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38 DIE FELSRELIEFS VON PERSEPOLIS UND SCHAPUR

sich da vor allem bemerkbar, wo man versucht, die Profilstellung der Figuren
aufzugeben und, im Gegensatz zum Unterkörper und zum Kopf, die Brust in
der Vorderansicht darzustellen. Da treten dann durch eine Verschiebung der
Schulter und einen falschen Armansatz die unerfreulichsten Verzerrungen ein.
Auch das Auge ist im Gegensatz zu der Profilstellung des sonstigen Kopfes inVorn-
ansicht wiedergegeben. Ganz unmöglich sind der Sitz der Reiter und ihr Größen-
verhältnis zu dem der Pferde; mit den nach unten ausgestreckten Fußspitzen
berühren sie fast den Erdboden. So zeigt in diesem ersten Relief die sasanidische
Reliefkunst eine bewußte Abhängigkeit von der altorientalischen Tradition, ein
Festhalten und Befangensein in den überlieferten Kompositionen; aber zu
gleicher Zeit macht sich das Bestreben geltend, etwas Neues und Monumentales
zu schaffen, das die Werke früherer Zeit übertreffen soll. Die göttliche Be-
lehnung, die Investitur des Herrschers, sollte an der gleichen Felswand, aber
in eindrucksvollerer Weise verherrlicht werden, an der Dareios, als dessen recht-
mäßigen Nachfolger sich Ardaschir betrachtet, über dem Eingang zu seinem
Grabe, seinem Gotte opfernd, dargestellt war (Tafel 32). Eine in drei Sprachen,
in dem älteren parthischen, dem neueren sasanidischen Pehlewi und in Griechisch
geschriebene Inschrift lautet: „Das ist das Bild des Ormusd-Verehrers, des
göttlichen Ardaschir, des Königs der Könige von Iran, des aus göttlichem Ge-
schlecht Entsprossenen, des Sohnes des göttlichen Papak, des Königs". Und
neben dem Gotte steht: „Das ist das Bild des Gottes Zeus".
Aus der Zeit des zweiten Sasaniden Sapors I. (242—272) kennen wir eine
größere Anzahl von Reliefs. Das Reiterrelief von Naksch i Redjeb (Tafel 71)
läßt trotz starker Zerstörung einen künstlerischen Fortschritt erkennen. Schon
dadurch, daß der König nicht den Ring berührt, sondern nur den Arm nach dem
ihm vom Gott entgegengebrachten Herrschaftssymbol ausstreckt, hat der Künstler
mehr Handlung in den Vorwurf zu bringen gewußt und die strenge Gleich-
mäßigkeit durchbrochen. Der Sitz der Reiter und ihr Größenverhältnis zum
Pferde ist natürlicher; an Stelle der in schweren Falten lang herabfallenden Ge-
wandung ist ein dünner, krause Falten bildender Gewandstoff getreten, der
die Körperformen besser hervortreten läßt und in der Folge allgemein üblich
wird. Das reich gezäumte Pferd zeigt größere Lebendigkeit. Die leidige Ver-
zerrung des Oberkörpers beeinträchtigt freilich auch hier den allgemeinen Ein-
druck. Einen weiteren Fortschritt zeigt das Relief, auf dem der König an der
Spitze seines Gefolges dargestellt ist (Tafel 73). Hier hat man sich sichtlich
 
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