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DAS SASANIDISCHE PERSIEN

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Kalifenreiches. Wie einst der letzte Achämenide Dareios 1IL, so stirbt Jesdegerd,
der letzte Sasanide, im östlichen Persien durch Meuchelmord (661).
Ganz anders als im Arsakidenreiche ist der sasanidische Staat auf eine
festgefügte Basis gestellt: An seiner Spitze der fast göttliche Verehrung ge-
nießende König, der Heerführer im Kriege, im Frieden von einem prunkvollen
Zeremoniell umgeben und nur bei feierlichen Audienzen wie ein goldenes Götter-
bild dem Volke erscheinend. Neben dem König der grundbesitzende Lehns-
adel; aus seinen ersten Familien die höchsten Beamten und Feldherren des
Reiches stellend. Als zweite herrschende Kaste die Magier, mit dem Ober-
mobed an der Spitze. Dieses Priestertum wacht streng über die Reinhaltung
der nationalen Religion und hat alle Bestrebungen einer Reformation, so die
Lehren des Mani und Masdak, zu unterdrücken vermocht. Nur unter überragen-
den und kräftigen Herrschern konnten Adel und Priestertum im Zaum gehalten
werden; wenn erstere fehlten, sank mit der Macht des Königtums auch die des
Reiches, und der Mangel an tüchtigen Herrschern, verbunden mit der durch
den Kampf um die Weltmacht hervorgerufenen Erschöpfung hat den Untergang
des Sasanidenreiches beschleunigt und schließlich vollendet. Die freilich stets
innerhalb des Landes unterdrückten religiösen Bewegungen sind Zeugen für
die Tiefe und Kraft des iranischen Geisteslebens, die in den starren Formen
des Avesta nicht zum Ausdruck kommen. Die heute verlorenen königlichen Chro-
niken, die sich noch bis in die islamische Zeit erhalten haben müssen, haben
die Großtaten des Reiches der Nachwelt übermittelt, so daß sie ein halbes Jahr-
tausend später in Firdausis Schahnameh wiedererstehen konnten und noch heute
im Gedächtnis der Perser leben.
Aber noch mehr als diese durch die Literatur übermittelte Tradition sind
die uns noch erhaltenen Kunstdenkmäler ein Beweis für die Höhe der irani-
schen Kultur zur sasanidischen Epoche: die Ruinen der gewaltigen Palastanlagen,
die Felsreliefs — die die Sasaniden nicht ohne Absicht an den gleichen Fels-
wänden angebracht haben, die die achämenidischen Reliefs schmücken —, die
silbernen Geräte, die hier und da aus dem Erdboden zum Vorschein gekommen
sind, und endlich die prachtvollen Seidenstoffe, die sich vor allem als Umhül-
lungen von aus dem Orient stammenden Reliquien erhalten haben.
 
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