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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0008
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— 4 —

kreis nicht hinaussieht und deshalb nicht nur für den altchrist-
lichen oder neugriechischen Stil, wie er ihn nennt, sondern mehr
noch für die Geschmacksentwickelung der letztvergangenen vier Jahr-
hunderte sicli nur nebenbei interessierte; und ebenso wird man es be-
greifen, dass der vielseitige Gelehrte in künstlerischen Fragen nicht
Fachmann genug war, um auf dem Wege vergleichender Stilkritik
dem Stein selbst seine Geschichte zu entlocken. Der bleibende
Wert seiner Arbeiten liegt in der geschickten und gewissenhaften
Zusammenstellung des urkundlichen Materials, das denn auch bis
herab auf die Zeit der Renaissance seither nicht wesentlich vermehrt
worden ist.

Ihre wünschenswerte Ergänzung fanden Schreiber's Arbeiten
in mancher Beziehung durch den geistvollen Aufsatz des Oberbaurats
Adler, der als geschulter Architekt eben das besass, was jenem fehlte:
die feinsinnige Analyse des ganzen Bauwerks und besonders des
Westturms sind sein Verdienst. Aber er war zu wenig Historiker,
um die von Schreiber übrig gelassenen Gebiete zu erobern und sich
anderseits von willkürlichen Kombinationen fern zu halten: Der
hübsche Einfall, dass Erwin, „von Steinbach," auch der Meister der
Freiburger Fassade sein könne, ward seiner Arbeit zur Tendenz und
veranlasste ihn zu einer willkürlichen Verschiebung der ganzen
Baugeschichte.

Eine Reihe von Arbeiten, welche sich ausserdem mit der Ge-
schichte des Freiburger Münsters beschäftigen, sind für uns deshalb
belanglos, weil sie sich auf eine Wiederholung und Verbreiterung des
vor ihnen schon Gesagten beschränken und nur zum geringsten
Teil auf eigenem Urteil beruhen; so Franz Baer's „Baugeschichtliche
Betrachtungen über unsrer lieben Frauen Münster", Freiburg 1889
und J. König im Freiburger Diözesan-Archiv XV. p. 247. ff. Am
meisten konnte für einzelne Teile das im übrigen recht wenig'
kritische Büchlein des Domkapitulars Makmon benutzt werden. 1

Die entsprechenden Abschnitte der geläufigen Handbücher folgen
je nach der Zeit ihres Erscheinens der Darstellung von Schreiber
oder Adler und entbehren einer selbstgeschaffenen Grundlage,
so dass wir sie hier anzuführen unterlassen dürfen.

Bei all diesen Arbeiten war dem Erbauer des Turms und
seinen Nachfolgern die meiste Aufmerksamkeit geschenkt, die ältesten
Bauteile des Münsters und die Fragen, wann sie entstanden, wie weit
sie vollendet wurden, und welches der Gesamtplan dieser ältesten
Kirchenanlage war, wurden dabei kaum berührt, oder doch nicht zu

1 Unsrer lieben Frauen Münster zu Freiburg. 1878.
 
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