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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0064
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10. BRIEF

Nr. io

DÜRER AN WILLIBALD PIRCKHEIMER IN NÜRNBERG
Venedig, ungefähr 13. Oktober 1506.

Scherzhafte Genugtuung über Pirckheimers Ruhm und die eigene Kunstfertigkeit. Neckt den Freund wegen
seiner Buhlschaften. Schadenfeuer in Venedig. Erwidert auf einen Brief Pirckheimers. Fiat zwei Teppiche
bestellt. Erfahrungen beim Versuch Tanzunterricht zu nehmen. Das „vitrum ustum“ bringt der Bote. Von
neuen griechischen Büchern hat er nichts erfahren. Wird noch verschiedene Bestellungen für Pirckheimer
und Stephan Paumgartner erfüllen. Will vor der Heimkehr nach Bologna, um sich in der Perspektive
unterweisen zu lassen. Heimreise in ungefähr drei Wochen mit dem nächsten Boten. Ein Schuldner ist
ihm mit acht Dukaten entlaufen.

Original in der Stadtbibliothek Nürnberg (Pirckh. 394, 8), 1 Bl. 32.5 X 21.6 cm. WZ unkenntlich. Ohne
Siegel und Adresse.

Vm daz jch weis, daz jr wist mein willig dinst, thut
nit not, ewch dorfon zw schreiben, aber jnbelich1
nötter, ewch zw erczelen dy grosse frewd, so jch
hab jn der grossen er vnd rum, dy jr durch ewer
5 manlich Weisheit glerter kunst erlangt, testmer sich
zw verwunderen, so seilten jn jungem körpell oder
ger nymer des gleichen erfunden würt. Aber es
kumt von sundrer gnod gottes eben wy mir. Wy jst
vns pedenn so woll, so wir vns gut gduncken, jch
10 mit meyner thafell vnd jr cum woster Weisheit2. So
man vns glorificzirt, so reck wir dy hels vbersich
vnd glawbens. So stett ettwan ein poser lecker dor-
hinder, der spott vnser. Dorum glawbt nit, wen
man ewch lobt, wan jr seit als gantz vnd gar vnertig,
15 daz jrs nit glawbt.

Mich gedunckt geleich, jch sech ewch vor dem mar-
grofen3 sten vnd wy jr üblich rett, thut eben as wen
jr vm dy Rosentalerin4 puld, also krümt jr ewch.
Jch vermerck awch woll, do jr den negsten pryff
20 hant geschriben, daz jr gantz voll huren frewd seit
gewesen, jr solt ewch nundellung'5 Schemen des
halb, daz jr alt seit vnd meint, jr seit als hüpsch.
Wan daz pulen stett ewch an, wy des gros czott-
echten hunttz schympfP mit dem jungen ketzle.
25 Wen jr also fein senft wert wy jch, so hett jch glaw-
ben doran. Aber so jch purger meister wirt, will
jch ewch awch schmehen1, wy jr dem frumen Cza-
messer8 vnd mir mit dem Luginsland’ thut. Jch will

Das Original ist nicht interpungiert. 3. nötter] über der Zeih.
24. schympff] über der Zeile. 27. frumer. 28 mir] davor thut
gestrichen.

ewch ein moll ein schlissen vnd zw ewch tan dy
Rech[enmeisterin], dy Ros[entalerin], dy Gart- 30
[nerin] vnd dy Schutz[in] vnd Porfstin]10 vnd
noch vyll, der jch nit sagen will kurtz halben. Dy
müsen ewch ferschneyden. Aber man frogt mer noch
mir weder noch ewch, als jr den selbs schreibt, wy
huren vnd frum frawen noch mir frogen. Ist ein 35
tzeichen meyner dugent.

So mir aber gott heim hylft, weis jch nit, wy jch mit
ewch leben soll ewrer grossen Weisheit halben. Aber
fro pin jch ewrer dugent vnd gutikeit halben. Und
ewer hunt Werdens gut haben, daz jrs nymer lam 4°
schiacht. Aber so jr so gros geacht doheim seit, wert
jr nymer awff der gassen mit eim armen moler
türen11 reden, es wer ewch ein grosse schand cum
pultron de pentor12 etc.

O 1 [iber] her P[irkamer], eben jtz, so jch ewch jn 45
guter frolikeit schreiben, so plest man fewer, vnd
prinen 6 hewser pey Peter Pender13, vnd jst mir ein
wülln duch ferprunen, dorfür hab jch erst gester
8 dugaten geben. Also pin jch awch jm schaden. Es
jst vill romer14 hy von vewer. 50

Jtem als jr schreibt, jch soll bald heim kumen, will
jch awff daz erst kumen, so jch kan. Wan jch hab
vor czerunng müsen verdienen. Jch hab pey 100 du-
gaten aws geben vm ferble vnd anders.

Jch hab awch zwen dewich1,0 besteh, dy würd jch 55
morgen tzalen. Aber jch hab sy nit wolfell kunen

29. tan] über der Zeile. 30E dy. rech. dy. ros. dy. gart, vnd dy.
schütz, vnd por. 35. vnd] davor vnd gestrichen. 43. cum] über der
Zeile. 43h pentonquef ?). 45. 1. hr. p. 54. vm] über der Zeile.

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