»Zwischen Elßbetha michel schumans des molers efrow mit demselben
Irm Emann eins vnnd Hannsen Holbein dem moler andersteils Ist erkant
worden das Hanns Holbein die frow vmb die viij lb [Pfund] so er Iro
noch l[a]ut ergangner vrteil schuldig ist vßrichtenn soll(en) Hatt m[e]in
her[r] Schultheis Inn achtagen vßzerichtenn by iij ß [Schilling] ge-
botten.«33
Im September 1520 enthalten die Bischöflichen Hofzahlamts-Rech-
nungen den Hinweis auf die Bezahlung eines »... steyns, so i[h]m [d. h.
Holbein; JS] M(ein). Gn(ädiger). H(err). zu malen verdingt hat«.36
Vom 8. November 1520 und vom 8. Februar 1521 datieren zwei Zah-
lungsbelege der Safranzunft an »Holbein den moller«, die auf zwei Wind-
fahnen und die Kranzkacheln eines Ofens bezogen werden:
»Item vff donstag vor sant martins tag ano Im 20 Ior han ich Holbein
dem Moller zalt von denen II dürneren [Türmen] zu mollenn t(ut) lb
[Pfund] I ß [Schilling] XV d [Pfennig] -« bzw. »Item vff fritag noch
vnsser frowenn tag der liechtmeß ano Im 21 Ior hann ich zalt Hollbeinn
dem moller vom offen obenn zu mollenn t(ut) lb [Pfund] I ß [Schilling]
II d [Pfennig] -«37
Am 15. Juni 1521 schloß der Baseler Rat mit dem Künstler einen Ver-
trag über die Ausmalung des großen Ratssaals, der im »Dreyer Herren
Gedenkbüchlein« einschließlich der geleisteten Einzelzahlungen vom
20. Juli und 14. September 1521, vom 12. April, 16. Juni, 23. August und
29. November 1522 überliefert ist:
»Holbein, moler.
Zewissen, daz meister Hannsen Holbein dem Moler, von minen Heren
den Buwheren vnnd lonheren in namen eins Rats, den Sal vff dem Richt-
huß zemole(n) v(er)dingt ist nach Lutt zweyer V(er)ding zedl(e)n deß-
halb gemacht vnnd gibt man Im für solich sin Arbeitt Hundert vnd xx
g(u)ld(en) daruff ist Im vff Sambstag Sant Vits vnd Modesto tag Im xxj
Jar, durch die drye Her(re)n gebe(n) xl guld(en) j lb [Pfund] v ß [Schil-
ling] für den g(u)ld(en) tut 1 lb [Pfund].«
»Anno v(t) s(upra). Sampstags vor Jacobi aber Im gebenn x gülden.« -
»Item xvij lb [Pfund] v ß [Schilling]. Im gebenn vff das Heylig Crutztag
Im Herbst anno xxj Hat Her Hans Oberriet [Ratsherr und Dreierherr; JS]
Empfangenn.« - »Item xv lb [Pfund] Im gebenn vff samstag vor dem
palmtag anno md xxij.« - »Item xij gülden Im geben vff mentag trinitate
anno xxij.« - »Item xv guldenn Im gebenn vff samstag vor Bartholomej
anno xxij.« - »Item xxj lb [Pfund] x ß [Schilling]. Im gebenn vff samstag
vor Andrees anno md xxij vnnd Im domit die obbestimpte sum gar bezalt
vnnd dwyl die hinder wand noch nit gmacht vnnd gemolet ist, vnnd er
vermeint an dysem das gelt verdient habenn, sol man die selbig hinder
want bis vff wythterenn bescheit lossenn an ston. Summa jcl lb
[Pfund].«38
Von diesem prestigeträchtigsten Auftrag, den die Stadt zu vergeben
hatte, haben sich nur wenige, noch dazu stark übermalte Fragmente
erhalten (Abb. 2).39 Dennoch ist die Ausmalung dank zahlreicher, im
Baseler Kupferstichkabinett aufbewahrter Vor- und Nachzeichnungen
(Abb. 3-4) im wesentlichen zu rekonstruieren.40 Bemerkenswerterweise
akzeptierte der Rat Holbeins Entscheidung, bereits nach Fertigstellung
zweier Wände die vertraglich vereinbarten 120 Gulden verdient zu
haben, so daß die dritte Wand zunächst unbemalt blieb.
