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55

III.
Ueber Harnischtracht und Bewaffnung im Mittelalter
mit besonderer Beziehung auf die in der Sammlung
vorhandenen Objecte.

Die Waffenkunde bildet einen wesentlichen Theil der Sit-
ten- und Culturgeschichte, und gibt lehrreiche Winke und Erläute-
rungen zur Kenntniss der Eigenthümlichkeiten verschiedener Völ-
ker und Zeiten. Denn die Weise der Kriegsführung — und der
Krieg spielt in der Geschichte der Menschheit als ein nothwendi-
ger Lebensprocess eine wichtige Rolle — hängt wesentlich von
der Art und dem Gebrauch der Waffen ab. Wie bezeichnend für
die gesammten Zustände sind die hölzernen und steinernen Waffen
der wilden Völker, die noch auf einer primitiven Entwickelungs-
stufe stehen, der leichte Bogen mit den ferntreffenden Pfeilen des
Orientalen, das kurze, nur im Kampfe von Mann gegen Mann zu
gebrauchende Schwert und der leichte Schild des Griechen und
Römers, die mächtigen Stoss-und Hiebwaffen, sowie die schwe-
ren Eisenrüstungen des Mittelalters bis zur fast ausschliessenden
Anwendung des mörderischen Pulvergeschützes1). Spiegelt sich
D Sollen die Gestalten der Geschichte Leben erhallen, so ist es gewiss
wichtig, ein richtiges Bild ihrer äusseren Erscheinung zu haben, --
sollen Kriege, Schlachten und Heldenthaten verständlich werden, so
ist es nothwendig zu wissen , auf welche Art, unter welchen Um-
ständen, mit was für Waffen sie geführt und verübt wurden. Also
ist die Waffenkunde für den Geschichtsforscher ein unerlässliches
Studium ; noch mehr aber für den Künstler , damit doch die conse-
quenten, traditionellen Irrthümer ausgemerzt werden, welche, seit-
dem die Waffenkunde durch gründliche Forscher wie Allou, Mey-
 
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