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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0065
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AN WILLIBALD PIRCKHEIMER

kawffen. Dy will jch ein schlahen mit meinem
dinglich16.

Vnd als jr schreibt, jch soll pald kumen oder jr wolt
60 mirs weib kristiren17, jst ewch vnerlawbt, jr prawt
sy den zw thott18.

Jtem wist awch, das jch hett vür genumen tanczen
zw leren vnd ging z moll awff dy schull. Do müst
jch dem meister i dugaten geben, do kunt mich kein
6s mensch mer hinawf pringen. Jch wolt woll alles daz
ferlert19 haben, daz jch gewunen hett, vnd hette da-
nocht awff dy lecz nix kirnt.

Jtem vitrum vstum20 wirt ewch pringen Ferber21
pot. Jtem jch kan nyndert22 erfaren, daz man ett-
7o was news Krichisch getruckt hett. Awch will jch
ewch ein schlahen23 ein ris ewers papirs. Jch hett
gemeint, der Kepler24 hett sein mer. Aber dy
federle25 hab jch nit kunen an kumen, dy jr geren
hett. Aber sunst hab jch weise federle kawft. Awch
75 so jch dy groenen26 an kum, so will jchs awch
kawffen vnd mit mir pringen.

Jtem Steffen Pawmgartner27 hatt mir geschribfen],
jch soll jm 50 korner zw eim pater noster28 kawffen,
karnioll. Dy hab jch schon besteh, aber tewer. Jch
80 hab sy nit grosser kunenn an kumen vnd jch will
jms pey dem negsten potten schicken.

Jtem jch thw ewch zw wissen awff ewer begeren,

80. kunenn] aus kunen korrigiert.

wen jch kumen woll, donoch sich mein heren29
wissen zw richten. Jch pin jn 10 dagen noch hy fer-
tig. Dornoch wurd jch gen Polonia30 reiten vnder31 «5
kunst willen jn heimlicher perspectiua, dy mich
einer leren will32. Do wurt jch vngefer jn 8 oder
10 dagen awff sein gen Fenedig wider zw reitten.
Dornoch will jch mit dem negsten potten kumen33.

O wy wirt mich noch der sunen friren34. Hy pin jch 90
ein her, doheim ein Schmarotzer etc.

Jtem last mich wissen, wy daz alt kormerle zw
prawten sey, daz jr mirs als woll günt35.

Jch hett ewch noch vill zw schreiben, jch wil aber
schir selbs pey ewch seyn. Geben zw Fenedich, jch 9s
weis nit an was dag des monetz, aber vngefer 14 dag
noch Michahelis jm 1506 jor.

Albrecht Dürer.

Jtem wen last jr mich wissen, ob ewch awch kint
gschtorben sind? Awch habt jr mir ein moll ge- 100
schriben, Joseff Rumell36 hab des - tochter ge-
numen, vnd schreibt mir nit, wes. Wy weis jch, wy
jrs meint?

Hett jch mein düch wider! Jch furcht nun, mein
mantell sey awch verprunen. Erst wurd ich vnsinig. io5
Jch soll vngeluck haben. Es jst mir jnner halb jn
3 wochen ein Schuldner mit VIII dugaten entloffen.

87. einer] einen mit Abbreviatur für er. 88. awffen. 94. wil]
über der Zeile.

ANMERKUNGEN

1 Verstärktes billig. Grimm Wb. II (1860), Sp. 27;
Schmeller1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I, Sp. 231.

2 Bezieht sich vermutlich noch immer auf Pirckheimers
Tätigkeit in Donauwörth.

3 Vgl. A. zu Brief Nr. 8.

4 Vgl. A. zu Brief Nr. 2.

5 nundarling, tagelang. Vgl. Schmeller2 I, Sp. 592.

6 Spiel.

7 In Schmach bringen.

8 Der sanfte Czamesser ist Hans Zamasser, ein Nürn-
berger Bürger, Raufbold und berüchtigter Held der
Herren-Trinkstube. Als Oswald Krell (T. 135/156) und
Wolf Ketzel 1497 den Zamasser in einem Fastnachts-
spiel als Narren verspottet hatten, verhängte der Rat
über Krell und Ketzel eine Haftstrafe. Vgl. Th. Hampe,
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum
Jg- 189G S. 23 ff.

9 Der Nürnberger Gefängnisturm, in dem verurteilte
Bürger ihre Strafe absaßen.

10 Frauen der Nürnberger Gesellschaft, zu denen Pirck-

heimer mehr oder minder ideelle Beziehungen hatte.
Vgl. A. zu Brief Nr. 2.

11 wagen.

12 con poltrone di pintore; mit einem so armen Maler.

13 Peter Pender (Bender, Bänder) erscheint urkundlich
bereits 1487 in Venedig als Zeuge und wird in den
Tagebüchern Marino Sanutos d. J. wiederholt genannt.
Sein bei S. Bartolomeo gelegenes Gasthaus war Ende
des 15. und Anfang des 16. Jhs. besonders beliebt und
von Deutschen besucht. Zugleich mit dem „Weißen
Löwen“ und „St. Georg“ wird es 1528 und 1531 aus-
drücklich von der Regierung als Absteigequartier für
die nicht im Fondaco wohnenden Deutschen bezeichnet
oder bestimmt. Vgl. H. Simonsfeld, Der Fondaco dei
Tedeschi in Venedig und die deutsch-venezianischen
Handelsbeziehungen! (1887), S. 314 u. 404 f., II (1887),
S. 155 u. 284 f.

14 Rumor; Tumult.

15 Teppiche.

16 Weißzeug, Gepäck.

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