Für das Jahr 1523 ist Holbeins Kontakt mit dem seit Ende 1521 wieder
in Basel residierenden Humanisten Erasmus von Rotterdam (um
1469-1536) belegt. So bedankte sich dieser in einem Brief vom
21. November 1523 an den Generalvikar von Konstanz und späteren
2 Hans Holbein d.J., Die Samnitischen Gesandten, Fragment des Wandgemäldes im Baseler
Großratssaal mit der Darstellung des Marcus Curius Dentatus, Basel, Kunstmuseum
Bischof von Wien, Johannes Fabri (1478-1541 ),41 für den Gruß, der ihm
von dem als »homo amicus« bezeichneten »Olpeius« vermutlich aus
Konstanz überbracht worden war:
»Salutem, vir ornatissime. Ex tua salutatione, quam mihi per Olpeium
misisti, melius habui: erat enim accurata et veniebat ab amico et per
hominem amicum.«42
Ein weiterer Baseler Humanist, Beatus Rhenanus (1485-1547),43
rühmt in seinem vermutlich schon 1524 verfaßten, aber erst im Jahre
1526 bei Johannes Froben in Basel verlegten Kommentar zur Naturge-
schichte des Plinius unseren Maler nicht nur als einen der berühmtesten
Künstler seiner Zeit, sondern berichtet außerdem, Holbein habe im Vor-
jahr, d. h. mutmaßlich im Jahre 1523, zwei »sehr gelungene« Bildnisse des
Erasmus von Rotterdam angefertigt (Tafel 27-28, 35),44 »...die später
nach England geschickt wurden«:
»Quales apud priscos multi extitere [sie], apud Germanos hodie sunt
inter primos clari, Albertus Durerius apud Norimberga(m), Arge(n)-
torati Ioa(n)nes Baldugnus [sie], In Saxonibus Lucas Cronachius, Apud
Rauricos Ioannes Holbeinus Augustae Vindelicorum quidem natus,
uerum iamdiu Basiliensis ciuis, qui erasmvm nostrum Roterodamum
anno supriori in duabus tabulis bis pinxit felicissime, & cu(m) multa gra-
tia, quae postea sunt in Britanniam transmissae. Quod si tanta dignatio
picturae esset apud nostrates, quanta fuit olim apud Graecos & Romanos,
non dubito quin spe laudis atq(ue) commodi proposita, diligentiori exer-
citio ad artis consummationem peruenire facile possent.«43
Rhenanus' Angaben zu den Bildnissen des Erasmus werden durch den
Porträtierten selbst bestätigt,46 schreibt dieser doch am 4. September
1524 einen Brief an William Warham (um 1450-1532),4' den Erzbischof
von Canterbury, aus dem wir erfahren, daß Warham offenbar der Emp-
fänger eines der beiden nach England gesandten Bildnisse gewesen war:48
»Amplissime Praesul, arbitror tibi redditam imaginem pictam, quam
misi vt aliquid haberes Erasmi, si me Deus hinc euocarit.«49
»An Unknown Man«. Hans Holbein d.J. in der schriftlichen Überlieferung seiner Zeit 17
Irm Emann eins vnnd Hannsen Holbein dem moler andersteils Ist erkant
worden das Hanns Holbein die frow vmb die viij lb [Pfund] so er Iro
noch l[a]ut ergangner vrteil schuldig ist vßrichtenn soll(en) Hatt m[e]in
her[r] Schultheis Inn achtagen vßzerichtenn by iij ß [Schilling] ge-
botten.«33
Im September 1520 enthalten die Bischöflichen Hofzahlamts-Rech-
nungen den Hinweis auf die Bezahlung eines »... steyns, so i[h]m [d. h.
Holbein; JS] M(ein). Gn(ädiger). H(err). zu malen verdingt hat«.36
Vom 8. November 1520 und vom 8. Februar 1521 datieren zwei Zah-
lungsbelege der Safranzunft an »Holbein den moller«, die auf zwei Wind-
fahnen und die Kranzkacheln eines Ofens bezogen werden:
»Item vff donstag vor sant martins tag ano Im 20 Ior han ich Holbein
dem Moller zalt von denen II dürneren [Türmen] zu mollenn t(ut) lb
[Pfund] I ß [Schilling] XV d [Pfennig] -« bzw. »Item vff fritag noch
vnsser frowenn tag der liechtmeß ano Im 21 Ior hann ich zalt Hollbeinn
dem moller vom offen obenn zu mollenn t(ut) lb [Pfund] I ß [Schilling]
II d [Pfennig] -«37
Am 15. Juni 1521 schloß der Baseler Rat mit dem Künstler einen Ver-
trag über die Ausmalung des großen Ratssaals, der im »Dreyer Herren
Gedenkbüchlein« einschließlich der geleisteten Einzelzahlungen vom
20. Juli und 14. September 1521, vom 12. April, 16. Juni, 23. August und
29. November 1522 überliefert ist:
»Holbein, moler.
