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Roux, Jacob Wilhelm Christian
Heidelberg und sein Schloß / Heidelberg et son château — Heidelberg, [ca. 1816]

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https://doi.org/10.11588/diglit.1672#0002
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II. THURM DES HEIDELBERGER SCHLOSSES MIT DEN ZWEI BILDNISSEN VON PFALZGRAFEN.

Unter den einzelnen Theilen des durch Lage, Aussichten und mannich-
faltigé Gestaltung so reichen Heidelberger Schlosses, ist der sogenannte dicke
Thurm vielleicht der anziehendste. Er liegt in dem sogenannten Stückgar-
ten, am Ende freundlicher Lindenreihen, die eine breite, heitre Terrasse
beschatten. Ein alter, Sinnreich verzierter Thorbogen mit baumartigen Säu-
len führt in diesen Garten, und bereitet das Gemüth gleichsam vor auf die
wahrhaft romantische Scene, die sich jetzt dem Auge darstellt. Links, von
der in einem stumpfen Winkel auslaufenden Terrasse, öffnet sich der weiteste,
herrlichste Umblick in das gesegnete Rheinthal, bis zum Haardtgebirge hin.
Ein hölzernes Geländer (an welchem der Künstler auf dem gegenwärtigen
Blatt seine Staffage anbrachte) dient zum Schutze und zur Bequemlichkeit.
Der Thurm selbst ist von gewaltigem Umfang, und grofsen Theils mit Epheu
überwachsen. Die steinernen Bildnisse Ludwigs V, der den Thurm baute,
und Friedrichs V, welcher denselben verändern liefs, stehen in Nischen,
und blicken ernst und fast wie Geistergestalten aus dem umrankenden Eppich
hervor. Der Eindruck ist unaussprechlich, und im wehmüthigen Gefühl
über das stille, ungestörte Fortleben der Natur neben den starren, kalten
Ueberrestén menschlicher Kraft geht die ganze Seele des Betrachters unter.

Die kleine Lattenpforte, zur Rechten, führt in den Thurm, und auf
einer kleinen Treppe in das sogenannte Luftgärtchen. Ueberrascht wird
man hier aufs neue durch die kleine Anlage von Pflanzen und Blumen
zwischen den einsamen, dumpfen Quadern des Thurms; allein der Anblick
ist nichts weniger als wohlthuend. Diese heitern, fröhlichen Kinder des
Lichts und der Wärme haben hier das Ansehen von Gefangenen, und es
hat für den sinnigen Beschauer etwas gar Unbehagliches, sie von ihren
nahen Geschwistern, unter Gottes freiem Himmel, feindselig getrennt, und
von jedem heitern Umblick abgeschnitten zu sehen. Keinem Leben thut die
Knechtschaft wohl, und wärs auch nur das Leben einer Pflanze.

Rechts auf dem trefflichen Bilde, welches uns der Künstler von dem
dicken Thurme gegeben, erblickt man noch einen Theil des Geländers
über der Mauer des Schlofsgrabens. Dieser Graben ist jetzt wüste und
verwildert.

Uebrigens gewährt der Besuch des Stückgartens den höchsten Genufs
in der Abenddämmerung, zumal beim Mondenschein, weil alsdann alle
Gegenstände, zumal aber die Bilder an der Epheuwand, etwas wahrhaft
Magisches erhalten, und sich gleichsam vor unsern Augen beleben.

III. DAS HEIDELBERGER SCHLOSS VON DESSEN ALTAN MIT DEM NECKARTHAL.

Der Künstler hat in diesem Blatte einen Theil der grofsen Gallerie darge-
stellt, die gegen Norden schaut, und durch ein weites Gewölbe getragen
wird. Sie wurde, so wie das Gebäude rechts, von Churfürst Friedrich Fv".
erbaut, und gewährt einen schönen Ausblick auf den Strom und die gegen-,
über liegenden Felsberge, deren Höhen mit anmuthigem Waldgrün und-
reichem Pflanzenwuchse bedeckt sind. Der Friedrichsbau ist von Aussen

noch ziemlich gut erhalten, und wenn man auch Einiges in der ursprüng-
lichen Form, zumal in der Gliederung tadeln mag, so ist doch nicht in
Abrede zu stellen, dafs das Ganze durch jene Fülle erfreue, unter welcher
der sinnige Meister die Masse zu verbergen wufsfe. Dieses Gebäude hat j
Übrigens seine Façade inner dem Schlofshofe, wo freilich der beschränkte.
Raum keinen ganz günstigen Standpunkt zuläfst. In dem Theile, der auf
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