Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Saxl, Fritz; Meier, Hans; Bober, Harry [Editor]
Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters (3,1): 3. Handschriften in englischen Bibliotheken — London: The Warburg Institute, University of London, 1953

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.56704#0043
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Michael Scotus

XXXIX


Fig. 12 Eridanus: Madrid, Bibi. Nac., Ms. 19 (A. 16), Bl. 67r

verknüpft zum Beispiel, um zu einem „neuen“ Sternbild des Leierspielers
zu gelangen, verschiedene Stücke klassischer Mythen miteinander. Die
Aratea-Tradition liefert ihm das wesentliche Material auch für die „Neu-
bildungen.
Wir würden aber dem Phänomen Scotus nicht gerecht, wenn wir es
nur von der literarischen, nicht zugleich auch von der bildgeschichtlichen
Seite her betrachteten. Es ist für die Charakteristik des Michael Scotus
und der staufischen Kultur Unteritaliens mindestens ebenso wichtig, zu
erkennen, daß er seine Neubildungen gewinnt, indem er Bilder, zu denen
er keine Texte vorfand, zu „neuen“ Gestirnen umdeutete, wie daß sie
aus einer Klitterung mythographischer Texte entstehen. Für den „fallenden
Geier“ konnte Boll dies nachweisen10: die Bezeichnung „fallender Geier“
übernahm Scotus aus dem Arabischen. Das Bild hierfür entlieh er aber
seinem Arat, wo die großen Verse: „Von Zeus laßt uns beginnen, den wir
Menschen niemals ungenannt lassen sollen. Von Zeus erfüllt sind alle
Gassen und alle Märkte der Menschen“, mit dem Bild des blitze-
schleudernden Zeus illustriert sind, der auf dem Adler durch die Lüfte
schwebt.11 Hier ließ sich Scotus durch die Großartigkeit des antiken Bildes
zu seiner Erfindung „verleiten“.
10 BOLL, a. a. O., S. 115f. und S. 445.
11 Siehe oben, Anm. 6.
 
Annotationen