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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0045
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DÜRERS BRIEFWECHSEL

Aufgenommen wurden alle noch erreichbar gewesenen Schreiben von Dürer und an Dürer, oder Dürer
unmittelbar betreffend, soweit sie in Briefform abgefaßt sind, ohne Rücksicht auf den Inhalt.

Die bisherigen Ausgaben bieten meist nur die Briefe von Dürer; die Schreiben an Dürer werden entweder
zur Gänze beiseite gelassen oder besten Falles das eine und andere in den Anhang verwiesen. Ein Brief-
wechsel besteht aber naturgemäß aus Brief und Gegenbrief, und die Antwort oder das Schreiben eines
Menschen an Dürer kann für diesen aufschlußreicher sein als ein eigener Brief.

Zur Überlieferung von Dürers Briefwechsel ist allerdings zu sagen, daß nur ein sehr geringer Teil der einst
vorhandenen umfangreichen Bestände erhalten geblieben ist. Die Hauptmasse muß als verloren angesehen
werden. Dabei war Dürer ein sehr eifriger Briefschreiber, der die literarischen Formen des deutschen Privat-
briefes in vorzüglicher Weise beherrschte und ansehnliche Gewandtheit im sprachlichen Ausdruck entwickelte.
Wir wissen, daß er an manchen Tagen gleich mehrere Briefe abgefaßt hat. Doch verloren scheint die gesamte
Korrespondenz mit dem Elternhaus während seiner Wanderjahre; ebenso die Korrespondenz mit Frau und
Mutter aus der Zeit seines zweiten Aufenthaltes in Italien; verloren der Briefwechsel mit der Frau auf
seinen verschiedenen kleineren Reisen und während der Reise in die Niederlande mit Pirckheimer und
andern Bekannten - um nur einiges zu nennen. Nur wenige der gewiß sehr zahlreichen Briefe, die Dürer
an auswärtige Freunde und Personen gerichtet hat, sind auf uns gekommen. Beinah alle an Dürer gerich-
teten Schreiben sind mit andern persönlichen Dokumenten seines schriftlichen Nachlasses zugrunde gegan-
gen. Dabei ist anzunehmen, daß Dürer die empfangenen Schreiben sehr sorgsam gesammelt hatte.

DÜRERS BRIEFE AUS VENEDIG AN WILLIBALD PIRCKHEIMER

Erhalten sind io Stück. Sie stammen aus dem Nachlaß W. Pirckheimers und kamen nach dessen Tod in
den Besitz seines Schwiegersohnes Hans (II.) Imhoff. Sieben Briefe (Nr. i, 3, 4, 5, 7, 8, 10) befinden sich
gegenwärtig im Besitz der Nürnberger Stadtbibliothek; einer (Nr. 6) im Besitz der Royal Society in
London; einer (Nr. 9) ist Eigentum des Britischen Museums in London; einer (Nr. 2) befand sich im Besitz
der Firma J. M. Heberle (H. Lempertz Söhne) in Köln, wurde 1906 versteigert (vgl. den Katalog dieser
Sammlung, Abteilungen: Dürer usw., Holzschnitte, Kupferstiche II. Teil, S. 5 nr. 45) und vom Antiquariat
L. Rosenthal in München erworben.

Die in Nürnberg befindlichen Briefe und Nr. 2 gehörten früher dem Freiherrn Christoph Joachim von
Haller (gest. 1792), der sie um die Mitte des 18. Jhs. beim Umbau des ihm 1748 durch Heirat mit Anna
Sibylla Sabina Imhoff zugefallenen Imhoffschen Hauses am Egidienberg in einer hohlen Wand der Haus-
kapelle zusammen mit dem persönlichen handschriftlichen Nachlaß W. Pirckheimers gefunden hatte. Sie
wurden 1861 mit Ausnahme von Nr. 2 von der Familie Haller von Hallerstein an die Stadt Nürnberg
verkauft; Nr. 2 wurde von dem Buchhändler Heinrich Lempertz in Köln erworben.

Der im Besitz der Royal Society befindliche Brief (Nr. 6) wurde laut Notiz auf der Rückseite 1624 von
Hans (III.) Imhoff einem gewissen Heinrich Milich geschenkt; der Brief des Britischen Museums (Nr. 9)
stammt wahrscheinlich aus der Sammlung des Grafen Arundel.

Die Spur eines Briefes von W. Pirckheimer an Dürer enthält vielleicht eine Angabe Joseph Hellers in seiner
Dürer-Biographie. Er berichtet über das Schicksal der Sammlung des Lord Arundel während der englischen
Revolution 1642 und führt aus: „Was die Volkswuth nicht vernichtete, ging durch die Flammen zu
Grunde; nur ein kleiner Theil davon wurde gerettet. Dieser ging dann an den Herzog von Norfolck über,

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