Zewissen, daz meister Hannsen Holbein dem Moler, von minen Heren
den Buwheren vnnd lonheren in namen eins Rats, den Sal vff dem Richt-
huß zemole(n) v(er)dingt ist nach Lutt zweyer V(er)ding zedl(e)n deß-
halb gemacht vnnd gibt man Im für solich sin Arbeitt Hundert vnd xx
g(u)ld(en) daruff ist Im vff Sambstag Sant Vits vnd Modesto tag Im xxj
Jar, durch die drye Her(re)n gebe(n) xl guld(en) j lb [Pfund] v ß [Schil-
ling] für den g(u)ld(en) tut 1 lb [Pfund].«
»Anno v(t) s(upra). Sampstags vor Jacobi aber Im gebenn x gülden.« -
»Item xvij lb [Pfund] v ß [Schilling]. Im gebenn vff das Heylig Crutztag
Im Herbst anno xxj Hat Her Hans Oberriet [Ratsherr und Dreierherr; JS]
Empfangenn.« - »Item xv lb [Pfund] Im gebenn vff samstag vor dem
palmtag anno md xxij.« - »Item xij gülden Im geben vff mentag trinitate
anno xxij.« - »Item xv guldenn Im gebenn vff samstag vor Bartholomej
anno xxij.« - »Item xxj lb [Pfund] x ß [Schilling]. Im gebenn vff samstag
vor Andrees anno md xxij vnnd Im domit die obbestimpte sum gar bezalt
vnnd dwyl die hinder wand noch nit gmacht vnnd gemolet ist, vnnd er
vermeint an dysem das gelt verdient habenn, sol man die selbig hinder
want bis vff wythterenn bescheit lossenn an ston. Summa jcl lb
[Pfund].«38
Von diesem prestigeträchtigsten Auftrag, den die Stadt zu vergeben
hatte, haben sich nur wenige, noch dazu stark übermalte Fragmente
erhalten (Abb. 2).39 Dennoch ist die Ausmalung dank zahlreicher, im
Baseler Kupferstichkabinett aufbewahrter Vor- und Nachzeichnungen
(Abb. 3-4) im wesentlichen zu rekonstruieren.40 Bemerkenswerterweise
akzeptierte der Rat Holbeins Entscheidung, bereits nach Fertigstellung
zweier Wände die vertraglich vereinbarten 120 Gulden verdient zu
haben, so daß die dritte Wand zunächst unbemalt blieb.
Für das Jahr 1523 ist Holbeins Kontakt mit dem seit Ende 1521 wieder
in Basel residierenden Humanisten Erasmus von Rotterdam (um
1469-1536) belegt. So bedankte sich dieser in einem Brief vom
21. November 1523 an den Generalvikar von Konstanz und späteren
2 Hans Holbein d.J., Die Samnitischen Gesandten, Fragment des Wandgemäldes im Baseler
Großratssaal mit der Darstellung des Marcus Curius Dentatus, Basel, Kunstmuseum
Bischof von Wien, Johannes Fabri (1478-1541 ),41 für den Gruß, der ihm
von dem als »homo amicus« bezeichneten »Olpeius« vermutlich aus
Konstanz überbracht worden war:
»Salutem, vir ornatissime. Ex tua salutatione, quam mihi per Olpeium
misisti, melius habui: erat enim accurata et veniebat ab amico et per
hominem amicum.«42
Ein weiterer Baseler Humanist, Beatus Rhenanus (1485-1547),43
rühmt in seinem vermutlich schon 1524 verfaßten, aber erst im Jahre
1526 bei Johannes Froben in Basel verlegten Kommentar zur Naturge-
schichte des Plinius unseren Maler nicht nur als einen der berühmtesten
Künstler seiner Zeit, sondern berichtet außerdem, Holbein habe im Vor-
jahr, d. h. mutmaßlich im Jahre 1523, zwei »sehr gelungene« Bildnisse des
Erasmus von Rotterdam angefertigt (Tafel 27-28, 35),44 »...die später
nach England geschickt wurden«:
»Quales apud priscos multi extitere [sie], apud Germanos hodie sunt
inter primos clari, Albertus Durerius apud Norimberga(m), Arge(n)-
torati Ioa(n)nes Baldugnus [sie], In Saxonibus Lucas Cronachius, Apud
Rauricos Ioannes Holbeinus Augustae Vindelicorum quidem natus,
uerum iamdiu Basiliensis ciuis, qui erasmvm nostrum Roterodamum
anno supriori in duabus tabulis bis pinxit felicissime, & cu(m) multa gra-
tia, quae postea sunt in Britanniam transmissae. Quod si tanta dignatio
picturae esset apud nostrates, quanta fuit olim apud Graecos & Romanos,
non dubito quin spe laudis atq(ue) commodi proposita, diligentiori exer-
citio ad artis consummationem peruenire facile possent.«43
Rhenanus' Angaben zu den Bildnissen des Erasmus werden durch den
Porträtierten selbst bestätigt,46 schreibt dieser doch am 4. September
1524 einen Brief an William Warham (um 1450-1532),4' den Erzbischof
von Canterbury, aus dem wir erfahren, daß Warham offenbar der Emp-
fänger eines der beiden nach England gesandten Bildnisse gewesen war:48
»Amplissime Praesul, arbitror tibi redditam imaginem pictam, quam
misi vt aliquid haberes Erasmi, si me Deus hinc euocarit.«49
»An Unknown Man«. Hans Holbein d.J. in der schriftlichen Überlieferung seiner Zeit 17