Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Roux, Jacob Wilhelm Christian
Heidelberg und sein Schloß / Heidelberg et son château — Heidelberg, [ca. 1816]

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1672#0003
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
dem vorliegenden BlaUe erscheint, ist unten.die neue Kapelle, aus Welcher,
vor einigen Jahren, alle kirchlichen Geräthe und Verzierungen weggebracht
wurden, und die jetzt gewöhnlich zu einem Heumagazine dient. Etwas wei-
ter rechts (was in dem Bilde nicht mehr sichtbar ist) führt eine Thüre zu.
dem weitbekannten grofsen Fasse, dessen Ruhm in.frühem Zeiten, sogar
durch einige kunstreiche silberne Denkmünzen verherrlicht wurde.

Links hin von dem Friedrichsbau erscheinen die morschen Ueberreste
der Vergröfscrung, welche Ludwig V. dem Sitze seiner Väter gegeben hatte.
Doch erhebt sich noch, ankämpfend gegen die Zerstörung der Zeit, der
achteckige Thurm, mit dem vorwärts stehenden Treppenthürmchen, so
genannt, weil sich, von Aussen, eine Treppe um seine Rundung windet,
die in den grofsen Thurm führt; eine der schönsten Parthieen dieser Schlofs-

ruine. Von den Gesimsen und aus den Fensterbogen nickt grünes Gesträuch
herab, und von unten auf ragen hochwipflichte Bäume, denn was der Mensch
zerstört, nimmt die Natur auf, und bekleidet es mit anderm Leben.

Weiler links, gegen das tiefer liegende Rarlsthor, sieht man das äus-
serste Ende der grofsen Garten terrasse, die auf hoch gewölbten Nischen ruht,
und den schönsten und gröfsten Thcil der Umgegend von Heidelberg
beherrscht. Aufwärts zwischen dem Strom und den Bergen hin, gegen das
Stift Neuburg und das Dorf Ziegelhausen, liegen einzelne Wohnungen und
Gärten, wo Mandclbäume und Weinstöcke blühen.

Es kann übrigens dem sinnigen Beschauer nicht entgehen, welche
Schwierigkeiten der Künstler bei diesem Blatte zu besiegen hatte, und
glücklich besiegte.

IV. ANSICHT DES GESPRENGTEN THURMS VOM HEIDELBERGER SCHLOSSE.

Ruine steht er noch so fest in sich gegründet

Unter den mancherlei Ansichten, welche das Heidelberger Schlofs darbietet,
ist wohl keine dichterischer, gröfser, und in der Wirkung auf ein empfäng-
liches Geruüth wunderbarer, als die des gesprengten Thurms. Auch als

dafs er einem Jahrtausend
Unmenschliche Wuth konnte nicht das Werk mensch-
licher Kraft zerstören, und die frevelnden Thoren, in ihrem Uebermuthe
wähnend, alles dies in Staub und Schutt verwandeln zu können, mufsten
wohl das Eitle ihres Beginnens fühlen, da sich nur die gewaltige Masse
ablöste, die, wie .ein organisches Gebilde, fest und unzerstörbar in ein-
ander gewachsen scheint. (
Der Standpunkt des Bildes ist auf der Gartenhöhe ; am Geländer hin,
zwischen üppiger Vegetation, zieht sich der gewöhnliche Weg. Das Innre
der" Thurmwölbungen liegt offen vor dem Blicke. Oben ist alles mit freund-
lichem Waldgrün bedeckt, welches mit der Düsternheit des Gemäuers einen
amderbaren Kontrast bildet. Oft, an heitern Sommermorgen und Abenden,

ertönt aus dieser Ruine eine gefällige Musik, und die Wirkung davon ist in
der That feenhaft. Links sieht man den bedeckten Thurm, der in das Schlofs
führt, rechts den runden Thurm, welcher durch den geräumigen Rittersaal
mit dem achteckigten Thurm zusammenhängt. Die Frau von Chezy, iir
ihrem reizenden Gemäblde von Heidelberg, hat Seite 1 o den gesprengten
Thurm beschrieben, nur fast zu kurz. Der Theil des Schlofsgrabens, aus
welchem er emporsteigt, gehört zu den anmuthigslen Scenerei'en des Schlos-
ses, zumal die mit blühenden Ranken und mancherlei Gebüsch bewachsene
Felswand, von welcher klares Wasser herabtröpfelt. Man glaubt, die klar
genden Töne der verwandelten Erythia zu hören, und diese Felsenwand
erinnert lebhaft an Gefsners geistreich radirtes Bild zu seinem gleich-
namigen FdjH.

Der gesprengte Thurm wurde von Friedrich dem Siegreichen erbaut,
der überhaupt gar streitbar war, und seinen Sitz auf alle Weise zu schirmen
und zu.befestigen suchte.

^
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen