Üeber die Kunstsprache der Naturforscher. 41
dürfte, als Namen erfinden, oder gar tadeln, umstos-
sen, verändern, einreisten, und doch keine schönere Mau-
er aufführen. Wie ost tadelt man etwas, und hat die
Gründe nie überdacht, warum unsre Lehrer und Vorfah-
ren so und nicht anders Zu Werke gegangen sind! Ist es
die Schuld der Wissenschaft, wenn einer die Wörter
lernt, ohne damit Begriffe zu verbinden?
Freilich ist eö dem üppigen Geist unserer Zeit gemaS/
daß man alles, was Schweiß und Mühe kostet, gerne aus
den Wissenschaften wegwerfen möchte. Unsre Jüng-
linge wollen gar bequem studieren. Sie wollen an
gar keinen harten Stein anstossen.
Ehemals scheute man im Anfang eine kleine An-
strengung nicht, und sah das Vergnügen, das nachher
darauf folgt, als.süssen Lohn an. - Aber nun will man
nur herumschwarmen im Tempel der Wissenschaften,
nicht Jahrelang stzen, und Weisheit sammlen. Wenn
man etlichemal, gleich einem Stoßvogel, über den
Berg Pindus hingestogen ist, so bildet man sich gleich
ein, daß man selber entscheiden, Geseze geben, und
wohl gar refornmen könne.
Aber das Studium der Natur erfordert Zeit,
Mühe, eisernen Fleis, Verstand, Ueberschauungskraft,
schnelles, weitläufiges, und treues Gedächtnis, reifes
und richtiges Urtheil, viel Belesenheit, Gelegenheit
zu Erfahrungen und Beobachtungen, ausgebrerkeke
Bekanntschaft mit allerlei Menschen, vernünftig an-
gestellte Reisen, nicht wenig Geld, einen gesunden Ker
per, gute Freunde, und wahrlich auch ein sanftes und
gutes Herz. Glüklich ist der, dem die Natur das gab,
den sie küßte in der Stunde feiner Geburt!
Leben Sie wohl.
H U.
dürfte, als Namen erfinden, oder gar tadeln, umstos-
sen, verändern, einreisten, und doch keine schönere Mau-
er aufführen. Wie ost tadelt man etwas, und hat die
Gründe nie überdacht, warum unsre Lehrer und Vorfah-
ren so und nicht anders Zu Werke gegangen sind! Ist es
die Schuld der Wissenschaft, wenn einer die Wörter
lernt, ohne damit Begriffe zu verbinden?
Freilich ist eö dem üppigen Geist unserer Zeit gemaS/
daß man alles, was Schweiß und Mühe kostet, gerne aus
den Wissenschaften wegwerfen möchte. Unsre Jüng-
linge wollen gar bequem studieren. Sie wollen an
gar keinen harten Stein anstossen.
Ehemals scheute man im Anfang eine kleine An-
strengung nicht, und sah das Vergnügen, das nachher
darauf folgt, als.süssen Lohn an. - Aber nun will man
nur herumschwarmen im Tempel der Wissenschaften,
nicht Jahrelang stzen, und Weisheit sammlen. Wenn
man etlichemal, gleich einem Stoßvogel, über den
Berg Pindus hingestogen ist, so bildet man sich gleich
ein, daß man selber entscheiden, Geseze geben, und
wohl gar refornmen könne.
Aber das Studium der Natur erfordert Zeit,
Mühe, eisernen Fleis, Verstand, Ueberschauungskraft,
schnelles, weitläufiges, und treues Gedächtnis, reifes
und richtiges Urtheil, viel Belesenheit, Gelegenheit
zu Erfahrungen und Beobachtungen, ausgebrerkeke
Bekanntschaft mit allerlei Menschen, vernünftig an-
gestellte Reisen, nicht wenig Geld, einen gesunden Ker
per, gute Freunde, und wahrlich auch ein sanftes und
gutes Herz. Glüklich ist der, dem die Natur das gab,
den sie küßte in der Stunde feiner Geburt!
Leben Sie wohl.
H U.