser Ansicht verschaffen
wiïï, der wähle eine stille Abendstunde, wenn die Sonne sich hinter die
westlichen Berge senkt, und aller Reichthum und aller Zauber der Beleuch-
tung über die Gegend ausgegossen sind. Das schönste Abendroth schmückt
diesen Himmel, und während die Schatten des Abends das Thal umfangen,
blickt der Beschauer, wie aus der Düsternheit des Lebens, nach der fernen
Glorie, in welcher Himmel und Erde zusammenfliessen.

Dafs der Künstler sein Bild sinnig und treu, aber auch höchst mah-
lerisch entworfen, bedarf keiner Darlegung. Der reiche, bedeutsame
Vordergrund, mit dem kräftigen Baumwuchse; die in der Luftklarheit
fast verschwimmende Stadt, der anmuthig beleuchtete Strom, der heitre
Himmel und die schön zusammengehaltne Masse von Licht, so wie die
weise Vermeidung eines störenden Details an Stellen, wo Auge und Gemüth
nur das Ganze erfassen können und wollen, sprechen ihm das trefflichste
Zeugnifs. Uebrigens vergleiche. man mit diesem Bilde den Anfang der
warmen, lebendigen Schilderei, welche die Frau v. Chezy in ihrem Buche
über Heidelberg, gleich auf den ersten Seiten entworfen.
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen