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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0035
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— 31 -

zeigen aber noch die attische Basis mit stilisiertem Eckblatt und
den schweren Kelchknauf; ebenso die Säulen der Blendarkaden, die
längs der Aussenmauer hinlaufen: schlanke Schäfte ohne Ring,
schwerfällige Kelchkapitelle (einmal wiederholt sich auch die Knauf-
bildung mit vier Vögeln), breite Tellerbasen, die über die Plinte vor-
stehen75; nirgends findet sich noch das typisch gothische Kapitell
mit den beiden Laubkränzen. Die Fenster, deren Bogen sehr steil
aufsteigt (einmal fast geradlinig), nehmen die ganze Breite zwischen
zwei Strebepfeilern ein; sie sind spitzbogig abgeschlossen und an
der Nordseite durch zwei senkrechte an den Kanten abfiteschräete.
aber sonst ganz profillose Steinbänder geteilt; ein auf figuren-
geschmtickten Konsolen ruhender Birnstab bildet das einfache Profil
der Archivolte. Von den südlichen Fenstern ist eines, anscheinend
im XIV. Jahrhundert, zum Teil erneuert worden7C, das zweite zeigt
reichere Gliederung aber ebenso profillos. Säulchen oder Kundstäbe
in die Leibung zu legen, aus denen sich das Profil des Masswerks
entwickeln könnte, ist eine Übung, die erst in der folgenden Bau-
periode der Turmmeister nach Freiburg brachte. Die Lichtgaden-
fenster sind zweiteilig und zeigen in dem Bogenfeld einen glatten
Steinring, dessen abgeschrägte Kanten bezeichnend genug mit Kugeln
besetzt sind, wieder romanische Rundbogenfries sie zeigte77. Auch
das Band von Rosetten, welches an der Innenwand unter den
Fenstern herläuft, und die Kranzgesimse zeigen eine noch durchaus
romanische Ornamentik.

Entwickeltes Strebesystem.
Dagegen ist das Strebesystem schon ganz durchdacht: die
Pfeiler, durch Sockel und schräg abfallendes unterschnittenes Gesims
gegliedert, sind wohl tief, aber nicht mehr wie in Basel breit ab-
gestuft; man hat indessen offenbar die Erfahrung gemacht, dass
über ein gewisses Mass die Verbreiterung des Pfeilers seine Wider-
standsfähigkeit gegen den Seitenschub des Gewölbes nicht mehr
vermehrt. Nach oben erhält er seinen Abschluss durch ein über
Eck gestelltes vierseitiges Fialentürmchen, in dessen vertieften, im
Kleeblattbogen geschlossenen Vorderseiten flach modellierte Königs-
bilder stehen, und das in einem bescheidenen Vorläufer der Kreuz-

75 Vgl. Sohbeibeb's Atlas Tafel 13.

'" Vgl. das Masswerk im oberen Teil derselben abgebildet auf Sohbbibbb's
Tafel 4, ein sehr schürf und elegant profilierter Dreipass.

" Besonders abgebildet bei Adler p. 473 Figur 8, und in grossem Mass-
stab bei Reddenbaciier : Tafeln zur Kenntnis der Architektur des Mittelalters.
Tafel 18, 6 und 6a.
 
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