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geliefert hallen, blieb es Bernhard Snphan Vorbehalten, im 21. Bande
desselben Jahrbuches (IWO) neben erschöpfender Ausnützung derselben
Quellen Goethes Briefe an die Familie Levetzow selbst zu veröffent-
lichen und dessen durch 3 Generationen reichende Beziehungen zu
diesem Familienkreis abschließend darzulcgen. Endlich konnte der
selbe Forscher im 15. Bande der „Schriften der Goethegesellschaft"
(1000) seine Bemühnngen um die Erhellung dieser Episode in Goethes
Leben und Dichten durch seine Einleitung zu der faksimilierten Wieder-
gabe von Goethes Handschrift der „Marienbader Elegie" krönen, wo-
durch die Entstehungsgeschichte dieser bewundernswerten Spätdichtnng
bis in die frühesten Keime zurückverfolgt und ihr Verständnis wesentlich
gefördert wurde.
In allen diesen Veröffentlichungen kommt Ulrike selbst nur
in sehr geringem Maße und fast nur durch ihre Gewährsmänner
zu Worte. Wir besaßen bisher von ihr nichts als zwei kurze
Nachschriften zu Briefen ihrer Mutter an Goethe aus den Jahren
1824 und 1827, beides Glückwünsche zum Geburtstag mit Er
innernngen an den gemeinsam verlebten 28. August 1823 (die
erste ist in den „Schriften der Goethegesellschaft" Band 15 auch
im Faksimile wiedergegeben). Außerdem führt Snphan (Goethefahr
buch 21, 5 f.) noch einige Worte aus dem Briefe Ulrikens an die
Großherzogin Sophie vom 28. Oktober 1887 an, mit dem sie dieser
die Goethebriefe sandte. Einen Brief vom 5. Dezember 1889 au
den Grafen Leopold LazauSki, worin sie aber genauere Mitteilungen
versagte, hatte E. F. Kastner im „Wiener Fremdenblatt" (15. Februar
1894) veröffentlicht. Hier können wir nun einsetzen. Während die
Originale der Briefe Goethes heimkehrten zu der Stätte, von der
sie einst ausgegangen waren, ist ein anderes, höchst wichtiges Doku-
ment in der deutsch-böhmischen Heimat Ulrikens zurückgeblieben und
mit andern wertvollen Andenken an sie durch Schenkung eines Fami-
liengliedes (der Baronesse von Rauch) in den Besitz des Massiger
Stadtmuseums übergegangen. Der Liebenswürdigkeit des Museums-
Vorstandes, unseres hochverehrten Mitarbeiters Julius Lippert, ver-
danke ich es, daß mir das Original der hier veröffentlichten Auf-
zeichnungen zu bequemer Benutzung durch längere Zeit zugänglich
gemacht wurde.
Es war dies allerdings notwendig, wenn das merkwürdige
Schriftstück in einer Halbwegs authentischen Wiedergabe vorgelegt
werden sollte. Es besteht aus drei von der Schreiberin selbst
nummerierten, doppelseitig lind dicht beschriebenen Bogen gewöhnlichen
weißen Briefpapiers (Ma'schinenpapiers) ohne Ueber- und Unterschrift.
Während die Schrift ans der ersten Seite ziemlich ruhig und deutlich,
wenn auch mit starken Abkürzungen, einsetzt, wird sic schon auf den
folgenden Blättern unruhiger, hastiger und flüchtiger, die Abkürzungen
werden immer zahlreicher und gedrängter und gehen endlich in bloße
Andeutungen über, so daß der Sinn oft nur erraten werden kann.
Erst wiederholte eindringliche Beschäftigung mit den Schriftzügen der
alten Dame hat zu Halbwegs sicheren Lesungen geführt, so daß bis
auf wenige Stellen, die durch Punkte bezeichnet sind, nicht bloß der
geliefert hallen, blieb es Bernhard Snphan Vorbehalten, im 21. Bande
desselben Jahrbuches (IWO) neben erschöpfender Ausnützung derselben
Quellen Goethes Briefe an die Familie Levetzow selbst zu veröffent-
lichen und dessen durch 3 Generationen reichende Beziehungen zu
diesem Familienkreis abschließend darzulcgen. Endlich konnte der
selbe Forscher im 15. Bande der „Schriften der Goethegesellschaft"
(1000) seine Bemühnngen um die Erhellung dieser Episode in Goethes
Leben und Dichten durch seine Einleitung zu der faksimilierten Wieder-
gabe von Goethes Handschrift der „Marienbader Elegie" krönen, wo-
durch die Entstehungsgeschichte dieser bewundernswerten Spätdichtnng
bis in die frühesten Keime zurückverfolgt und ihr Verständnis wesentlich
gefördert wurde.
In allen diesen Veröffentlichungen kommt Ulrike selbst nur
in sehr geringem Maße und fast nur durch ihre Gewährsmänner
zu Worte. Wir besaßen bisher von ihr nichts als zwei kurze
Nachschriften zu Briefen ihrer Mutter an Goethe aus den Jahren
1824 und 1827, beides Glückwünsche zum Geburtstag mit Er
innernngen an den gemeinsam verlebten 28. August 1823 (die
erste ist in den „Schriften der Goethegesellschaft" Band 15 auch
im Faksimile wiedergegeben). Außerdem führt Snphan (Goethefahr
buch 21, 5 f.) noch einige Worte aus dem Briefe Ulrikens an die
Großherzogin Sophie vom 28. Oktober 1887 an, mit dem sie dieser
die Goethebriefe sandte. Einen Brief vom 5. Dezember 1889 au
den Grafen Leopold LazauSki, worin sie aber genauere Mitteilungen
versagte, hatte E. F. Kastner im „Wiener Fremdenblatt" (15. Februar
1894) veröffentlicht. Hier können wir nun einsetzen. Während die
Originale der Briefe Goethes heimkehrten zu der Stätte, von der
sie einst ausgegangen waren, ist ein anderes, höchst wichtiges Doku-
ment in der deutsch-böhmischen Heimat Ulrikens zurückgeblieben und
mit andern wertvollen Andenken an sie durch Schenkung eines Fami-
liengliedes (der Baronesse von Rauch) in den Besitz des Massiger
Stadtmuseums übergegangen. Der Liebenswürdigkeit des Museums-
Vorstandes, unseres hochverehrten Mitarbeiters Julius Lippert, ver-
danke ich es, daß mir das Original der hier veröffentlichten Auf-
zeichnungen zu bequemer Benutzung durch längere Zeit zugänglich
gemacht wurde.
Es war dies allerdings notwendig, wenn das merkwürdige
Schriftstück in einer Halbwegs authentischen Wiedergabe vorgelegt
werden sollte. Es besteht aus drei von der Schreiberin selbst
nummerierten, doppelseitig lind dicht beschriebenen Bogen gewöhnlichen
weißen Briefpapiers (Ma'schinenpapiers) ohne Ueber- und Unterschrift.
Während die Schrift ans der ersten Seite ziemlich ruhig und deutlich,
wenn auch mit starken Abkürzungen, einsetzt, wird sic schon auf den
folgenden Blättern unruhiger, hastiger und flüchtiger, die Abkürzungen
werden immer zahlreicher und gedrängter und gehen endlich in bloße
Andeutungen über, so daß der Sinn oft nur erraten werden kann.
Erst wiederholte eindringliche Beschäftigung mit den Schriftzügen der
alten Dame hat zu Halbwegs sicheren Lesungen geführt, so daß bis
auf wenige Stellen, die durch Punkte bezeichnet sind, nicht bloß der