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Sauer, Joseph
Die altchristliche Elfenbeinplastik — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 38: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61244#0009
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fein die Bildnisse des Sanctus Gregorius und des David
Rex. Auch als Mittelstück von kostbaren Buchdeckeln
wurden sie gern verwendet. Man schuf aber nach dem
Vorbild dieser Profandiptychen und dem Schema ihrer
Anordnung auch kirchliche Gegenstücke mit christlichen
Bildmotiven; an Stelle der Konsularbildnisse traten die
der Apostelfürsten, der Erzengel, Christi und Mariens
und in mehreren Feldern übereinander wurden szenische
Darstellungen untergebracht. Auch die fünfteiligen Dip-
tychen fanden Nachahmung. Im Mittelfeld wurde das
Bild des Kaisers und der Kaiserin durch das des Herrn
und seiner Mutter ersetzt; statt der Krieger oder der
Personifikation von Städten erscheinen Engel; die durch
Gaben huldigenden Barbaren auf dem Sockelstückwerden
in die Huldigung der Magier umgewandelt und die Genien
mit den Kaisermedaillons auf der Bekrönung in Engel,
die das Brustbild Christi halten.
Trotz der angedeuteten Schwierigkeiten lassen sich
doch heute mancherlei Zusammenhänge her- und eine
größere Anzahl Gruppen verwandter Stücke aufstellen.
Nach heutiger Auffassung wohl ziemlich sicher dem vier-
ten Jahrhundert (etwa Mitte) zuzusprechen ist die Elfen-
beinpyxis in Berlin (Taf. 4); ihre zwei Darstellungen
des lehrenden Christus inmitten der sitzenden individuell
charakterisierten Apostelfürsten, sowie des Opfers Abra-
hams legen die Vermutung nahe, daß die Pyxis als eucha -
ristischer Behälter gedacht war. Sie nehmen sich wie eine
Abkürzung des Apsidalbilderschmuckes christlicher Ba-
siliken aus. Der Heiland ist als bartloser Jüngling mit
weichem vollem Gesicht dargestellt, kaum differenziert
von den stehenden Gefährten, so wie es in der Kunst
des vierten Jahrhunderts im Osten wie insbesondere im
Westen üblich ist. Die ikonographischen Einzelheiten
der beiden Darstellungen reichen nicht aus, in der Frage
Orient oder Rom einen bestimmten Ausschlag zu geben.
Das gilt weder von dem Motiv des lehrenden Herrn, das

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