Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Roux, Jacob Wilhelm Christian
Heidelberg und sein Schloß / Heidelberg et son château — Heidelberg, [ca. 1816]

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1672#0004
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. ANSICHT VOM HEIDELBERGER SCHLOSSE, AM FUSSE DES BERGES GENOMMEN.

Zwischen dem Frisenberg, der auf seinem Rücken die östliche Terrasse des
und dem Jettenbühl

Schlofsgartens trägt

auf welchem die königlichen

Trümmer der alten Pfalz hervorragen, haben, in uralter Zeit, die Gewässer
eine tiefe Klamme gefurcht, an deren nördlichen Oeffnung noch vor wenigen
Jahren das Rarmelitenkloster stand. Vom Abhänge des mit Weinreben
bepflanzten Frisenbergs, unter den Bogen des Gartens, ist die gegenwärtige
Ansicht des Schlosses genommen. Von der Stadt selbst erblickt man rechts
nur einige Giebel ; von der alten zerstörten Pfalz aber zeigt sich der gröfsere
Theil in den Ueberresten versunkener Herrlichkeit. Vom runden zum acht-
ecktigten Thurme hin zieht sich Otto Heinrichs prächtiger Bau, dessen hier
sichtbare Rückseite den Reichthum und die Schönheit der dem Hofe zuge-
kekrten Vorderseite freilich nicht ahnden läfst. Auch mag diese Rückseite

einer weit frühern Zeit angehören, wenigstens deuten die wunderbar ver-
schlungenen unterirdischen Gänge und Kammern unter dem Bau auf eine
höhere Zeit. Sie sind übrigens an manchen Stellen mit Schutt angefüllt, und
man mufs sie, im eigentlichsten Sinne, durchkriechen, und dies nicht ohne
Mühe und Gefahr. Rechts erhebt sich, mit seinem Doppelgicbel, der Palast
Friedrichs IV, von welchem das Blatt mit der nördlichen Gallerie eine Ansicht
giebt. Etwas tiefer senkt sich der Geisberg herab. Unten, amSchlofsgemäuer
hin, schlängelt sich, zwischen Bäumen und Gesträuch, der Weg in den Garten
und zur hintern Ruine hin. Es ist hier überall eine üppige Vegetation; der
Künstler hat sie mit Sinn und Geist benützt, und seine Blätter unterscheiden
sich auch in der leichten und mahlerischen Behandlung des Baumschlags
und der Pflanzen Yon den manierirten Prospekten mit silhouettirten Blumen.

VI. ANSICHT VON HEIDELBERG UND DEM SCHLOSSE VON DER SÜDOSTSEITE.

V on der nordöstlichen Höhe des Schlofsgartens, an einem beschatteten
ländlichen Sitze vorüber, zieht ein Weg längs dem nördlichen Berghange,
zu dem Wolfsbrunnen hin, den Opitz besang, und an dessen Rande die
prophetische Jetta oder Jutta, der Sage nach, von einem Wolfe zerrissen
wurde. Der Standpunkt von diesem Wege zu einer Ansicht des Schlosses
und der Umgegend ist trefflich gewählt. Zwar ist die Hauptjoarthie die näm-
liche, wie im vorigen Blatte, allein die Landschaft ist nicht mehr gesperrt,
und die alte Pfalz tritt in gröfserer Mannichfaltigkeit hervor. Links sieht
man den gesprengten Thurm, hinter welchem sich die Kuppel des Burglhors
erhebt. Die daneben stehende Wohnung des Schlofsaufsehers macht hier im
Bilde nicht den widrigen Eindruck, wie in der Wirklichkeit. In der That
greift es dem Beschauer schmerzlich ans Gemüth, wenn er in den Burghof
tritt, und das dürftige moderne Häuschen zwischen den herrlichen Ueber-

resten von Otto Heinrichs Palast angeflickt sieht. Der Vorgrund zur Linken
zeigt eine trauter- und wasserreiche Gegend, mit Schluchten von den Berg-
strömen eingehölt, welche, um Gefahr abzuwenden, meist eine Befriedi-
gung von eingerammelten Pfählen haben.

Von der Schlofsruine wendet sich der Blick gern rechts, über die Stadt
hin, aus deren Häuscrmassen die h. Geistskirche hervorragt, nach dem
ewig bewegten Strome, der in das Rheinthal forteilt. Jenseits, bei dem
Dorfe Neuenheim, senkt sich der Heiligenberg herab, und über seinen Fufs
hin ist das freundliche Mannheim sichtbar. Das Haardtgebirge, ein Ast
dcrVogescn, schliefst, in duftiger Ferne, den Hintergrund, und so befrie-
digt dieses Bild die höhere Anforderung an die Landschaft, indem es mit
dem Gestalteten beginnt, und Phantasie und Gemüth doch nicht in eine
ängstigende Schranke zwängt.

Vf
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen